Wer die Leidtragenden sind
Natürlich, werden nun manche LeserInnen denken, haben Marketingmenschen andere Interessen als die KäuferInnen von Robotern. Doch zu dieser Diskrepanz gesellt sich noch eine weitere: Diejenigen, die die Geräte anschaffen, also etwa Produktionsleiter, sind meist nicht diejenigen, die sie verwenden. Bart Verhees ist technischer Trainer beim Münchner Schulungsunternehmen Grollmus und meint dazu: „Generell ist zu sagen, dass "man" gerne versucht den Bereich Safety zu umgehen“. Mit den Auswirkungen leben müssen allerdings die MitarbeiterInnen, die den Roboter in der täglichen Arbeit bedienen sollen. „Damit sind es dann die, die keine laute Stimme haben, die gezwungen werden die Sicherheit zu umgehen“, so Verhees weiter. „Der Chef bekommt etwas gezeigt, das zwar real aussieht, aber so nicht eingesetzt werden kann. Der Verkäufer hat sein Ziel erreicht und die Kunden sind nachher unzufrieden. Dementsprechend werden solche Anlagen dann oft schnell wieder demontiert“. Jascha Rohmann, CEO der Rohmann Automation GmbH, pflichtet Verhees bei: „Das ist der Grund warum in fast jeder Firma Cobots rumstehen, die keiner braucht. Nach und nach fliegen die überall wieder raus. Insbesondere kleine und mittelständige Unternehmen geraten oft in die Cobot-Falle“.
(Tipp der Redaktion: Festo präsentiert den ersten pneumatischen Cobot)
Marketing per se nicht das Problem
„Es ist nun mal so, dass wir lieber kaufen, wenn es schöner und appetitlicher aussieht“, springt Markus Rimmele, Gründer des Digitalisierungsanbieters DigitalituM fürs Marketing in die Bresche. „Es darf ruhig ein bisschen provokativ oder überspitzt sein. Das darf man alles nicht so ernst sehen“, meint er. Zudem weiß Rimmele aus seiner aktuellen Tätigkeit in den USA, dass Marketing auch eine Kulurfrage ist. „Ich muss die Message an mein Zielpublikum und deren Kultur richten. Ein Vergleich: Der Deutsche oder Österreicher will es genau und präzise haben und jedes Einzelteil technisch beschrieben haben, während der Amerikaner denkt: Was redet der so viel, was ist drin für mich? Was bringt mir das Ding, wieso soll ich das kaufen?“. Aus zwei Perspektiven kann Deborah Lidauer auf die Thematik blicken. Sie ist Produkt Manager Automation bei ENGEL und hat zuvor drei Jahre beim Robotik-Spezialisten KUKA im Marketing gearbeitet. Sie bescheinigt dem Marketing im B2B-Bereich einen zu Unrecht schlechten Ruf: „Ich denke, das Marketing dürfte im B2B durchaus noch einen besseren Stellenwert bekommen. Vor allem durch die Brille einer Produktmanagerin kann ich sagen, dass Marketing oft unterschätzt wird. Es ist eine unglaublich wichtige Schnittstelle, die viel zur Wertschöpfung eines Produkterfolgs beiträgt.“