Fachkräftemangel : voestalpine: Vier Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
Die voestalpine steht, wie zahlreiche Industriebetriebe in Europa, vor der anhaltenden Herausforderung des Fachkräftemangels. International ist der Stahlriese Arbeitgeber für derzeit 51.200 Beschäftigte (Vollzeitäquivalente) in 50 Ländern, 23.000 davon entfallen auf Österreich. Die Personalnot will der Konzern mit einer aktiven Beschäftigungsstrategie meistern. Dass eine solche Strategie notwendig ist, verdeutlichen die Zahlen: In Österreich allein sind derzeit etwa 400 Stellen unbesetzt, und zu Beginn des Sommers suchte das Unternehmen 3.000 Fachkräfte. Die nachlassende Konjunktur mildert zwar die Personalsituation etwas, dennoch bleibt der Fachkräftemangel ein bedeutendes Hindernis.
1. Investitionen in Aus- und Weiterbildung
Einen klaren Fokus setzt die voestalpine daher auf die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2023/24 investierte das Unternehmen über 60 Millionen Euro in diese Bereiche. 81 Prozent der Belegschaft nutzten diese Weiterbildungsmaßnahmen. Der Konzern unterhält Ausbildungszentren an 15 Standorten in Österreich. Hier werden derzeit rund 940 Lehrlinge in 30 verschiedenen Berufen ausgebildet. Dieses Engagement erstreckt sich auch international, wo insgesamt 1.400 Lehrlinge in 50 Lehrberufen gefördert werden. Um die zukünftigen Arbeitskräfte dort anzusiedeln, wo sie gebraucht werden, errichtet die voestalpine derzeit ein neues Lehrlingswohnhaus in Kapfenberg, das bis 2025 fertiggestellt werden soll.
>> Immer up to date mit der Branche sein? Hier geht’s zum Factory-Newsletter!
2. Umfassende Betreuungsangebote
"Besonders wichtig ist uns auch die weitere Steigerung des Frauenanteils auf allen Ebenen - von den technischen Berufen bis hin zu den Führungskräften", sagte der Konzernsprecher Peter Felsbach kürzlich in einem Gespräch mit der APA. Im Vorstand der voestalpine sitzt vorerst noch keine einzige Frau. Doch mit neuen, flexible Betreuungsangeboten sollen wohl vorrangig die Mitarbeiterinnen angesprochen werden. Ab September 2023 wird in Linz eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Kinder bis 12 Jahre angeboten, einschließlich Schichtdiensten, Wochenenden und Feiertagen. Gestartet werde das familiär gestaltete Betreuungsangebot laut Felsbach für vorerst acht Kinder, es könne aber noch erweitert werden. Parallel dazu wurden die Kapazitäten in der Tagesbetreuung heuer im Mai von 90 auf 200 Plätze aufgestockt.
3. Flexibilität in Schichtmodellen
Um die Herausforderungen der Schichtarbeit etwas abzuschwächen, führte man bereits in den vergangenen Jahren flexible Arbeitszeitmodelle ein; und zwar eine angepasste 4er-Schicht und das sogenannte 5-Schicht-Modell. Ziel davon waren neue Arbeitszeiten mit mehr Erholungsphasen - weg von den hohen Stundenzahlen in Richtung 32 Wochenstunden. Das bringt einen größeren Freizeitblock und weniger Nachtschichten, wenn auch weniger Geld. Damit entspricht das Modell dem heutigen Zeitgeist. Leute zu finden, die mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten wollen, sei nämlich nach Felsbachs Beobachtungen schwieriger geworden.
Ebenfalls interessant: Vier Tage Woche: „Man nimmt sich die Flexibilität nicht zur Gänze“
4. Besseres Image durch Green Steel
Als bedeutender CO2-Emittent in Österreich setzt das Unternehmen auf die Einführung von "grünem" Stahl, der in Elektroöfen statt in Hochöfen produziert wird. Dieses 1,5 Milliarden schwere Projekt soll den CO2-Ausstoß bis 2027 um 30 Prozent senken. Auf Österreich gerechnet kann diese Maßnahme die CO2-Emissionen des gesamten Landes um rund 5 Prozent reduzieren. Diese Anstrengungen für den Klimaschutz helfen nebenbei, das Image der vielfach als Klimasünder geltenden Stahlindustrie aufzupolieren - und könnte in weiterer Folge dafür sorgen, dass sich mehr Junge in stahlproduzierenden Unternehmen engagieren wollen.
(Lesen Sie auch: Lösungen für den Fachkräftemangel)