Trends Industrie : Technologietrends, die sich 2023 NICHT durchsetzen
Krieg, Energieknappheit und die anhaltenden Folgen der Pandemie sorgen auch 2023 für Unsicherheit. Arbeitskräftemangel, Lieferkettenprobleme, sinkende Verbraucherstimmung und steigende Kosten setzen viele Märkte unter Druck. Etwas Klarheit für das kommende Jahr möchte das globale Analystenteam von ABI Research schaffen. Dazu gibt es Einblicke in die Technologietrends, die 2023 prägen werden – oder auch nicht.
1. No-Code als Treiber von KI-Lösungen
Der Bedarf an KI ist gewachsen, aber Unternehmen mit ausreichendem Wissen in dem Bereich sind begrenzt. Daher versuchen einige Anbieter, mit No-Code-KI-Lösungen die KI-Technologien einem breiteren Spektrum an Unternehmen zugänglich zu machen. Leider soll dies auch 2023 sehr herausfordernd bleiben. Erstens tun sich kleine und mittelständische Unternehmen immer noch schwer, mit großen KI-Technologieanbietern um Fachkräfte im KI-Bereich zu konkurrieren. Zweitens unterliegt die Einführung von KI in vielen Branchen einer strengen Prüfung.
Unternehmen, die sich für KI interessieren, sollten laut ABI-Einschätzungen entweder intern KI-Expertise aufbauen oder mit einem Drittanbieter zusammenarbeiten. Sich ausschließlich auf No-Code-KI-Plattformen zu verlassen, scheint also erstmal nicht zielführend zu sein.
Ebenfalls interessant: Wie KI helfen kann, Qualität und Produktivität zu steigern
2. Private 5G-Netze
Kritische 5G-Funktionen für Unternehmen sollen ab Ende 2023 in kommerziell erwerbbaren Chipsätzen erhältlich sein. Dementsprechend werden Release 16-fähige Geräte in Industriequalität Anfang 2024 in großem Umfang verfügbar sein. Da die Gerätekosten erst sinken, wenn sie in großen Stückzahlen produziert werden, wird 5G wohl erst danach an Fahrt gewinnen. 4G soll noch bis mindestens 2027 die vorherrschende Mobilfunk-Verbindungstechnologie bleiben.
Lesen Sie auch: „6G kann ein Gamechanger werden“
3. VR-Brillen für den Consumer-Markt
Während VR eine Handvoll bemerkenswerter Releases und auch Akzeptanz innerhalb von Unternehmen erleben wird, braucht das AR-Ökosystem für Verbraucher:innen noch mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Apple und Google allein diktieren laut ABI research, wann der Consumer-Markt für AR-Brillen bereit ist. Beide Unternehmen wollen intelligente Brillen erst 2024 zum großen Thema machen.
Allerdings ist das Ökosystem auch ohne HMDs (Head-Mounted Displays) für Verbraucher:innem gereift und gewachsen, wodurch diese Geräte wohl schnell auf Akzeptanz stoßen werden.
4. Der Dämpfer für Industrieroboter
Der Einsatz von Robotik in der Fertigung hat sich aufgrund von COVID-19 kaum verlangsamt und wird voraussichtlich 2023 weiter zunehmen. Der jüngste World Robotics-Bericht der International Federation of Robotics (IFR) zeigte, dass die Installation von Industrierobotern im Jahr 2021 ein Allzeithoch erreichte und um 31 % gegenüber dem Vorjahr zunahm.
Die Logistikbranche setzt aktiv Roboterautomatisierung ein, um Einschränkungen in der Lieferkette zu lösen. Auch in Anbetracht des Arbeitskräftemangels ist der Einsatz von Robotern weiterhin ein vielversprechender Weg.
5. Metaverse für die industrielle Nutzung
Das Jahr 2023 wird, wenn die Analysten Recht behalten, nicht das Jahr sein, in dem Firmen Unsummen in das Metaverse investieren. Die Mitarbeiter:innen werden keine Avatare erstellen und Aufgaben in virtuellen Welten lösen.
Eher wird in Tools investiert werden, die die Vernetzung und Feedbackschleifen zwischen Designern, Ingenieurinnen und Fertigungsteams vereinfachen. Digitale Zwillinge, die Maschinen, Produktionslinien und Anlagen abbilden und so helfen Abläufe zu optimieren, werden weiter hoch im Kurs sein. Das Jahr für die Arbeit im Metaversum sehen die Analysten aber frühestens 2024.
6. Kreislaufwirtschaft
Unsere Weltwirtschaft ist derzeit noch auf lineares Wachstum ausgelegt, was leider noch länger so bleiben wird. Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Verlust der biologischen Vielfalt erregen zwar viel Aufmerksamkeit, werden aber noch nicht zu einem Durchbruch für die Kreislaufwirtschaft führen. Dazu müssten Herausforderungen wie eine kurzfristige Rentabilität, Verbraucherfreundlichkeit, unkoordinierte Geschäftsmodelle und unzureichende Recyclingtechnologien noch besser bewältigt werden.
Anreize für mehr Zirkularität müssten besser zwischen Regierungen und Unternehmen aufeinander abgestimmt werden. Als Beispiel nennen die ABI-Analysten eine Standardisierung für das Recycling von Elektrofahrzeugbatterien.
(Lesen Sie auch: Warum die Klimakrise ein unterschätzter Megatrend ist)