IIoT-Plattform : Fünf Fragen an: Jürgen Kitzler von Weidmüller Österreich

Jürgen Kitzler

Jürgen Kitzler ist Automation Sales Engineer bei Weidmüller Österreich.

- © Weidmüller Österreich

1. Wann wird die Plattform easyConnect verfügbar sein?

Aktuell läuft sie bei ausgewählten Testkund:innen. Gemeinsam mit ihnen wird easyConnect laufend verbessert. Eine allgemeine Verfügbarkeit wird es ab Beginn 2023 geben. Geräte- und Asset-Verwaltung, ein einfacher Fernzugriff, intuitive und umfangreiche Daten Visualisierung sowie die Einbindung unsere AutoML Software sind dann Teil dieser Lösung. Und auch in den nächsten Jahren wird sie sich stetig weiterentwickeln. Man darf also gespannt bleiben!

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2. Welche Branchen sprechen Sie damit vorrangig an?

Vorrangig sind unsere Zielkunden KMU’s aus unterschiedlichen Branchen. Ob nun produzierender Betrieb oder Kraftwerksbetreiber, Jeder kann vom einfachen aber umfangreich erweiterbaren Ansatz von Easy Connect profitieren. Viele Firmen sind gerade dabei ein „Condition Monitoring“ zu implementieren. Und hier sind gerade Unternehmen auf einfache Lösungen angewiesen, die keine eigene Abteilung dafür haben, Stichwort „no Code-„ bzw. „low Code-Ansatz“. Wir bieten die Möglichkeit mit unserer Hardware, ob nun mit unserm „IOT Gateway“ oder Websteuerung u-control, Daten möglichst einfach aufzunehmen, zu verarbeiten und eine Netzwerkstruktur aufzubauen oder die bestehende zu nutzen. Der Kunde oder die Kundin kann aber ebenso bestehende Sensorik oder Steuerungen in unsere Architektur einbinden.

Ziel von easyConnect ist die Vernetzung dezentraler Infrastrukturdienste zu einem zentralen benutzerfreundlichen System, vom Sensor bis in die sprichwörtliche Cloud. Die daraus entstehende Dateninfrastruktur vereinfacht die Nutzung von digitalen Daten, beispielsweise für smarte und skalierbare Services.

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Unsere Kund:Innen können aufgrund der neu gewonnenen Informationen den Grundstein für neue Geschäftsmodelle legen.

3. Wie startet man die Nutzung der Plattform?

Oft ist es so, dass Kund:innen schon ein Ziel vor Augen haben, wie etwa KI-gestützte Anomalierkennung und im weiteren Sinne vorausschauende Qualitätskontrolle. Oder sie möchten Wartungsmanagement implementieren und Maschinendaten für den Endkund:innen auf einer Plattform zur Verfügung stellen. In all diesen Fällen beginnt die Reise beim Identifizieren und Aufnehmen der relevanten Daten - egal ob Sensor-, MES- oder ERP-Daten. Im Maschinenbau gibt es oft bereits eine bestehende Hardware (SPS, Sensorik usw.), die nicht ohne großen Aufwand ersetzt werden kann. Durch unser IOT Gateway lassen sich die darin enthaltenen Daten einfach und sicher nutzbar machen.

Somit werden sowohl ein Fernwartungszugriff als auch die Erfassung der Telemetriedaten durch easyConnect realisiert. Diese können dann über das bestehende Netzwerk oder über das Mobilfunknetz übertragen werden. Die Geräte oder Maschinen können auf der Plattform verwaltet und Zugriffsrechte verteilt werden. Der Kunde oder die Kundin kann nun aufgrund der neu gewonnenen Informationen Wartungsverträge an die Nutzungsintensität seiner Anlagen anpassen, aber auch den Grundstein für neue Geschäftsmodelle legen.

easyConnect: Die Vorteile auf einen Blick

  • Einheitliches Nutzererlebnis
  • End-to-end IIoT-Lösungen
  • Modulare und skalierbare Services
  • Zentraler und serviceübergreifender Zugriff auf Daten und Geräte
  • Offene und genormte Schnittstellen
  • No-Code-/Low-Code-Ansätze

4. Können Sie einen konkreten Use Case nennen?

Beispielhaft dafür ist unser Kunde Boge Kompressoren GmbH, der dies mit seinen Industriekompressoren macht. Hier werden die hohen Anschaffungskosten durch variable Kosten auf Basis der benötigten Druckluftmenge ersetzt. Ein wichtiger Vorteil dieses Ansatzes ist aber auch, dass der schonendere und effizientere Umgang mit Ressourcen mehr Profitabilität für den Endkunden bedeutet.

Ein einfacher und umfassender Zugriff auf Daten lässt ein Unternehmen schnell werden.

5. Welche Bedeutung für die produzierende Industrie messen Sie Daten in den kommenden Jahren zu?

Bedingt durch die gestiegenen Kosten sehen wir derzeit das größte Potenzial im Energiemanagement, auch dafür müssen erst einmal die richtigen Daten erfasst werden. Es ist davon auszugehen, dass sich Energie künftig auf einem hören Preisniveau als vor einem Jahr einpendeln wird.

Daten werden aber auch für die permanente Anpassung an sich ändernde Märkte und gesellschaftliche Anforderungen wichtiger. Wenn man keine einfachen Lösungen für mittlere und kleine Betriebe anbietet, überlässt man das Feld der Datennutzung denen die die Ressourcen für eigen Lösungen haben. Überspitzt, frei nach Peter Halek, bedeutet das: Es sind nicht mehr die Großen, die die Kleinen, sondern die Schnellen, die die Langsamen fressen. Ein einfacher und umfassender Zugriff auf Daten lässt ein Unternehmen schnell werden. Wenn man genau weiß, wieviel Energie und Zeit in jedes einzelne Bauteil oder Werkzeug fließen, lässt sich auch schnell eine Optimierung vornehmen oder die Sinnhaftigkeitsfrage beantworten. Die Nutzung der Daten bedeutet also nichts Geringeres als den Erhalt der Konkurrenzfähigkeit.

(Alles über Smart Factories erfahren Sie hier!)