Meinung : Grüne Entscheidungen für eine gewiss ungewisse Zukunft

Darf ich Sie auf eine Reise in die Welt der Energieversorgung in Industrieunternehmen entführen? Besonders in den heutigen Tagen ist das Thema in den Betrieben allgegenwärtig und sorgt dort und da für ratlose Köpfe. Denn so einfach wie es in den letzten Jahrzehnten mit Strom, Gas und anderen Energieträgern gelaufen ist, ist es nun und wird es auch in Zukunft nicht mehr sein. Preise und Verfügbarkeiten haben sich drastisch geändert. Die Frage: „Auf welche Energieform möchte und sollte der Betrieb setzen und bei welcher Wahl sieht das Management den größtmöglichen Nutzen?“ steht dabei oft im Zentrum. Auch im Hinblick auf die nächsten Jahrzehnte und Generationen, die mit den Folgen dieser Entscheidung leben müssen. Wenn Sie nun denken, alternative Energieformen gebe es zur Genüge, dann mögen Sie recht behalten. Dennoch ist es nicht leicht die Entscheidung zu treffen, in welche Richtung es gehen wird. Zudem stellt sich die Frage, wer sie innerhalb von Unternehmen trifft. Sind es Einzelpersonen, Führungskräfte, EigentümerInnen oder Projektteams, die sich mit dem Thema detailliert auseinandersetzen? Auch die Variante sich externe professionelle Unterstützung zu leisten, ist eine denkbare.

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Verschiedene Energieträger und Einsparpotenziale

Wir bei Evonik nutzen als produzierendes Unternehmen schon sehr lange die Möglichkeit Biogas als Energieträger zu verwenden. Der Wunsch ist, dass noch viel mehr Betriebe in Österreich diese grüne Variante nutzen. Bei dieser Alternative können wir mit unseren Biogasmodulen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – und das weltweit. Der angenehme Nebeneffekt ist ein stabiles, erfolgreiches Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen in der Region, also Nachhaltigkeit im weiten Sinn. Bei der Stromversorgung setzen wir auf grünen Strom und erweitern die Möglichkeiten mit Photovoltaikanlagen um uns von externen Anbietern unabhängiger zu machen und – so hoffen wir – um das Klima zu schützen. PV-Anlagen sind in vielen Varianten und Größen montier- und einsetzbar. Vom Carport, über die Wand- bis hin zur Dachmontage ist vieles möglich. Aus meiner Sicht ist für jedes Unternehmen eine Variante verfügbar. Jetzt gilt es, diese auch zu nutzen. Ob Eigenverbrauch oder Einspeisung, alles dient der Nachhaltigkeit und letztendlich der Unternehmensgeldbörse, wenn dadurch Kosten bei der Energieversorgung eingespart werden. Die Verwendung von einer E-Flotte im Bereich der Unternehmensfahrzeuge ist für uns selbstverständlich. Aber auch Wärmerückführungen und technische Lösungen, die Energie sparen können, stehen bei uns im Fokus.

  • "So einfach wie es in den letzten Jahrzehnten mit Strom, Gas und anderen Energieträgern gelaufen ist, wird es in Zukunft nicht mehr sein."

    Michael Aichinger

Heilsbringer Wasserstoff?

Doch wie hat sich der Energiemarkt verändert? Blicken wir in die Richtung möglicher Energieträger. Unabhängige Stromerzeugung, Batterie- und Speichersysteme bzw. elektrische Antriebssysteme sind derzeit wohl in aller Munde. Und dann kommt noch Wasserstoff auf breiter Spur als mögliche Energieversorgung daher, wenn auch noch mit angezogener Handbremse. Der in einigen Fachjournalen als Retter der Umwelt bezeichnete Wasserstoff wird in Industrieunternehmen den Energiehaushalt revolutionieren, die Frage ist nur wann und in welchem Ausmaß. Letztlich ist es immer eine Frage des Leidensdruckes. Der Markt wirkt im Moment beim Thema Energie stark auf Unternehmen ein, was diese wiederum antreibt, neue Technologien wie Wasserstoff aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Es wird spannend, ob und in welchem Bereich der Energieversorgung Wasserstoff der E-Mobilität den Rang ablaufen wird. Die Erwartungshaltung jedenfalls ist hoch. Den nach dem Ausschlussverfahren, sind Öl und Gas bekannterweise keine langfristigen Möglichkeiten am Zukunftsweg der Betriebe. Weitaus interessanter sind, im Bereich Strom, Photovoltaik-Anlagen.

Wasserstoff wird in Industrieunternehmen den Energiehaushalt revolutionieren. Die Frage ist nur wann und in welchem Ausmaß.

Jeder kann handeln

Meiner Meinung nach sollten es nicht ausschließlich die Förderungen sein, die einen zur Investition bewegen. Allein der Gedanke an hohe unternehmerische Unabhängigkeit sollte ein weiterer großer Hebel sein. Eine wichtige und entscheidende Komponente zu Veränderungen in Betrieben ist und bleibt die Höhe an verfügbaren Investitionssummen. Sie ist am Weg zur Vision „nachhaltiger und unabhängige Energieversorgung“ oft noch Bremser. Doch vielleicht muss in den ersten Schritten noch nicht jeder so groß denken. Schließlich können auch kleinere Unternehmen nach den günstigeren Möglichkeiten der Energieeinsparung bzw. -herstellung greifen. Denn jedem sollte es möglich sein, zukünftig unabhängiger und kostensparender produzieren zu können. Ganz egal wie, die Energiewende muss umgesetzt werden, wenn auch der Weg ein langer sein kann.

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