Im Gespräch: Thomas Reiter : So wurde die Trumpf-Fabrik in Pasching erweitert
Warum war der Ausbau in Pasching notwendig?
Thomas Reiter: Der Ausbau wurde erforderlich, da wir in den letzten zehn bis 15 Jahren unsere Fertigungstiefe deutlich erweitert haben. Vor 2008 verfügten wir noch nicht über eine eigene Blechfertigung. Doch wir erkannten schnell, dass wir viele Komponenten genauso gut oder sogar besser als unsere Zulieferer herstellen konnten. Dabei waren wir nicht nur schneller, sondern hatten auch die Geheimhaltung bei Entwicklungs- und Vorführteilen sowie Messekomponenten besser im Griff. Zuvor führte das Outsourcing oft zu Informationslecks bei neuen Maschinenprojekten. So entstand die Idee, die Blechfertigung selbst in die Hand zu nehmen. Im Jahr 2008 begannen wir dann mit dem Schweißen von Maschinenrahmen für unsere elektrische Baureihe, was sowohl Kosteneinsparungen als auch Qualitätsverbesserungen brachte. Im vorletzten Bauabschnitt bauten wir zudem eine neue Fertigungshalle, in der wir nun unsere großen Maschinenrahmen auf einer modernen Schweißanlage herstellen.
Die Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten war also der Ausgangspunkt für den aktuellen Ausbau?
Reiter: Genau. Ursprünglich wollten wir bereits 2018 erweitern, doch die Automobilkrise und später die Corona-Pandemie haben den Plan verzögert. In den letzten beiden Jahren verzeichneten wir Rekordumsätze, was jedoch auch dazu führte, dass wir viele Teile zukaufen mussten – das Verursachte viele Mehrkosten. Deshalb entschieden wir uns, den Standort weiter auszubauen. Dieser Ausbau umfasst ein großes Bearbeitungszentrum und eine neue Laserhybridschweißanlage, um auch Teile für unsere Tochterunternehmen wie Trumpf Italien und Trumpf Teningen zu fertigen. 2018 wurden die Businesspläne dafür erstellt und die Investition vorsichtig genehmigt.
Als die Baumaschinen schließlich eintrafen, wurde es hektisch, und wir mussten die Pläne teilweise anpassen.
Wie verlief die Umsetzung ab 2018? War der Mutterkonzern involviert?
Reiter: Bei größeren Investitionen ist der Mutterkonzern stets involviert. Es gibt klare Vorgaben, wie etwa das Einholen von mindestens drei Angeboten für jede Anlage. Als die Baumaschinen schließlich eintrafen, wurde es hektisch, und wir mussten die Pläne teilweise anpassen.
Der Anbau umfasst zwei neue Hallen sowie eine Smart Factory. Was genau ist in den Hallen zu sehen?
Reiter: Im vorderen Bereich befindet sich die Smart Factory, mit dem Kontrollcenter in der Mitte. Direkt rechts vom Eingangsbereich liegt das Laserschneidzentrum sowie automatisierte Biegeanlagen, die an das STOPA-Lager angebunden sind. Im hinteren Bereich haben wir automatisierte und manuelle Schweißplätze sowie eine neue Pulverbeschichtungsanlage.
Wir sind auf dem Weg zur CO2-neutralen Produktion. Wir haben komplett auf Gas verzichtet und stattdessen ein Hackschnitzel-Heizwerk installiert.Thomas Reiter, Leiter der Fertigung am Trumpf-Standort Pasching
Sie haben auch die Energiezentrale und die Photovoltaik-Anlage ausgebaut. Produzieren Sie damit CO2-neutral?
Reiter: Wir sind auf dem Weg zur CO2-neutralen Produktion. Wir haben komplett auf Gas verzichtet und stattdessen ein Hackschnitzel-Heizwerk installiert. Zusätzlich wurde die Photovoltaik-Anlage stark erweitert, sodass auch unsere neue Beschichtungsanlage elektrisch betrieben wird.
Vorstandsvorsitzende Nicola Leibinger-Kammüller hat bei der Eröffnungsfeier ein starkes Bekenntnis zum Standort Pasching abgelegt. Sind Sie mit dieser Investition auch technologisch für die Zukunft gerüstet?
Reiter: Der Standort Pasching war schon immer ein Vorzeigestandort innerhalb des Trumpf-Konzerns. Unser Werk wurde nicht zufällig mehrmals ausgezeichnet – technologisch waren wir schon immer sehr gut aufgestellt. Diese Investition unterstreicht unser langfristiges Denken und zeigt, dass der Standort ein entscheidender Baustein für die Zukunft des Trumpf-Konzerns ist.
7.000 Quadratmeter neue Produktionsfläche
Trumpf eröffnete am Standort Pasching im Beisein der deutschen Eigentümerfamilie sowie Vertretern aus Wirtschaft und Politik einen Zubau mit eigener Smart Factory. Das Hochtechnologieunternehmen hat in die Erweiterung des Standorts rund 40 Millionen Euro in den letzten beiden Jahren investiert.
Trumpf hat zwei neue Produktionshallen mit einer Fläche von 7.000 Quadratmetern und Büroräume in der Größe von 850 Quadratmetern gebaut. "Mit der Großinvestition drücken wir als Gruppe unser langfristiges Bekenntnis zum Standort Österreich aus. Pasching gehört zu unseren wichtigsten Standorten außerhalb Deutschlands, denen wir uns kulturell besonders nahe fühlen“, so Nicola Leibinger-Kammüller, Vorstandsvorsitzende von Trumpf.
"Das Herzstück der Standorterweiterung ist die Smart Factory, ausgestattet mit unseren eigenen, hochmodernen Maschinen “, zeigt sich Thilo Preß, Geschäftsführer bei Trumpf Maschinen Austria, begeistert. Einerseits kann das Hochtechnologieunternehmen dort seinen Kunden Innovationen in der Blechbearbeitung präsentieren, anderseits nutzt Trumpf die Smart Factory, um Blechteile selbst herzustellen und weiterzuverarbeiten.
Seit 33 Jahren ist Pasching das Kompetenzzentrum für Biegetechnologie der weltweit agierenden Trumpf-Gruppe. Rund 800 Mitarbeiter entwickeln und produzieren dort Biegemaschinen und automatisierte Biegezellen sowie Biegewerkzeuge zur Blechbearbeitung. Der Umsatz belief sich im letzten Geschäftsjahr auf rund 430 Millionen Euro.
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