Künstliche Intelligenz : Großteil der Führungskräfte plant noch keine KI-Projekte

Kaup Wilfinger Erlach c Tietoevry Richard Tanzer

Robert Kaup, Christine Wilfinger und Hermann Erlach präsentierten am Donnerstag die Studie "Wie KI-basiert arbeiten Österreichs Unternehmen?".

- © Tietoevry, Richard Tanzer

Die produzierende Industrie in Österreich erlebt eine stetige Transformation durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Entscheidungsträger setzen sie ein, um Produktionsabläufe zu optimieren, Supply Chains zu analysieren, Emissionen zu verringern und die Energieeffizienz zu steigern. Laut einer Umfrage von Tietoevry stellen sie aber noch nicht die Mehrheit dar: Mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte (57 %) hat noch keine Pläne, ein KI-Projekt zu initiieren.

Ein Grund dafür liegt in den Unsicherheiten über die Auswirkungen von KI auf die Wirtschaft. Die Mehrheit der 100 Entscheider:innen, die TQS Research & Consulting im Auftrag des IT-Systemintegrators Tietoevry befragt hat, äußerte rechtliche Bedenken, etwa hinsichtlich des Datenschutzes (48 %) oder rund um Fragen der Datensicherheit (27 %). Für jeden fünften Befragten mangelt es an technischem Fachwissen im Unternehmen (22 %) und an Datenverfügbarkeit und -qualität (19 %) für den Einsatz von KI-Lösungen.

Tatsächlich sind Datenschutzbedenken im Kontext der eingesetzten KI-Tools relevant, denn in den heimischen Unternehmen dominieren aktuell vor allem öffentlich zugängliche Anwendungen: Mehr als ein Viertel (28 %) nutzt im Berufsalltag regelmäßig den KI-Chatbot ChatGPT, gefolgt von der Übersetzungsanwendung DeepL Translate (16 %). Robert Kaup, Managing Director von Tietoevry Austria, sieht auch Wissenslücken bei den Unternehmen, was die Funktionalitäten von KI-Tools angeht: "Es gibt zum Beispiel die Annahme, dass generative KI noch nicht rechnen kann, was einfach nicht stimmt."

Die Umfrage zeigt, dass immerhin 20% der Unternehmen in Österreich KI-Tools implementiert haben. Tools wie der "Ask your Document"-Bot bieten nicht nur die Chance, repetitive und monotone Arbeiten zu automatisieren, sondern auch die Optimierung von Industrieprozessen voranzutreiben. Laut Kaup liegt der Schlüssel zur erfolgreichen Integration von KI in Unternehmen im Bewusstsein der Mitarbeiter:innen: "Der erste Schritt ist, mit ChatGPT zu experimentieren. Der zweite ist, eine sichere Plattform zur Verfügung zu stellen. Und der nächste Schritt ist, konkrete Use Cases zu finden".

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  • Robert Kaup, Tietoevry

    "Ich empfehle ein bisschen weniger Besonnenheit und ein bisschen mehr Progressivität."

Akzeptanz als Herausforderung

"Wir müssen verstehen, dass KI mehr ist als nur ein Trend. Es geht darum, wie wir morgen noch wettbewerbsfähig sein können. Da gibt es viel Aufholbedarf," unterstreicht Christina Wilfinger, Managing Director von SAP Austria. Dabei hebt sie KI-Lösungen von SAP hervor, die bereits in mehr als 130 SAP-Anwendungen integriert sind und wichtige Geschäftsprozesse steuern können. Mit neuen Anwendungen können aus ihrer Sicht Unternehmen ihre Prozesse verbessern und kritische Geschäftsherausforderungen schneller lösen. Besonders der KI- Assistent Joule soll hier Unterstützung bieten.

Die Vorstellung, dass Menschen aufgrund neuer Technologie ihren Job verlieren, hält Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Austria für veraltet. "Der Mitarbeiter wird nicht durch Maschinen ersetzt, sondern durch Mitarbeiter, die KI-Tools bedienen können," ist er überzeugt. Die Implementierung von KI ermöglicht nicht nur die Automatisierung, sondern auch die Entfaltung von Kreativität in der produzierenden Industrie. Doch auch er hält ein durchdachtes Datennutzungskonzept im Hinblick auf Sicherheit und Datenschutz für einen wichtigen Aspekt.

Abschließend betont Wilfinger: "Es sind die kleinen Dinge, mit denen man beginnen muss. Viele unliebsame Tätigkeiten können durch KI automatisiert werden. Unternehmen sollten den Boost-Knopf einschalten." Kaup spricht sich schließlich für "ein bisschen weniger Besonnenheit und ein bisschen mehr Progressivität" aus.