Robotik : Keba, Cognibotics und ihr Hingucker auf der Automatica

Der österreichische Automatisierer Keba kam mit einem Besuchermagnet auf die Automatica nach München. Einen eigenen Roboter haben die Linzer zwar nicht, aber sie liefern für viele Anbieter die Steuerungsplattform, Safety-Lösungen oder die Bedienung. Der Publikumsliebling war kein „klassischer“ Roboter oder eine Steuerung oder ein HMI, sondern eine Maschine aus Schweden mit dem kryptischen Namen HKM 1800. HKM ist eine Entwicklung von des schwedischen Unternehmen Cognibotics aus Lund und steht für Hybrid Kinematic Machine und kaum jemand hätte im Vorfeld wohl geahnt, dass diese Anwendung am Ende zu den spannendsten Produkten auf der Messe zählte. In der mechanischen Konstruktion der Hybridkinematikmaschine sind die Motoren und Getriebe im Sockel des Roboters untergebracht. In Verbindung mit einem Roboterarm, der aus einer Kombination von parallelen und seriellen Kohlefasergestängen besteht, sind die beweglichen Teile leicht, heißt es bei den Ingenieuren. Da 80 Prozent des Gewichts des Manipulators auf die stationäre Basis entfallen, ist der Energieverbrauch sehr gering, während die erreichbare Leistung deutlich höher ist als bei früheren Lösungen. Das Versprechen: Der HKM ist schnell und effizient wie ein Delta-Roboter und kompakt wie ein SCARA. Die Basisversion ist ein 4DoF-Roboter, der sowohl horizontal als auch vertikal montiert werden kann, was zu einer maximalen Platz- und Arbeitsraumausnutzung führt; das Maschinenkonzept unterstützt jedoch zusätzliche Freiheitsgrade (bis zu 6DoF) je nach Anwendungsbedarf.

HKM
Der HKM soll vor allem in der Intralogistik Kund:innen finden. Bis zu 2000 Pick-and-Place-Zyklen sind möglich, erklären die Entwickler von Cognibotics. - © Cognibotics

2000 Zyklen pro Stunde

Der HKM 1800 auf der Automatica war hinter Glas und pickte aus sechs vor ihm aufgereihten Behältern. Was die Menschen im hektischen Messegetümmel zum Stehenbleiben brachte, waren die Geschwindigkeit des Roboterarms, die Bilderkennung und der schnelle Werkzeugwechsel. Die Skandinavier zielen mit ihrer Lösung auf die Intralogistik. „Im Vergleich zu herkömmlichen SCARA-, Delta- und 6-Achs-Robotern ist er für Pick-and-Place-Anwendungen mit überlegener Leistung und präzisen ausgelegten Freiheitsgraden optimiert“, heißt es selbstbewusst bei den Schweden.

Während ein Mensch ein Tempo von 300-500 Pick-and-Place-Zyklen pro Stunde halten kann, schafft der HKM 1800 über 2000 Zyklen pro Stunde mit der Möglichkeit, viel weiter zu reichen, als es für einen Menschen zumutbar ist, erklärte Cognibotics CEO Fredrik Malmgren im Vorfeld der Messe im Podcast „Robotik in der Industrie“. Die bewegte Masse des Roboters beträgt weniger als 125 kg, aber er kann eine maximale Nutzlast von 7,5 kg handhaben und hat eine Reichweite von 1800 mm, die einen Arbeitsbereich von 10 Quadratmetern abdeckt. So kann der Roboter auch Behälter hinter sich erreichen und aus ihnen picken. Mats Jonsson, Business Unit Manager, ergänzt: „Der Hybridkinematik-Manipulator kombiniert die Vorteile von serieller und paralleler Kinematik und ermöglicht minimale bewegte Massen und kürzeste Zykluszeiten bei großen Arbeitsbereichen.“

Dieses Projekt zeigt, wie unsere Kunden auf Basis unserer ausgereiften und leistungsfähigen Robotikplattform KeMotion ihre Kerntechnologie umsetzen und rasch und zuverlässig auf den Markt bringen können.
Michael Garstenauer, Keba

Keba als Grundlage

Der Roboter greift nicht nur in die vor ihm stehenden Kisten und pickt die geforderten Produkte, sondern er verschiebt die Behälter auch wieder auf der Fördertechnik. Dabei profitiert er von seiner Reichweite. Die Intelligenz des Systems konnte die Redaktion vor Ort testen. Wir baten die Ingenieure unsere Desinfektionsflasche anzutrainieren und in die Kisten zu legen. Die SICS.AI-Lösung erkannte das Produkt schnell und zuverlässig und der Roboter pickte unsere Flasche. „Die optionale Erkennung beschädigter Waren gewährleistet einen 24/7-Betrieb“, heißt es bei Cognibotics.

Und Keba? „Wir sind stolz, Teil des HKM zu sein. Dieses Projekt zeigt, wie unsere Kunden auf Basis unserer ausgereiften und leistungsfähigen Robotikplattform KeMotion ihre Kerntechnologie umsetzen und rasch und zuverlässig auf den Markt bringen können“, erklärt Produktmanager Michael Garstenauer. Keba bilde die Grundlage für die Leistungsfähigkeit von Cognibotics, einschließlich Servoantrieben, roboterspezifischer Sicherheitstechnik, Bewegungsplanern, Programminterpretern, mobilen Bedienlösungen und Schnittstellen zur Systemintegration, hieß es auf ihrem Messestand. Und am Ende der Leistungsschau durften die Linzer sich auch selbst gratulieren, denn sie hatten mit dem HKM das Highlight der Messe am Stand.

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