Mitarbeiter finden : Arbeitskräftemangel in der Logistik: Experten sehen Wissenstransfer als wirksames Mittel

Kitchen Talk

Am "Kitchen Talk" tauschten sich Expert:innen aus Industrie, Forschung und Interessenvertretung darüber aus, wie mit dem Arbeitskräftemangel umzugehen sei.

- © Independent Logistics Society

Zum Thema Arbeits- und Fachkräfte in der Logistik organisierten die Knapp-Tocher ivii und die Independent Logistics Society letzte Woche ein Event namens "Kitchen Talk", an dem hochkarätige Expert:innen teilnahmen. Dabei wurden mitunter folgende Fragen diskutiert: Wie kann es gelingen Prozesse und Wissenstransfer entlang der Value Chain erfolgreich zu digitalisieren, Effizienz und Qualität zu steigern und gleichzeitig seine Mitarbeiter:innen zu qualifizieren? Und welche Rollen spielen dabei Künstliche Intelligenz, Schnellqualifizierung, Skill-Transfer und Unternehmenswerte. Für Peter Stelzer, Gastgeber und CEO der ivii GmbH ist klar: "Digitales Wissen und die Vorgabe visueller Arbeitsschritte im ivii smartdesk vereinfachen, standardisieren und verkürzen die Einschulung neuer Fach- und Arbeitskräfte“. Doch welche Lösungen und Bedürfnisse gibt es in den verschiedenen Bereichen der Industrie, der Logistik, der Forschung und der Bildung?

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Der Fachkräftemangel entwickelt sich immer mehr zu einem Mitarbeiter:innen-Mangel.
Harald Egger, Pankl Racing Systems

Wissenstransfer, Kinderbetreuung und KI

Für Gerald Hofer, CEO der Knapp AG und Schirmherr der Independent Logistics Society, trifft der Begriff „Qualification as a Service – Lernen durch Tun“ exakt heutige Unternehmensanforderungen. Ein gelungenes Beispiel dafür ist für ihn der ivii Smartdesk, der die Mitarbeiter fehlerfrei durch den Arbeitsprozess führt und – wie bei Pankl Racing Systems – bei der Montage von jährlich 100.000 Getrieben unterstützt.

„Wir sprechen nicht mehr von einem Fachkräftemangel, sondern von einem Arbeitskräftemangel“, sagt Nina Zechner, stellvertretende Geschäftsführerin der IV Steiermark. Bis 2030 werden in den klassischen MINT-Bereichen rund 58.000 Personen fehlen. Ein noch weitgehend ungenutzter Pool an Fach- und Arbeitskräften sind Frauen. Kinderbetreuung spielt eine wesentliche Rolle, um gut ausgebildete Frauen mit hervorragenden Qualifikationen verstärkt in Vollzeit-Jobs zu bringen.

„Gerade in Logistik- und Produktion sind wir auf das Wissen und die jahrelange Erfahrung von Experten angewiesen“, erklärt Martin Riester, Geschäftsbereichsleiter Logistik und Supply Chain Management bei Fraunhofer Austria Research. Um dieses Wissen zu kapseln und auch für nachfolgende Generationen verfügbar zu machen, gilt es mit Hilfe von KI entsprechende Algorithmen zu entwickeln. Die Herausforderung liegt darin Bedarfe zu berechnen, zu beschreiben und Tools für Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

„Der Fachkräftemangel entwickelt sich immer mehr zu einem Mitarbeiter:innen-Mangel“, ist auch Harald Egger, Vice President Legal & Head of HR Pankl Racing Systems, überzeugt. Bei Pankl Racing Systems ist der ivii Smartdesk im Einsatz. „Wir konnten damit definitiv Arbeitsplätze schaffen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Technik im Zusammenspiel mit dem Menschen sehr gut funktioniert und eine positive Wechselwirkung hat.“

Die Bedürfnisse der auszubildenden Generationen haben sich verändert.
Michael Terler, FH Campus 02

Attraktive Ausbildung und Beschäftigung für die Gen Z

Manuel Woschank leitet den Lehrstuhls Industrielogistik an der Montanuniversität Leoben. Effiziente Digitalisierung, Dekarbonisierung und Engineering Education sind Schwerpunkte des Instituts. „In Engineering Education forschen wir an den Kompetenzprofilen und der Ingenieur:innenausbildung der Zukunft. Wir haben ein riesiges, mit 3,5 Millionen Euro dotiertes Forschungsprojekt gewonnen und werden ein Exzellenzzentrum (Centres of Vocational Excellence) für Ingenieur:innen in Leoben errichten“, freut sich Woschank.

„Die Bedürfnisse der auszubildenden Generationen haben sich verändert“, so Michael Terler, Forschung & Lehre FH Campus 02 über die Generation Z – die erste Generation, die keine analoge Welt mehr kennt. Die ständige Nutzung digitaler Tools gehört zum Alltag und verändert den Zugang zu Technologien, aber auch die Ausbildung. Work-Life-Balance hat für die GenZ einen besonderen Stellenwert. Unternehmen müssen attraktive Lösungen finden. Denn, junge Menschen wollen ihre Bedürfnisse berücksichtigt wissen und sinnstiftende Arbeit leisten.

Usability-Tests, Technische Dokumentation und eLearning – Ninefeb bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen. Harald Stadlbauer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens und begeisterter Hobbykoch, informiert über drei Schwerpunkte, die Ninefeb vorantreiben will: Wissen, Skills und Attitudes. Diese werden in einem neuen eLearning-Format, dem sogenannten Workplace Learning, gebündelt. Mit dem direkten Support vor Ort, vergleichbar mit dem Schulterblick der alten Meister, wird es möglich den Auszubildenden zu begleiten, anzuleiten, zu korrigieren und Feedback zu geben.

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