Stefan Roth appelliert an Unternehmen : „Geht den Weg der Digitalisierung!“
FACTORY: Die Lieferproblematik ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Wie stressig ist Ihr Job?
Stefan Roth: Ich würde nicht sagen stressig, aber mein Aufgabengebiet in der der Produkt- und Serviceweiterentwicklung ist sehr breit gefächert. Es kommen jeden Tag neue Herausforderungen und neue Anfragen von Kund:innen auf uns zu.
Wie ist Ihr Eindruck, wie geht es den Unternehmen angesichts der aktuellen Herausforderungen?
Die Unternehmen, die mit uns arbeiten, lassen sich durch die momentanen Krisen nicht unterkriegen, sondern blicken nach vorne und schauen aktiv, wo sie etwas verbessern können. Das ist meiner Meinung nach auch die beste Strategie, um langfristig resilient zu bleiben, statt nur von Krise zu Krise zu springen.
Welche Branchen sprechen Sie an?
Den gesamten Industriebereich, also etwa den Maschinen- und Anlagenbau, aber auch die Chemie-, Papier und die Lebensmittelindustrie. Technischer Bedarf ist in so gut wie allen Branchen vorhanden.
Wie können Beschaffung und Bestand Ihrer Ansicht nach am besten optimiert werden?
Das ist stark vom digitalen Reifegrad der Kund:innen abhängig. Steht der Kunde noch ganz am Anfang der Digitalisierung, bestellt er also beispielsweise noch telefonisch oder per Mail, geht es vielleicht in die Richtung elektronische Kataloge und Kanban Regal mit Scanfunktion. Sind diese digitalen Schritte bereits umgesetzt und der Kunde arbeitet mit einem ERP-System, in dem die Stammdaten sauber gepflegt sind, sind beispielsweise RFID-, Wiegezellentechnologie und Schnittstellenintegration der richtige Ansatz. Auch der Bereich Arbeitsschutz muss nicht mehr über den Magazineur verwaltet werden, sondern kann vollautomatisch über einen Ausgabeautomaten ablaufen.
(Lesen Sie auch den Kommentar: Materialflussoptimierung – die Illusion der totalen Kontrolle)
Die Prozesskosten in der Supply Chain sind oftmals um ein Vielfaches höher als die eigentlichen Produktkosten.Stefan Roth
Was raten Sie Unternehmen, die noch am Anfang der Digitalisierung stehen?
Uns kontaktieren, damit wir eine gemeinsame Ist-Analyse machen und eine passende Lösung suchen können. Aber generell ist mein Tipp: Schaut mutig in die neue Zeit und geht den Weg der Digitalisierung! Beginnen Sie mit einer Potenzialanalyse, ermitteln Sie Ihren digitalen Reifegrad und suchen Sie sich einen konkreten Bereich mit vielen redundanten Schritten (z.B. Einkauf), in dem Sie Ihre Prozesse digitalisieren.
Worauf schaut man im Normalfall bei so einer Ist-Analyse?
Einerseits betrachten wir den Informationsfluss, andererseits aber auch die logistischen Parameter, die dahinterstehen. Also welche Mengen werden in welcher Häufigkeit umgeschlagen, um welchen Warenwert handelt es sich und wie können Industriebetriebe Ihre Lagerung möglichst effizient gestalten.
Was gibt es da an digitalen Möglichkeiten?
Die Möglichkeiten sind unerschöpflich. Digitales Potenzial sehe ich im RFID-Umfeld, im Scanner-Umfeld oder im Bereich des Online Shops. Wir entwickeln hier unsere Lösungen laufend weiter.
Sie bieten bei DEXIS Steyr-Werner eine sogenannte 360°-Lösung für Beschaffungsprozesse. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Mit unseren 360°-Lösungen verfolgen wir einen gesamtheitlichen Ansatz, der den Kunden und die Wertschöpfungskette im Ganzen betrachtet. Vom Bestellen über die Anlieferung bis hin zur Lagerung und Nachbestückung. Unser Service bekommt durch die Zugehörigkeit zu DEXIS eine internationale Ausprägung, wodurch wir auch Kund:innen mit mehreren Niederlassungen in verschiedenen Ländern unterstützen können. Ein weiterer Aspekt ist der logistische: Wir betrachten unser Produkte- und Serviceportfolio (Lagerbewirtschaftungs- und E-Business Lösungen) immer zusammen. Nur so können unsere Kund:innen von niedrigen Prozesskosten in der Supply Chain profitieren. Diese sind oftmals um ein Vielfaches höher als die eigentlichen Produktkosten.
Ohne die richtigen Daten und ohne Datenqualität bleiben wir am Anfang stehen.Stefan Roth
Sie haben vor Ihrer Tätigkeit bei DEXIS Steyr Werner bereits mehrere Jahre Erfahrung als Supply Chain Manager gesammelt. Was nehmen Sie davon als Learning mit?
Ich war zuständig für die Weiterentwicklung einer Supply Chain Management Software. Und auch hier hat Digitalisierung eine sehr große Rolle gespielt. Wenn man sagt, Information ersetzt die Bestände, dann muss man zunächst einmal wissen, was los ist. Datensätze gehören geordnet, um sich einen Überblick zu verschaffen. Und erst in der weiteren Folge kann man über Optimierungsschritte nachdenken. Die wichtigste Erkenntnis ist also: Ohne die richtigen Daten und ohne Datenqualität bleiben wir am Anfang stehen.
Was macht denn für Sie die Datenqualität aus?
Zunächst einmal, dass man Daten sauber und lückenlos erfasst. Aber auch die richtige Darstellung um daraus wertvolle Rückschlüsse zu ziehen, also die Interpretation, ist essenziell.
DEXIS Steyr-Werner wird Mitte 2023 in DEXIS Austria umbenannt. Was wird sich außer dem Namen sonst noch ändern?
Wir können unseren Kund:innen neben der internationalen Standortbetreuung ein noch umfangreicheres Sortiment von 1 Million hochwertigen Markenartikeln bieten. Außerdem bündeln wir Expert:innenwissen aus ganz Europa. Einige DEXIS-Schwestern setzen beispielsweise sehr erfolgreich Predictive Maintenance Lösungen bei Ihren Kunden ein, welche wir auch in Österreich in naher Zukunft anbieten werden.
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