Mobilität : Bosch-Vorsitzender Hartung: „Wir haben in Europa wenig grünen Strom"
Bosch-Vorsitzender Stefan Hartung diskutierte kürzlich in der Industriellenvereinigung in Wien mit ÖVK-Vorsitzenden Bernhard Geringer über die Zukunft der Mobilität. Dabei betonte er die Herausforderungen, die mit dem Ziel der Klimaneutralität, speziell auch in der Mobilität, einher kommen und erklärte: "Wir werden alle Technologien brauchen, die uns diesem Ziel näherbringen und sollten nicht vorschnell Technologien und Lösungspfade ausschließen“. Dabei solle nicht vergessen werden, dass Europa mit Regulierungen wie der Taxonomie und den CO2-Flottenzielen zwar den Weg zur Klimaneutralität ebnen wolle. In der Bestandsflotte und in anderen Ländern werde es aber weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren geben, so Hartung.
Dem pflichtete auch Bernhard Geringer, bei: „In die Klimabetrachtung dürfen nicht nur Neufahrzeuge einbezogen werden: Der enorme Bestand – wir sprechen hier weltweit von 1,4 Milliarden Fahrzeugen – braucht ebenso einen Weg zur schnellen Klimaneutralität. Hier sind E-Fuels eine ideale Lösung, weil sie sofort einsetzbar sind: egal, ob für Schiffe, Flugzeuge, auf der Straße oder bei Bau- oder landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen.“ Denn das Elektroauto mit Kohlenstrom betrieben sei eine ebenso schlechte Lösung, wie ein Brennstoffzellenfahrzeug, das mit „grauem“ Wasserstoff aus Erdgas angetrieben wird. Man müsse systembezogen entscheiden.
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Für jede Anwendung eine eigene CO2-freie Lösung
Das Ziel müsse sein, „grüne“ Energie in jeden Bereich unseres Alltags zu bringen, so Hartung weiter: „Dazu gehört es auch, dass wir für jede Anwendung die passende Antriebslösung bieten, die eine CO2-neutrale Nutzung ermöglicht. Elektrische Antriebe mit Batterie und Brennstoffzelle machen unter Verwendung von Grünstrom und grünem Wasserstoff den Weg für klimaneutrale Mobilität frei und werden weiter an Bedeutung gewinnen. Genauso wie der Wasserstoffmotor, der vor allem großes Potential hat bei Baufahrzeugen und landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen wie Mähdreschern, die schwer sind und über einen langen Zeitraum mit hoher Leistung auf schwierigem Gelände fahren müssen.“ Geringer ergänzte: „Es gibt nicht einen Weg für alle Fahrzeuge. Es gilt, die optimale Synergie der jeweiligen Stärken der Technologien zu nutzen.“
Zu wenig „grüner“ Strom für E-Fuels in Europa
Auch E-Fuels werden für die Mobilität von morgen viel diskutiert. Allerdings müsse man sich bewusst sein, dass dabei Europa von anderen Teilen der Welt nicht unabhängig sei, sagte Hartung: „Wir haben in Europa wenig grünen Strom. Die Gewinnung von E-Fuels ist sehr stromintensiv, die Speicherung und der Transport dagegen problemlos möglich. Es ist nicht wichtig, wo E-Fuels produziert werden, solange die Gewinnung nachhaltig ist. Länder mit viel Sonne oder Wind werden hier einen Vorteil haben.“ Bernhard Geringer sieht einen großen Vorteil in der Nutzung von E-Fuels aufgrund der hohen Energiedichte: „Eine große Windkraftanlage oder PV-Anlage braucht mehrere Monate, um einen großen Tanker mit E-Fuel zu befüllen“. Dieses Beispiel zeigt den Vorteil von synthetischen Kraftstoffen bei Speicherung und Transport gegenüber Wasserstoff oder gar Strom.
Internationales Wiener Motorensymposium von 26. bis 28. April
All diese Themen und Herausforderungen stellt das Internationale Wiener Motorensymposium dieses Jahr in den Mittelpunkt: Über 80 Vortragende diskutieren mit den erwarteten 1000 Teilnehmern aus aller Welt das Miteinander von Antriebssystemen (also Elektromotoren und Verbrennungsmotoren) sowie Energieträgern wie z.B. E-Fuels, Wasserstoff und Strom. Ergänzt wird das hochkarätige Vortragsprogramm durch eine begleitende Fachausstellung, auf der die führenden Automobil- und Zulieferfirmen neueste Technologien und Entwicklungen präsentieren. Auch Bosch-Vorsitzender Stefan Hartung wird als Plenarredner vor Ort sein.
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