B2B Plattform : Lieferketten: Krise veränderte Beschaffungstrends
Über Veränderungen bei der Nachfrage, aber auch in der Art der Beschaffung haben B2B-Plattformbetreiber wie Visable besonders gute Einsichten, stellen sie doch die Schnittstelle zwischen Lieferant:innen und Kund:innen bereit. So zeigte sich im Geschäftsjahr 2022, dass besonders erneuerbare Energien hoch im Kurs standen. Bei Visable spricht man gar von einem "Nachfrageboom". Photovoltaikanlagen waren 2022 so gefragt wie nie zuvor. Insgesamt vier der sieben meistgesuchten Kategorien auf wlw (früher: "wer liefert was") zeugten letztes Jahr von den Bemühungen vieler Firmen um eine schnelle Energiewende. Die fünf am häufigsten gesuchten Produktkategorien waren Maschinenbau, Brennholz, Photovoltaikanlagen, Holzpellets und Lebensmittel.
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In Krisensituationen oder bei Angebotsverknappung müssen Einkäufer:innen von Unternehmen ihre traditionellen Lieferketten überdenken.Peter F. Schmid
Beschaffung immer digitaler
Über die Ursache dieser Trends sagen die Suchen direkt zwar nichts aus. Dennoch ist sehr naheliegend, dass der russische Krieg in der Ukraine und die dadurch gestiegenen Energiepreise die Hauptauslöser sind. Eine weitere Beobachtung, die der Plattformbetreiber verkünden ließ, ist, dass die Beschaffung zunehmend digitaler wird. Visable-CEO Peter F. Schmid hat dafür eine Erklärung: „In Krisensituationen oder bei Angebotsverknappung müssen Einkäufer:innen von Unternehmen ihre traditionellen Lieferketten überdenken und neue Wege für die Beschaffung finden. Daher beobachten wir eine weitere Verlagerung der Prozesse ins Digitale, auch in bisher eher konservativen Branchen”.
Diese Verlagerung kommt auch Schmids Unternehmen zugute. Im Geschäftsjahr wuchs der Umsatz auf 68 Millionen Euro, was eine dreiprozentige Steigerung zum Vorjahr ist. Die B2B-Plattform wlw ist vor allem in der D-A-CH-Region stark und europages ist laut Visable im europäischen Raum führend. Auf beiden Plattformen sind rund drei Millionen Firmen registriert und zusammen erreichen sie monatlich über 3 Millionen B2B-Einkäufer:innen. Durch die Vernetzung von Ein- und Verkäufer:innen sollen erstere flexibler und schneller werden. Die Anbieter:innen nutzen B2B-Plattformen, um die Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen zu erhöhen.
Mehr Suchen aus den USA
Die meisten gesendeten und empfangenen Suchanfragen auf wlw kamen aus Deutschland, gefolgt von Österreich und der Schweiz. Auf den Rängen vier und fünf folgen die Vereinigten Staaten und China, wobei vor allem die Anfragen aus den USA im Vergleich zum Vorjahr um ein Vielfaches gewachsen sind. Auf europages kamen die meisten Suchanfragen aus Frankreich, die Plätze zwei bis fünf belegen Deutschland, Italien, die Türkei und die USA. Auch hier haben die Suchen aus den Vereinigten Staaten deutlich zugelegt.
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