Kolumne : Über die Akzeptanz neuer Technologien in der Produktion
Neue Technologien stoßen bei ihrer Einführung nicht immer auf Begeisterung bei den betroffenen Menschen. Die einen sehen darin Hilfsmittel zur Erleichterung von Tätigkeiten und akzeptieren neugierig selbst die klassischen Einführungsschwierigkeiten. Die anderen verbinden neue Technologien mit Sorgen und Befürchtungen. Im Arbeitskontext überlagern sich hierbei häufig kurzfristige Sicherheits- und Überforderungsbedenken und die langfristige Angst, durch die Technologie ersetzt zu werden. Aktuell sehen wir genau diese Situation bei der Einführung automatischer Planungs- und Steuerungsalgorithmen, fahrerloser Transportsysteme oder bei der Gestaltung schutzzaunloser Mensch-Roboter-Interaktion.
Mensch bleibt Mensch
Warum sollte es auch anders sein als in unserem Alltag. Hier akzeptieren wir auch nicht gleich proaktiv jede Veränderung. Mein Lieblingslokal gebe ich nicht so schnell zugunsten eines – vielleicht besseren – auf, auch wenn alle meine Freunde davon überzeugt sind. Dazu kommt, dass neue Technologien meist nicht sofort hundertprozentig funktionieren und somit eine gewisse Handlungskompetenz der Nutzer erforderlich ist. Noch immer landet das eine oder andere Fahrzeug im Wasser von Häfen oder Kanälen, weil die Navigationssysteme, sehr selten allerdings, Fehler machen. Wer will trotzdem heute im Auto auf sein Navi verzichten?
(Lesen Sie auch: Smart Factories: Die Zukunft der Produktion ist intelligent, vernetzt und anfällig)
Die Akzeptanz stieg, sobald ihnen die Datenverarbeitung transparent gemacht wurde und sie einen hohen Nutzen wahrnahmen.
Transparenz und wahrgenommener Nutzen
Wenngleich neue Technologien auch zukünftig die geschilderten Reaktionen hervorrufen werden, so lässt sich die Akzeptanz doch gezielt erhöhen. Im Forschungsprojekt SensiTrack konnte beispielsweise gezeigt werden, dass der direkte wahrgenommene Mehrwert neuer Technologien deren Akzeptanz stark beeinflusst. Dazu wurden in einem Experiment personenbezogene Daten bei der Ausführung eines Montageprozesses erfasst. Anschließend befragte man die TeilnehmerInnen anonym zu Ihrer Einschätzung des Trackings. Im Ergebnis stieg deren Akzeptanz, sobald ihnen die Datenverarbeitung transparent gemacht wurde und sie einen hohen Nutzen wahrnahmen. Ein Beispiel dafür ist etwa die schnelle Mitarbeiterortung in Notsituationen. Bei transparenten Daten und niedrigem wahrgenommenen Mehrwert der Technologie kippte die Akzeptanz ins Gegenteil.
Mehrwert schlägt Bedenken
Was lässt sich aus den Ergebnissen des Experiments lernen? Einerseits ist Technikgestaltung weiterhin – und heute wahrscheinlich mehr denn je – People’s Business. Die Einbindung der TechnologienutzerInnen in den Gestaltungsprozess erhöht die Akzeptanz und weist früh auf mögliche Risiken hin. Zudem ist erfolgskritisch, dass den Betroffenen die Verarbeitung personenbezogener Daten offengelegt wird. Der Technologieeinsatz selbst sollte nicht nur Mehrwert für das Unternehmen, sondern auch für die direkt betroffenen NutzerInnen erzeugen. Schlussendlich trifft aber jeder einzelne Mitarbeiter eine individuelle Entscheidung, die neue Technologie auch nutzen zu wollen.