Ausbau : MFL darf ab jetzt größer denken – und schweißen
MFL-Geschäftsführer Herbert Decker spricht von einem "Jahrhundertauftrag", den er Anfang des Jahres an Land ziehen konnte. Vierzig Güterwaggons werden noch 2023 für das deutsche Unternehmen Helrom gefertigt, was zunächst einen zweistelligen Millionenbetrag einbringt. "Als Anbieter von schienenfertigen Gesamtfahrzeugen haben wir gemeinsam mit dem Kunden eine innovative und wirtschaftliche Lösung über den gesamten Produktionszyklus erarbeitet“, sagt Decker. Mit dem neuen Auftrag möchte sich das steirische Unternehmen in der internationalen Schienenfahrzeugindustrie als Komplettzulieferer – vom gegossenen Bauteil über geschweißte Baugruppen bis hin zu schienenfertigen Fahrzeugen – etablieren. Langfristig soll sich das Auftragsvolumen auch noch deutlich steigern: Nach der einjährigen Produktionseingangsphase kann Helrom entscheiden, ob es die Zusammenarbeit bis 2033 zu verlängern wird. In diesem Fall würden die Steirer mehrere Hundert Wagen herstellen – und damit knapp eine Viertelmilliarde Euro erwirtschaften.
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Gigantische Schweißroboteranlage für mehr Effizienz
In Liezen will man das frische Geld nicht ungenutzt lassen. Mit sechs Millionen soll der innerbetriebliche Maschinenbau aufgewertet werden, heißt es in einer Aussendung. An der Spitze des Investitionsprogramms steht eine der größten Hightech-Schweißroboteranlagen Europas. Die Fertigungsanlage mit einer Gesamtlänge von 40 Metern ist für mehrere Schweißroboter ausgelegt. So können Werkstücke bis zu einer Länge von 28 Metern und einem Gewicht von bis zu 20 Tonnen verarbeitet werden. „Das erhöht nicht nur unsere Kapazitäten in diesem Bereich, sondern verbreitert auch unsere Kompetenzen: Auf Basis der neuen Fertigungsanlage schließen wir technologisch zu den großen Schienenfahrzeugherstellern auf“, so die Erwartungen des CEOs. Ende des Jahres soll die Anlage in Betrieb genommen werden. Um dafür Platz zu schaffen, lässt er extra die bestehende Halle erweitern.
Wie sich das konkret auf die Produktivität insgesamt auswirkt? „Der Schweißprozess selbst ist auf höchste Leistung ausgelegt“, erklärt Herbert Decker. „Jeder Roboter kann im TWIN-Prozess mit 2 x 600 A schweißen. Über ein automatisches Brennerwechselsystem kann programmgesteuert auf den Einzeldraht-Prozess umgestiegen werden. Laserkameras führen den Roboter exakt der Schweißfuge entlang und kompensieren Toleranzen in der Verfertigung“. Zahlen nennt Decker zwar keine, äußert aber seine Überzeugung, dass sich dadurch sowohl Effizienz-, als auch Qualitätssteigerungen in der Fertigungspräzision ergeben.
Mehrere Schweißkräne und -Roboter im Maschinenpark
Bei MFL ist Automatisierung freilich kein neues Thema. Schon seit Jahren verrichten Roboter viele Schweißarbeiten am Standort in Liezen. „Unser Maschinenpark umfasst in diesem Segment unter anderem Schweißkräne mit Abmessungen von bis zu 35 x 6 x 7 Metern und Schweißroboter-Anlagen von bis zu 4 x 2,4 x 4 Metern“, beschreibt Decker. Auch 3D-Laservermessung für die Nahtvorbereitung und Manipulatoren sowie Drehkipptische bis zu einer Beladung von 40 Tonnen Stückgewicht sind bei MFL bereits seit Längerem im Einsatz. Neue Mitarbeiter:innen sucht Decker trotzdem. In den vergangenen Monaten hat er über 50 zusätzliche Beschäftigte eingestellt. Ein Wachstumskurs, den er beibehalten will – genauso wie eine Einstiegsprämie von 1.000 Euro netto. Damit stellt MFL den Anspruch, die Nummer eins als Arbeitgeber in der Region zu sein.
Über MFL:
Im Jahr 1939 als „Schmidhütte“ gegründet, wurde die Firma 15 Jahre später von der damaligen Voest AG übernommen. Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei Ges.m.b.H. gibt es unter ihrem heutigen Namen seit 1994. Geschäftsführer sind Reinhard Haider und Herbert Decker. 2021 erwirtschaftete das Unternehmen laut eigenen Angaben einen Umsatz von 245.8 Millionen Euro.