Smart Factory aus Sicht des FMTI : Hesse: „Digitale Transformation wird Arbeit nachhaltig verändern“
Wenn man von digitaler Transformation der Industrie spricht, entsteht oftmals Angst bei den Arbeitnehmer:innen: Wird die Digitalisierung meinen Job kosten? Sieht man sich europäische Rechtsakte wie beispielsweise den Vorschlag für die Verordnung zur Regelung Künstlicher Intelligenz (AI-Act Art 14 Abs. 1)1 an, merkt man aber, dass der Faktor Mensch nie wegzudenken sein wird! Klar ist, dass auf menschliche Arbeit auch in Zukunft nicht verzichtet werden kann, da sie für eine Vielzahl an Tätigkeiten unerlässlich ist. Bestrebungen wie Industrie 5.0 heben gerade diese „Menschzentrierung“ der Digitalisierung hervor.
>> Immer up to date mit der Branche sein? Hier geht’s zum Factory-Newsletter!
Digitale Tools wie künstliche Intelligenz werden sicherlich an der Arbeitswelt nicht vorbeigehen. Die digitale Transformation wird aber nicht Jobs wegrationalisieren, sondern die Arbeit auf allen Ebenen – von Arbeiter:in, über die Fachkraft, bis hin zum Management - nachhaltig verändern. Ein plakatives Beispiel bildet das Berufsbild des Informatikers: ChatGPT als generative KI-Methode kann heute verwendet werden, um das Programmieren zu übernehmen. Somit wird sich das Berufsbild des Informatikers nachhaltig ändern: muss ein Informatiker noch alles selbst coden können oder ist seine Arbeitskraft besser bei Design und Funktionalität von Programmen oder Apps und Kundeninteraktionen aufgehoben?
Assistenz für bestimmte definierte Aufgaben (oftmals standardisierte Produktions- oder Arbeitsabläufe, welche monoton oder auch gefährlich sein können) wird die Arbeit in vielen Branchen erleichtern. Ein markantes Beispiel bilden hier autonome Grubentransporter2, die den Fahrer von monotonen, gefährlichen Fahrarbeiten (einige 100 m in der Grube) entbindet. Der „Fahrer“ sitzt jetzt in einem komfortableren Führerstand und steuert seinen oder sogar mehrere Grubentransporter von der Ferne aus.
Weiters wird die Datenökonomie, also die Verwendung von Daten im und über das Unternehmen hinaus, dafür sorgen, dass neue Berufsbilder entstehen und auch völlig neue Geschäftsmodelle in den Unternehmen etabliert werden. Diese Geschäftsmodelle werden nachhaltig Wertschöpfung nach Österreich und Europa bringen. Wir sehen hier einen Boom im Datenaustausch, in Datenräumen und dem vertrauenswürdigen Datentransfer, beispielsweise über die <a href="https://factorynet.at/menschen/hpe-geschaeftsfuehrerin-ueber-gaia-x-wartet-nicht-auf-godot/" id="acm-link-article-6582b98b29c894b6f76fc825" title="HPE-Geschäftsführerin über Gaia-X:
"Wartet nicht auf Godot!"">Gaia-X Initiativen.
Bei all diesen unterschiedlichen Ansätzen müssen die Arbeitnehmer:innen aber eingebunden werden und die Vorteile, aber auch die Gefahren der unterschiedlichen Digitalisierungslösungen verstehen. Um beim Beispiel KI zu bleiben: Der Mitarbeiter muss verstehen, wie die KI ihre (stochastischen) Entscheidungen trifft, um effektiv damit arbeiten zu können und auch Fehler der KI im Prozess zu erkennen.
Somit zu einer entscheidenden Frage: Helfen uns alle diese Tools der digitalen Transformation dem schon vorherrschenden eklatanten Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken? Meine Meinung ist definitiv ja! Es ist aber notwendig, dass sowohl die Arbeitgeber:innen als auch die Arbeitnehmer:innen konstruktiv zusammenarbeiten und sich den neuen technologischen Möglichkeiten öffnen und positiv entgegensehen.
Ebenfalls interessant: Das Statement von Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft >> Binder: „Bei der Digitalisierung nicht auf die Arbeitnehmer:innen vergessen“