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Metallbearbeitung:
Herausforderungen und Innovationen der Österreicher
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Für Metallbearbeiter im deutschsprachigen Raum ist sie der "Place to be": die AMB in Stuttgart. Von den über 1200 Ausstellerbetrieben waren auch 22 österreichische Firmen vertreten - vom Werkzeugbauer über den Messtechniker und Automatisierer bis hin zum klassischen Maschinenbauer. Doch von klassisch im Sinne von althergebracht konnte auf der viertägigen Messe keine Rede sein, stand sie doch im Zeichen von Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit. Aktuelle Herausforderungen wie der Fachkräftemangel, die Lieferproblematik waren auch in Stuttgart sehr präsent, aber auch große Trends wie E-Mobilität, Individualisierung und Mixed Reality wurden bedient. Die drei österreichischen Firmen Fill, Alpen-Maykestag und Linsinger zeigten sich stark im großen Nachbarland - sowohl gegenüber den Herausforderungen als auch bei den Lösungen.
(Wer sind die größten Maschinenbauer Österreichs? Das erfahren Sie in unserem Ranking: Die Top 50 im Maschinenbau)
Wenn Fachkräfte fehlen
Der Fachkräftemangel zieht sich durch alle Branchen. Daran wird sich laut Einschätzung von Alois Wiesinger, CTO beim Maschinenbauer Fill, auch in den nächsten fünf Jahren nichts ändern. Trotzdem konnte seine Firma dieses Jahr wieder 28 Lehrlinge aufnehmen - vom Maschinenbautechniker bis hin zum Programmierer. Was man bei Fill dafür tut? "Wir versuchen, die HTLs an uns zu binden, beispielsweise mit unserer Wissensfabrik Future Lab. Dorthin laden wir einmal im Jahr LeherInnen mit ihren SchülerInnen ein, damit sie die Firma kennenlernen.
"Wir suchen in allen möglichen Bereichen Leute - angefangen beim Marketing bis hin zur Produktion. Daher haben wir eigene Marketingkampagnen über alle möglichen Kanäle laufen", äußert sich auch Martin Steinhäusler, Vertriebsleiter von Alpen-Maykestag zu der Problematik. Als Antwort auf den Fach- und Arbeitskräftemangel in Europa wird oft die Automatisierung genannt. Darauf reagiert man beim Maschinenbauer Linsinger produktseitig: "Viele unserer KundInnen haben in der Vergangenheit ihre Produktion in den Osten verlagert und möchten sie nun durch einem hohen Grad an Automatisierung wieder zurück nach Europa holen. Wir setzen daher Schritte, um unsere Maschinen zu vernetzen und zu automatisieren", so Linsinger-Geschäftsführer Michael Steinkogler.
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Erste Meldungen von Lieferanten versprechen eine Erleichterung in den nächsten sechs Monaten.Alois Wiesinger, CTO bei Fill
Lieferzeiten teilweise auf Normalniveau
"Vor allem im Bereich der Elektronik, insbesondere der Halbleiterschaltungstechnik, haben wir Lieferschwierigkeiten, verrät Fill-CTO Wiesinger, und wird konkreter: "Bei Steuerungen haben wir aktuell eine Lieferzeit von 20 bis 40 Wochen - früher waren es zwei bis vier Wochen". Doch Anfang September meldeten die deutschen Autobauer eine leichte Entspannung der Liefersituation. Auch bei den Maschinen- und Werkzeugbauern ist diese Entwicklung schon leicht spürbar: Erste Meldungen von Lieferanten versprechen laut Alois Wiesinger eine Erleichterung in den nächsten sechs Monaten. Auch mit Vormaterial sei man bei Fill zurzeit gut eingedeckt. "Hier sinken die Lieferzeiten wieder auf Normalniveau", zeigt sich Wiesinger erfreut. Das bestätigt auch Martin Steinhäusler. Der Optimismus hält sich bei beiden aufgrund der Energie- und Gaskrise allerdings in Grenzen. Steinkogler rät daher zum Dialog mit den KundInnen, sowie zu Einkaufssynergien, um schneller an die Mangelware zu kommen.
Maschinen für die E-Mobilität
Fill hat schon 2018 zwei Maschinenmodelle herausgebracht, die für die geänderten Maßen und Anforderungen von Strukturbauteilen bei E-Autos zugeschnitten waren. Dieses Jahr präsentierte Fill eine weitere Innovation, die auf den Trend zur E-Mobilität reagiert: Die SYNCROMILL C21-63/1500. "Die Maschine ist vorwiegend für Batteriespeicher der neuen Fahrzeuggenerationen entwickelt worden, aber auch für deren Strukturbauteile - also alles, was man in der Karosserie in Aluminium verbaut", erklärt Friedrich Dallinger, der in Gurten das Kompetenz Center Metallzerspanung leitet. Als Besonderheit streicht er heraus, dass mit der Maschine erstmals eine zweispindliche Bearbeitung großer Bauteile möglich ist. Zudem betont er die geringen Nebenzeiten: "Die Span-zu-Span-Zeit beträgt <2 Sekunden zwischen den Werkzeugen. Außerdem haben wir Achsgeschwindigkeiten von 1,5 g Beschleunigung und Verfahrgeschwindigkeiten von 100 Meter pro Minute".
(Ebenfalls interessant: So begegnet Fill der Elektromobilität)
Wir haben eine Datenbrille entwickelt, um unseren KundInnen eine remote-Unterstützung geben zu können, ohne dass dabei ein Servicetechniker vor Ort sein muss.Michael Linsinger, Geschäftsführer von Linsinger
Hydraulikfreie Antriebe und Mixed Reality
Maschinenbauer Linsinger aus Steyrermühl zeigte die erste Kaltkreissäge, die mit elektromechanischen Antrieben läuft: Die Kreissägemaschine RAPTOR ist gänzlich frei von Hydraulik, wodurch sie weniger wartungsaufwendig ist. Zudem sind Druckverluste durch Leckagen und Verschmutzungen, wie man sie von hydraulischen Antrieben kennt, kein Problem. Geschäftsführer Michael Steinkogler präsentierte zudem einen eigens von Linsinger entwickelten Helm mit AR-Brille namens LINvision. "Die Datenbrille wurde entwickelt, um unseren KundInnen eine remote-Unterstützung geben zu können, ohne dass dabei ein Servicetechniker vor Ort sein muss. Wir können damit audiovisuell, mit mixed reality, Support geben und Fehlerbehebungen schnell durchführen".
Flexible Fräser
Martin Steinhäusler stellte den Turbo-Cut vor, als dessen Highlight der durch einen Hub bestimmte Freiwinkel gilt. Das Zusammenspiel von Stirnfreiwinkel und Stirnlücke soll die Kräfte verringern, die auf das Werkzeug wirken und dadurch zu einer signifikanten Erhöhung der Lebensdauer beitragen. Damit reagiert der Werkzeugbauer auf den Trend, im Sinne der Nachhaltigkeit den gesamten Lebenszyklus einen Produkts in den Blick zu nehmen. Und auch auf die immer individuelleren Anforderungen von KundInnen spricht der Turbo-Cut an: Mit der für Fräser ungewöhnlichen Geometrie sollen unterschiedlichste Materialgruppen bearbeiten werden können. Mögliche Anwendungsfälle sind laut den Produktinfos von Alpen-Maykestag etwa: Konturfräsen in Gusseisen, Vollnutfräsen in Inox oder Rampenfräsen in Vergütungsstähle. "Speziell in der Blauring- und Grünring-Anwendung kann der Fräser das optimale Fräswerkzeug für die Zukunft sein", meint Steinhäusler mit dem Produktkatalog in der Hand.
Es ist fast wie in alten Zeiten vor Corona.Martin Steinhäusler, Vertriebsleiter bei Alpen-Maykestag
Eine Messe wie damals
"Es ist fast wie in alten Zeiten vor Corona", fasst Steinhäusler seinen Eindruck von der Messe in Stuttgart zusammen. Und auch Wiesinger zeigt sich zufrieden über die Leitmesse im Bereich der Metallzerspanungstechnik: "Wir konnten gute Kontakte schließen - das zeigt in die richtige Richtung und positiv in die Zukunft". Einen großen Andrang gab es auch beim Stand des Werkzeugmaschinenbauers EMCO, der sein 75. Jubiläum zum Motto seines Messeauftritts machte. CEO Stefan Hansch resumiert: "Die Besucherzahlen sind auf hohem Niveau und wir freuen uns über komplexe, interessante Anfragen. Allerdings ist auch - bedingt durch die wirtschaftlichen Entwicklungen und den Facharbeitermangel - eine gewisse Vorsicht und Zögerlichkeit vor allem bei größeren Investitionen zu bemerken.“
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