Gastkommentar : Digitale Resilienz: So werden Unternehmen krisenfest

Wenn man von „digitaler Resilienz“ im Business-Umfeld spricht, ist meist die Flexibilität von Maschinen, Systemen, Organisationen und Unternehmen gemeint. Ziel ist es, mithilfe von Informationstechnologien optimal auf veränderte Situationen reagieren und Krisenfestigkeit erreichen zu können. In der Praxis gibt es großen Aufholbedarf, speziell bei KMU: Die Studie „Made in Austria – Produktionsarbeit in Österreich 2021“ des Fraunhofer Instituts zeigt auf, dass die Pandemie deutliche Veränderungen bei den Unternehmen bewirkt hat. Besonders betroffen von den negativen Auswirkungen sind kleine und mittlere Unternehmen, während viele Großunternehmen von der Krise sogar profitieren konnten und nur schwache Umsatzeinbußen verzeichnen mussten.

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Über den Autor:

Mario Lehner ist Geschäftsführer der insideAx GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Pasching bei Linz ist ein Projekt- und Beratungsspezialist mit Schwerpunkt ERP/CRM, aber auch Dokumentenmanagement und Business Intelligence. insideAx bietet ganzheitlich abgestimmte Lösungen aus den Produkten Microsoft Dynamics 365 (ERP/CRM), Windream (DMS), Power BI (BI) und modern Workplace.

Zu den Kund:innen zählen Unternehmen wie Fischer Ski, Bauhütte Leitl, Hausmann, Joh. Offner Werkzeuge, Prillinger, KLH, FUSO, Harreither und Wanggo.

Beschaffung über mehrere, kleinere Zulieferer

Die Studie betrachtet auch die Beschaffungsseite. Hier hat sich gezeigt, dass große Organisationen verstärkt auf viele und – zusätzlich nun auch lokale – Zulieferer setzen. Das macht insofern Sinn, als man damit unabhängiger von Unterbrechungen der globalen Lieferketten ist. Digitale Vernetzung schafft hier eine höhere Transparenz. KMU hatten vor der Pandemie ihren Einkauf über viele unterschiedliche Kanäle organisiert. Jetzt beschaffen die kleinen und mittleren Unternehmen öfters über Dual und Global Sourcing. Das steht im Widerspruch zur logischen Entwicklung, denn die weltweiten Lieferketten haben sich als unzuverlässig und daher problematisch herausgestellt.

Unveränderte Vertriebsstrategien

Vertriebsseitig attestiert die Studie den KMU und Großunternehmen, während der Pandemie kaum neue Strategien entwickelt zu haben. Seit Corona blicken die Konzerne vermehrt auf den Versand- und Einzelhandel, während kleine und mittlere Betriebe vor allem den Einzelhandel fokussieren. Erklären lassen sich diese teilweise unerwarteten Entwicklungen mit z.B. dem VUCA-Modell, das mittels vier Faktoren versucht, den Entscheidungsprozess in der Unternehmensführung unter schwierigen Bedingungen zu beschreiben. Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit sind jene Ursachen, die klare Entscheidungen erschweren und gewohnte Verhaltensmuster hinfällig werden lassen.

Neue Leadership-Strategien

In der Arbeitswelt sind es z.B. die Flut an unterschiedlichen Informationen, der Generationenwechsel und viele weitere Veränderungen in den Organisationen – wie neue Technologien, flexible Arbeitsmodelle, Selbstbestimmung, agile Methoden etc. –, die eindeutige Entscheidungen hemmen. Als Lösungsansatz bietet sich auch hier VUCA an: Visionen, Understanding, Klarheit und Agilität zeichnen moderne Leadership-Strategien aus. Soweit die Theorie. Wie aber lässt sich die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen steigern?

IT als Basis der Unternehmenssteuerung

Einerseits müssen Unternehmen ihre Wahrnehmungs-, Lern- und Anpassungsfähigkeit verbessern. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten gilt, Veränderungen frühzeitig zu erkennen bzw. zu antizipieren und daraus rekonfigurierbare Betriebs- und Geschäftsstrategien zu entwickeln –– im Sinn von neuen Produkten und Dienstleistungen. Wesentlich sind auch eine anpassungsfähige Führung, top ausgebildete, kompetente Mitarbeiter:innen und eine Lernkultur. Basis für digitale Widerstandsfähigkeit ist eine IT-Ökostruktur, welche die Unternehmenssteuerung unterstützt. Da die IT eine zentrale Komponente jedes modernen Unternehmens ist, hat die Ausfallsicherheit der Systeme einen besonders hohen Stellenwert.

Neue Geschäftsmodelle und Umsatzpotenziale

Die Digitalisierung kann nicht nur helfen, Geschäftsprozesse zu verbessern und automatisieren, sie ermöglicht auch neue moderne Arbeitsformen (von Homeoffice bis zu flexiblen Jobmodellen), stärkt Unternehmen in Krisenzeiten und hilft, neue Geschäftsmodelle und Umsatzpotenziale zu erschließen. Außerdem stärken digitale Tools, wie z.B. Marketing Automation, die Kundenbindung. Digitalisierung erhöht auch die Informationstransparenz und verbessert damit den Entscheidungsprozess. Sie ist das Fundament jedes modernen Unternehmens und hilft, auch stürmische Zeiten zu bewältigen.

(Passend dazu: „Data First“ – Wie die Industrie neue Geschäftsmodelle schafft)