Interview : GST-Geschäftsführer Hein: „Als Pionier im Umweltschutz muss man sich dumm vorkommen“
Der Maschinenbaubetrieb GST Grinder wurde 1992 im niederösterreichischen Sierndorf gegründet. Die dort gebauten Schleifmaschinen finden Einsatz im Maschinenbau und in der Automobilindustrie, zu den Kund:innen gehören Firmen wie Volkswagen, Mercedes und BMW. Zu jener Zeit, als viele andere Erdgas noch für einen umweltfreundlichen Wärmeträger hielten und Dieselmotoren als grüne Alternative zu Benzinern galten, träumte Geschäftsführer Franz Hein bereits von einer Pelletsheizung. Er erntete dafür wenig Verständnis und noch weniger Unterstützung in seiner Gemeinde. 1996 ging sein Traum in Erfüllung und die Betriebsstätte im Wiener Umland erhielt das ersehnte, emissionsfreie Heizsystem.
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Herr Hein, wie haben Sie bei GST Grinder die aktuelle Energiekrise wahrgenommen?
Wir haben große Photovoltaikanlagen auf zwei unserer Hallen, wodurch wir kostenmäßig sogar davon profitiert haben, da wir unseren überschüssigen Strom teurer verkaufen konnten. Aber natürlich sind die Zukäufe, die wir machen müssen, wesentlich teurer geworden. Und auch beim Betrieb der Firmenflotte haben wir die hohen Energiekosten negativ zu spüren bekommen.
Sie sind schon seit der Firmengründung sehr weit, was den Einsatz erneuerbarer Energieträger betrifft. Wo kann man in Ihrer Produktion noch am meisten Strom einsparen?
Bei den Schleifmaschinen, die wir bauen erzielen wir durch Weglassen von Hydraulik oder pneumatischen Bewegungen gewisse Einsparungen. Auch die Beleuchtung ist ein Thema. Hier haben wir schon weitgehend LED im Einsatz und auch die übrigen, alten Lampen wollen wir umrüsten.
Wie sieht es bei den von Ihnen eingesetzten Maschinen aus?
Die wenigen Bearbeitungsmaschinen, die wir betreiben, sind nicht der große Energiefresser. Sie müssen nicht dauernd ausgelastet werden, weshalb wir auch einen Einschichtbetrieb führen. Die meiste Leistung geht in die Inbetriebnahme unserer Schleifmaschinen, die wir einige Wochen lang testen, bevor wir sie ausliefern. Hier ist auch das Einsparpotenzial am größten.
Was tun Sie, um Ihre Schleifmaschinen energieeffizienter zu machen?
Wir haben Forschungsprojekte mit den Technischen Universitäten in Wien und Graz am Laufen, in denen wir uns etwa mit Energieeffizienz beschäftigen. Dort geht es weitgehend um Digitalisierung. Wir forschen zum Beispiel daran, wie wir die Temperatur von Kühlmedien noch besser den jeweiligen Umgebungen anpassen können, um Energie zu sparen. Dafür gibt es Sensoren in der Maschine, die die Informationen zentral zusammenfassen.
Sind die Maschinen, die Sie ausliefern, bereits mit solchen Sensoren ausgestattet?
Teilweise, aber wir sind auch noch in der Entwicklungsphase. Wir fokussieren uns dabei nicht nur auf die Temperatur, sondern auch auf Schwingungen, Betriebszeiten usw.
Warum müssen sich heute junge Leute auf die Straße kleben und werden dafür noch beschimpft? Weil nichts weitergeht.
Sie hatten 1996 bereits eine der ersten Pelletsheizungen in Betrieb. Was war der ausschlaggebende Grund, warum Sie hier als Vorreiter vorangeschritten sind?
1996 waren Gaskessel noch Gang und Gebe. Ich habe mich aus persönlichem Interesse schon in den 1980ern mit der CO2-Problematik auseinandergesetzt und wollte im eigenen Betrieb nicht in ein aus meiner Sicht falsches Heizsystem investieren. Ich habe schon damals in der Gemeinde Vorträge initiiert, um die Nachteile von Gas aufzuzeigen. Aber die Mehrheit der Leute war dafür überhaupt nicht offen.
Wie ist es dann dazu gekommen, dass Sie die damals noch recht neue Technologie eines Pelletofens bei sich realisieren konnten? (Anm.: erst in den 1970er Jahren entwickelt und 1983 für den privaten Gebrauch)
Wir hatten damals große Probleme, um an die Pellets zu kommen und erhielten dafür ganz wenig Förderung. Heute werden die, die in den 90er-Jahren auf Gas gesetzt haben, mit hohen Summen unterstützt, wenn sie umsteigen. Da muss man sich als Pionier im Umweltschutz dumm vorkommen.
Nun haben sich die Zeiten geändert, der Klimawandel ist ein omnipräsentes Thema. Löst das nicht auch etwas wie Genugtuung bei Ihnen aus?
So viel hat sich an der Situation nicht geändert. Warum müssen sich heute junge Leute auf die Straße kleben und werden dafür noch beschimpft? Weil nichts weitergeht. Ich finde die Aktionen zwar nicht gut, aber ihre Forderungen sind richtig.
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Wie weit sehen Sie da innerhalb der Maschinenbau-Branche, die ja gemeinhin als konservativ gilt, ein Bewusstsein für solche Themen?
Wir Maschinenbauer sind sehr dynamisch und innovativ. Unsere Maschinen müssen ja haltbar sein, wenige Ausfälle haben und können nicht in tausenden Stückzahlen produziert werden.
Sie liefern ja auch an die Autoindustrie, die mitunter noch Verbrennungsmotoren mit Ihren Maschinen herstellt. Würden Sie sagen, Sie stecken da in einem moralischen Dilemma?
Ein Dilemma ist das für mich nicht, nein. Wir versuchen, in unserer Branche effiziente Maschinen zu bauen, die wirtschaftlich arbeiten, um unseren Kund:innen ein gutes Produkt zu liefern. Ob mehr Verbrennungsautos oder Elektroautos gekauft werden, liegt nicht in unserer Hand.
Was würden Sie tun, wenn es in Ihrer Hand läge?
Wenn es nach mir ginge, wären mit der Elektromobilität schon weiter und hätten jetzt eine Ladeinfrastruktur, die den Namen verdient. Dann würden wir als GST mehr Maschinen ausliefern, mit denen E-Motoren geschliffen werden und weniger Teile für die Verbrennungsmotoren. Aber wir sind ein kleines Rädchen. Und bevor wir uns dem Markt für Verbrenner verweigern und unwirtschaftlich werden, sind wir lieber Teil des Wandels.