Markus Nolte von Emco : Nolte: „Die spannendsten Entwicklungen wird es um die Maschine herum geben“
Markus Nolte übernahm am 1. Juli den CEO-Posten bei Emco und löste damit den langgedienten Stefan Hansch ab. Für Nolte, einen gebürtigen Deutschen, ist das nicht die erste berufliche Station in Österreich. In Linz arbeitete er fünf Jahre lang für Hydro Aluminium, später leitete er für zweieinhalb Jahre Montana Aerspace in Wien. Dazwischen gab es Aufenthalte in Ungarn, den USA und Deutschland, wo der vielgereiste Manager die längste Zeit den globalen Sales für den Automobilzuliferer Nemak verantwortete. Mit diesem Koffer an Erfahrung und einer sowohl technischen als auch betriebswirtschaftlichen Ausbildung ist Nolte nun in Hallein gelandet. Vom dynamischen Automobil- und Luftfahrtbereich in die Werkzeugmaschinenindustrie.
Für Emco dürfte der neue Chef ein optimaler Fang sein, bringt er mit der Luftfahrt- und Automobilbranche doch die enorm wichtige Perspektive der Kund:innen mit. Dem Salzburger Unternehmen gibt er ehrgeizige Ziele vor – auch was die Entwicklung digitaler Produkte betrifft. Und lässt durchscheinen, dass er das umkämpfte Feld nicht den Mitbewerbern überlassen will.
>> Immer up to date mit der Branche sein? Hier geht’s zum wöchentlichen Factory-Newsletter!
FACTORY: Herr Nolte, Sie waren die längste Zeit Ihres Berufslebens in den Bereichen Aerospace und Automotive tätig, im Juli erfolgte der Wechsel zum Maschinenbau. Was reizt Sie denn an der Werkzeugmaschinenindustrie?
Markus Nolte: Emco ist ein hoch spannendes Unternehmen mit einem starken Produktportfolio, erfahrenen Team und einem stabilen Umfeld durch die 100%-Eigentümerschaft der Familie Kuhn. Diese Rahmenbedingungen ermöglichen eine langfristige Wachstumsperspektive, die mich besonders gereizt hat. Und die Eigentümer haben einen Manager mit entsprechender Erfahrung gesucht.
Warum sind Sie der Richtige, um Emco dieses angestrebte Wachstum zu bescheren?
Nolte: Die 25 Jahre, die ich in der Automobil- und Luftfahrtindustrie verbracht habe, waren für mich gleichermaßen lehrreich wie prägend. Beides sind hochinnovative und dynamische Industrien, die maximal auf Effizienz getrimmt sind. Zudem sind es wesentliche Kundenkreise des Werkzeugmaschinenbaus. In meiner neuen Position als Emco-CEO macht es sich daher unheimlich bezahlt, dass ich die Kundenbedürfnisse aus eigener Erfahrung kenne und ein Netzwerk in diesen Industrien aufgebaut habe.
Könnte man also sagen, Sie bringen diesen Innovationsgeist aus dem Luftfahrt- und Automobilbereich mit in die – wie es vielleicht zu Unrecht oft heißt – konservative Maschinenbaubranche?
Nolte: Das würde ich so nicht wiederholen, aber Sie haben Recht, dass die Werkzeugmaschinenbranche eine Industrie mit langer Tradition ist. Die Akteure reichen von kleinen Familienbetrieben bis hin zu globalen Playern. Und die große Frage wird sein, wie sich diese Industrie in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werden. Wird es weiterhin eine Vielzahl von Anbieter geben oder findet eine Konsolidierung statt? Einige Wettbewerber haben sich bereits eine sehr gute Marktposition erarbeitet. Und grundsätzlich ist Größe mit entsprechenden Skaleneffekten ein strategischer Vorteil. Zum Nachteil kann sie werden, wenn die inneren Prozesse nicht auf Effizienz getrimmt sind. Das wird eine meiner wesentlichen Aufgaben sein; Wachstum und Effizienz gleichermaßen zu fördern. Die Effizienz, die ich aus der Automobilindustrie kenne, ist ein hervorragendes Vorbild.
Ebenfalls interessant: Christian Wagner, wie digital ist der Werkzeugmaschinenbau?
FACTORY: Was hebt Emco von den Mitbewerbern ab?
Nolte: Wir haben einen klaren Fokus auf Technologie und können die Wünsche unserer Kund:innen in einer großen Breite bedienen. Unser Produktportfolio reicht von Ausbildungsmaschinen bis hin zu großen Turnkey-Lösungen mit vollautomatisierten Fräszentren. Aufgrund unserer Struktur mit der Eigentümerfamilie haben wir zudem kurze Entscheidungswege, wodurch wir rasch reagieren können. Außerdem müssen wir uns nicht um jedes Quartalsergebnis sorgen, sondern können längerfristige Ziele verfolgen.
Wie sieht Ihre Beschäftigten-Strategie aus? Stehen auch hier die Zeichen auf Wachstum?
Nolte: In den letzten Jahren hat Emco erheblich in zusätzliche Mitarbeiter:innen investiert, insbesondere in den Bereichen Kundendienst und Service, sowie auch in der Entwicklung. Für den beabsichtigten Wachstumskurs werden wir weiter in unsere Belegschaft investieren, wenn auch nicht proportional.
Neue Geschäftsmodelle für den Maschinenbau sind aktuell ein großes Thema. Wie groß sind Ihre Bestrebungen, noch mehr digitale Services anzubieten?
Nolte: Wir haben mit der Bedieneroberfläche EmConnect bereits ein Produkt, das wir standardmäßig in jeder Maschine anbieten und welches unsere digitalen Services zusammenfasst. Auf dieser Plattform können wir uns sehr gut weitere digitale Services vorstellen, die wir in den kommenden Jahren in den Markt bringen möchten.
Es ist unser klares Ziel, dass wir Marktanteile gewinnen.Markus Nolte
FACTORY: Von 18. bis 23. September 2023 findet in Hannover wieder die EMO statt. Was wird Ihr Messe-Highlight sein?
Nolte: Wir werden drei Maschinen präsentieren, darunter auch eine Weltpremiere, die Emcomill S. Das ist eine Fünf-Achs-Fräsmaschine mit Verfahrwegen von bis zu sechs Metern in der X-Achse. Also eine groß angelegte Maschine, die gleichzeitig hohe Präzision bietet. Sie wurde speziell für die Industrien entwickelt, die wir als Wachstumsindustrien sehen: Die Energie-, die Luftfahrt-, aber auch die Automobilindustrie mit der E-Mobilität. Zusätzlich zeigen wir auf der Messe eine High-Performance-Drehmaschine und ein Dreh-Fräs-Zentrum mit einer Roboter-Automatisierung. Außerdem wird es einen Digital Corner geben, in dem wir unsere digitalen Services präsentieren.
Zum Schluss würde ich Sie noch um einen Ausblick bitten. Wo soll Emco in fünf Jahren innerhalb des Werkzeugmaschinenmarktes stehen?
Nolte: Es ist unser klares Ziel, dass wir Marktanteile gewinnen.
Und produktseitig; was bringt die Zukunft?
Nolte: Mit dem heutigen Portfolio sind wir sehr gut aufgestellt. Was wir weiter ausbauen wollen, sind Komplettlösungen, also Turnkey-Lösungen mit Automatisierung und digitalen Services. Das wird einen Strauß an Neuerungen sein, der sich nicht bloß auf die Maschine beschränkt. Die spannendsten Entwicklungen wird es um die Maschine herum geben.