Maschinenbau : VDMA: Offene Stellen für Ingenieur:innen auf Rekordhoch

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Der Maschinen- und Anlagenbau ist Deutschlands wichtigster Arbeitgeber für Ingenieurinnen und Ingenieure – aber es könnten noch viel mehr sein. Denn die Zahl der offenen Stellen für Ingenieurinnen und Ingenieure hat einen neuen Höchststand erreicht und der Bedarf wird sogar noch wachsen. Derzeit haben zwei von drei Unternehmen offene Stellen für Ingenieure zu besetzen – deutlich mehr als in der Vergangenheit. Das zeigt die neue VDMA-Ingenieurerhebung, die alle drei Jahre durchgeführt wird.

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„Trotz vieler konjunktureller Unsicherheiten etwa im Zusammenhang mit den Energiepreisen ist der Bedarf an Ingenieurinnen immens. Als größter industrieller Arbeitgeber ist und bleibt der Maschinen- und Anlagenbau eine sichere Zukunftsbranche für den Techniknachwuchs und er braucht das Know-How dieser Talente“, kommentiert VDMA-Vizepräsident Henrik Schunk die Ergebnisse.

Maschinenbau-Studium besonders gefragt

Laut Studie geht die Mehrheit der Unternehmen davon aus, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre die Anzahl der beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieure in den Unternehmen noch weiter steigen wird – trotz der aktuellen konjunkturellen Eintrübung. So rechnen fast 60 Prozent der befragten Unternehmen bis 2027 mit einer weiter zunehmenden Beschäftigung. Am stärksten gefragt sind weiterhin Ingenieurinnen und Ingenieure mit einem Maschinenbau-Studium. Aber auch der Bedarf nach Ingenieuren mit einem Studium der Elektrotechnik, Mechatronik oder Informatik ist stark gewachsen.

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Frauenanteil steigt langsam

Laut Bundesagentur für Arbeit sind 17 Prozent der Beschäftigten im Maschinenbau Frauen. Unter den Ingenieur:innen wiederum liegt der Frauenanteil laut Ingenieurerhebung bei 11,3 Prozent. Damit ist der Anteil um zwei Prozentpunkte gegenüber der letzten Ingenieurerhebung 2019 gestiegen. Dabei gibt es deutliche Unterschiede nach Unternehmensbereichen. Im Bereich Materialwirtschaft, Logistik und Einkauf ist der Frauenanteil mit 17 Prozent am höchsten, gefolgt vom Vertrieb mit 15 Prozent. Am niedrigsten wiederum ist er mit 8 Prozent in der Konstruktion und mit 6 Prozent bei (überwiegenden) Auslandstätigkeiten.

Junge Menschen haben im Maschinen- und Anlagenbau derzeit beste Karriereperspektiven.
Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA Hauptgeschäftsführer

Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA Hauptgeschäftsführer: „Unsere Branche ist der wichtigste Ingenieurarbeitgeber. Sie bietet jungen Menschen ein attraktives Arbeitsumfeld, in dem sie Zukunftstechnologien mit entwickeln und gestalten können. Hier arbeiten sie zum Beispiel an technischen Anwendungen für den Klima- und Umweltschutz, die Medizintechnik oder zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung.“

Arbeitskräftemangel und fehlende Qualifikationen

Der Anteil der im Maschinen- und Anlagenbau beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieure steigt schon seit Jahren. Zwar sorgte die Corona-Krise im Jahr 2020 kurzzeitig dafür, dass die Ingenieur-Beschäftigung im Maschinenbau rückläufig war. Mittlerweile hat sie allerdings wieder annähernd das Rekordniveau aus dem Jahr 2019 erreicht. Aktuell sind mehr als 180.000 Ingenieurinnen und Ingenieure im deutschen Maschinenbau beschäftigt, also knapp 16 Prozent der Beschäftigten (in Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeiter:innen). Begrenzt wird der Beschäftigungsaufbau bei den Ingenieur:innen derzeit durch den Arbeitskräftemangel. Die Mehrheit der Unternehmen kann ihre Stellen nicht mehr zeitnah besetzen. Zudem gibt jedes vierte Unternehmen an, nicht die Menschen mit den benötigten Qualifikationen finden zu können.

Einstellungsbedarf für FuE besonders hoch

Auch für die kommenden Jahre erwartet eine Mehrheit der befragten Unternehmen einen Mangel an Ingenieurskräften. Dies gilt für alle zentralen Unternehmensbereiche, insbesondere für die Forschung und Entwicklung (FuE) und die Konstruktion. In beiden Bereichen arbeiten zusammen mittlerweile über die Hälfte der Ingenieurinnen und Ingenieure. Dies ist typisch für den Maschinen- und Anlagenbau mit seiner hohen Innovationskraft. In beiden Unternehmensbereichen ist auch der Einstellungsbedarf für die kommenden drei Jahre am größten. 76 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Zeitraum Ingenieurinnen und Ingenieure in der Konstruktion einstellen. 71 Prozent sagen dies für den Bereich Forschung und Entwicklung. Hier erwarten nur 16 Prozent der Unternehmen keinen Mangel an Ingenieurskräften. Der Fachkräftemangel in diesen Innovationsbereichen droht damit zur Innovations- und Wachstumsbremse zu werden.

Als größter Arbeitgeber für MINT-Berufe ist unsere Industrie genau die richtige Adresse für Menschen, die innovativ und kreativ arbeiten wollen.
Henrik Schunk, VDMA-Vizepräsident

Zahl der offenen Fachkräfte-Stellen steigt

Neben den offenen Stellen für Ingenieurinnen und Ingenieure haben aktuell fast 90 Prozent der Unternehmen offene Stellen für Fachkräfte und fast 60 Prozent für TechnikerInnen und/oder MeisterInnen – beides deutlich mehr als bei der letzten Ingenieurerhebung 2019.

Maßnahmen und Möglichkeiten der Unternehmen

Themen für Studien-/Abschlussarbeiten sowie Praktika und Praxissemester stehen hoch im Kurs, genau wie duale Studiengänge und Unternehmensbesichtigungen für Studierende. Stärker ausgebaut werden sollen insbesondere Maßnahmen im Rahmen des Employer Brandings.

14 Prozent der Unternehmen setzen spezifische Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils weiblicher Ingenieure um. Diese Unternehmen wurden gefragt welche Maßnahmen das in erster Linie betrifft. Fast alle dieser Unternehmen bieten flexible Arbeitszeiten und Homeoffice an. Die meisten fördern auch Teilzeit-Modelle. 4 von 5 dieser Unternehmen sind wiederum beim Girls Day aktiv. Andere Maßnahmen, wie Mentoring-Programme, Networking Möglichkeiten oder Gender-/Diversity-Beauftragte werden bislang eher von einer Minderheit angeboten.

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