Lebensmittelindustrie : Schokolade-Produktion: Die Herausforderungen im Sommer
Der italienische Süßwarenhersteller Ferrero steht erneut in den Schlagzeilen, nachdem in einem belgischen Werk Salmonellen entdeckt worden sind. Erst im April 2022 gab es einen ähnlichen Vorfall, nachdem die Firma bestimmte Kinder-Produkte wegen Verdachts auf Salmonellen zurückrufen musste. Im aktuellen Fall gab es noch keinen Produkt-Rückruf, da laut dem Unternehmen kein Endprodukt positiv auf Salmonellen getestet worden sei. Die Produktion ist nun gestoppt, um die Anlagen zu reinigen, was ungefähr zwei Wochen dauern soll.
Ferrero glänzt im Sommer üblicherweise nicht mit solchen Negativschlagzeilen, sondern mit Abwesenheit; und zwar von verschiedenen Produkten in den Supermarktregal. Die Firma setzt von Anfang Mai bis September die Produktion von Mon Chéri, Ferrero Rocher, Ferrero Küsschen, Pocket Coffee und Überraschungsei aus. Diese Maßnahme stehe ganz im Zeichen der Qualitätssicherung, wie es von Seiten des Lebensmittelherstellers heißt. Doch was macht dieses Vorgehen notwendig und wie geht etwa der österreichische Schokoladenhersteller Zotter mit den heißen Temperaturen um
"Die Sommerpause unterstreicht, dass bei uns Qualität ganz oben auf der Prioritäten-Liste steht", erklärt Ferrero Deutschland seine Entscheidung, bestimme Produkte nur in den kühleren Jahreszeiten zu verkaufen. Im Jahr 1957, nach der Einführung von Mon Chéri, stellte man fest, dass einige Pralinen nicht mehr den Qualitätsstandards von Ferrero entsprachen. Daraufhin entschloss man sich damals, zunächst nur die Kirschpralinen-Produktion im Sommer einzustellen. Danach kamen weitere Produkte dazu, die es ebenfalls nicht so warm mögen. Es gibt jedoch auch Produkte, die weniger hitzeempfindlich sind und weiterhin erhältlich bleiben.
Die genaue Dauer der Sommerpause erstreckt sich in der Regel von Anfang Mai bis September. Der genaue Zeitpunkt für die Rückkehr der Naschereien wird anhand von Erfahrungswerten und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst festgelegt. So soll eine gleichbleibend hohe Qualität der Produkte gewährleistet werden.
Wissenswertes über Schokolade
- Schokolade beginnt bereits ab 25 Grad Celsius zu schmelzen.
- Schokolade zieht Feuchtigkeit an, was dazu führen kann, dass der enthaltene Zucker auskristallisiert.
- Die ideale Lagertemperatur liegt bei 10–14 Grad Celsius, oder trocken bei 15-18 Grad Celsius.
Logistische Maßnahmen bei Zotter
Beim steirischen Schokoladenproduzent Zotter steht die Fabrik auch im Sommer nicht still. Allerdings müssen, vor allem was die Logistik betrifft, einige Vorkehrungen getroffen werden. Bestellungen von Endkunden werden ab einer Temperatur von 26°C am Auslieferungstag mit Cooling Pads gekühlt. Zusätzlich bietet die Firma eine Gratis Coolbag Aktion an. Um lange Lagerzeiten in den Zustellzentren zu vermeiden, achtet der Hersteller darauf, dass die Schokolade vor dem Wochenende ankommt. "Dies führt jedoch dazu, dass wir für den Versand viele Länder ausschließen und nur innerhalb Österreichs, in das benachbarte Ausland und nach Großbritannien liefern können", erklärt das Unternehmen auf seiner Website. Die Fachhändler werden mit Hilfe von Kühllogistik beliefert.
Der Energieverbrauch in den Sommermonaten hält sich bei Zotter im Vergleich zum Rest des Jahres ziemlich die Waage. "Etwa ein Drittel des Stromverbrauchs entfällt auf die Klimatisierung, für die wir zu 100% Ökostrom beziehen. Darüber hinaus decken wir 60% unseres Energiebedarfs durch eigene Energieerzeugung ab", so der Hersteller.
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Pause und Wiedereinführung erfordert Planung
Die Sommerpause bei Ferrero erfordert eine sorgfältige Planung. "Wir berücksichtigen diese Zeit in unserer Kapazitätsplanung und steuern die Belieferung des Handels mit Produkten auf die Pause aus", heißt es von Herstellerseite.
Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ferrero gibt es in der heißen Jahreszeit viel zu tun. Die Teams, die für die "Pausen-Marken" verantwortlich sind, arbeiten bereits an neuen Ideen und Konzepten, zum Beispiel für Weihnachten oder Ostern. Auch die Marketingabteilung und das Kundenservice sind im Sommer weiterhin aktiv. Die Vertriebs- und Logistikteams sind bereits mit der Planung der Wiedereinführung nach dem Sommer beschäftigt, um einen reibungslosen Start im September sicherzustellen. Für die Endverbraucher:innen lässt sich nur hoffen, dass bis dahin die Produktionsstätten von Salmonellen befreit werden.