Lieferengpässe : TRUMPF chartert eigenes Containerschiff

Container ueber Schiff

Schwerlastkräne beladen das von TRUMPF gecharterte Hochsee-Containerschiff im Hamburger Hafen mit 49 Laserschneidmaschinen und Produktionsteilen.

- © TRUMPF

Gestörte Lieferketten, Krieg in der Ukraine und wegen Corona geschlossene Häfen in China: Es ist derzeit schwer, Güter auf den Seeweg zu bringen – das gilt auch für die USA. Die Logistikkosten steigen, Schiffe warten wochenlang vor den Häfen, um be- und entladen zu werden. TRUMPF hat sich deshalb etwas Besonderes einfallen lassen. Das Technologieunternehmen aus Ditzingen bei Stuttgart stellt Laseranlagen her und gehört damit in Deutschland zu den größten Beförderern übergroßer Ladungen in die USA. Mehr noch: Die USA sind mit 655 Millionen Euro Umsatz für TRUMPF der zweitgrößte Absatzmarkt und trotz aller Widrigkeiten boomt die US-Wirtschaft.

"Die früher gekannte hohe Effizienz und Zuverlässigkeit im weltweiten Containertransport gibt es derzeit nicht mehr", gibt Frank Nesselberger zu bedenken. Er ist bei TRUMPF in Ditzingen für die globale Maschinenlogistik verantwortlich und erklärt dazu: „Besonders betroffen von Kapazitätseinschränkungen und steigenden Preisen sind die interkontinentalen See- und Luftfrachtverbindungen. Ausgehend von den pandemiebedingten Einbrüchen in China trafen die Auswirkungen davon zunächst Amerika und jetzt Europa. Konkret heißt das: Fahrpläne gelten nicht mehr, bis zu 90 Prozent der Schiffe kommen unpünktlich an. Mitunter werden kurzfristig Transportmöglichkeiten ersatzlos gestrichen. Container fließen weder see- noch landseitig ab und Leergut wird knapp." Als Ergebnis sieht er eine aktuelle Überlastung der Containerterminals in Deutschland und Europa.

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Die früher gekannte hohe Effizienz und Zuverlässigkeit im weltweiten Containertransport gibt es derzeit nicht mehr.
Frank Nesselberger, TRUMPF

Die Lösung ist so simpel wie einmalig: Als eines der ersten Industrieunternehmen Deutschlands chartert TRUMPF über das Logistikunternehmen DB Schenker ein eigenes Hochsee-Containerschiff. Schwerlastkräne haben es unlängst im Hamburger Hafen mit 49 Laserschneidmaschinen und Produktionsteilen beladen. Bereits nach rund zwei Wochen soll das Containerschiff in New York ankommen. Da das Schiff nicht die klassischen Terminals anläuft, entfallen lange Wartezeiten vor den Häfen. Die Maschinen erreichen dadurch um bis zu vier Wochen schneller ihr Ziel.

Lieferzeiten als Wettbewerbsfaktor

Nesselberger sagt weiter: „Lieferzeiten entwickeln sich mehr und mehr zum Wettbewerbsfaktor. Wir sehen die Störungen aufgrund ihrer Vielschichtigkeit als mittelfristiges Phänomen an, das sich nicht so schnell auflösen wird. Die aktuelle Situation erfordert deshalb kreative Lösungen. Kleinere Produkte oder Komponenten können wir auch mal per Flugzeug transportieren. Mit unseren großen Produkten geht das aber leider oft nicht. Mit dem gecharterten Schiff rechnen sich die Logistikosten für TRUMPF.“

2021 hatten in den USA bereits Konzerne wie Coca Cola, Walmart und Ikea eigene Schiffe gemietet. Ob das auch eine langfristige Lösung für die Lieferproblematik sein kann? Das komme laut einem Firmensprecher von TRUMPF auf die jeweiligen Transportbedarfe von Unternehmen an. Derzeit plane der Maschinenbauer keine weiteren eigenen Schiffstransporte – "wir schließen aber auch nicht aus, dass wir nochmal ein Schiff chartern", heißt es von Seiten des Unternehmens.

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Frank Nesselberger ist bei TRUMPF in Ditzingen für die globale Maschinenlogistik verantwortlich.