Kunststoffindustrie : Greiner AG: Neues Vorstandsteam über Transformation in kritischen Zeiten
"Die weltwirtschaftliche Lage ist weiterhin kritisch", sagt CEO Axel Kühner auf einer Pressekonferenz im neuen Greiner Meetingspace in Wien. Damit sind vor allem die hohen Energiekosten, Lieferkettenstörungen und die damit zusammenhängende Inflation gemeint. Er und seine Vorstandskollegen Hannes Moser und Manfred Stanek, der neu ist im Team, wirken dennoch gut gelaunt. Man befinde sich in einem nachhaltigen Transformationsprozess, heißt es. Die Rahmenbedingungen seien 2023 aber äußerst schwierig.
Ziele und Stolpersteine auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Da Kunststoff in den letzten Jahren angesichts der Umweltschutzbestrebungen etwas in Verruf geraten ist, arbeitet Greiner nicht nur an einer Image-Politur, sondern setzt sich auch konkrete Ziele bis 2030. Das klimapolitisch relevanteste ist die geplante Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energie an allen Standorten. Zudem strebt Greiner - einem breiteren Verständnis von Nachhaltigkeit folgend - die Erfüllung einer Frauenquote von 30 Prozent bei allen Führungskräften an. Alle Lieferanten sollen außerdem mit einem EcoVadis-Rating bewertet werden.
Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeit sieht Kühne vor allem im weltweiten Ausbau von erneuerbaren Energieträgern und in der Erhöhung von Recyclingquoten. "Chemisches Recycling ist erst im Kommen, wird aber kaum gefördert, weil es mehr Energie benötigt", bedauert er. Weiterhin sei also das mechanische Recycling begünstigt. "Das funktioniert aber nur bei PET-Flaschen gut", gibt er zu bedenken. Bei Polypropylen, aus dem etwa Joghurtbecher bestehen, passiere noch keine Mülltrennung, was das mechanische Recycling maßgeblich erschwere.
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Verpackungssparte mit wenig Wachstumspotenzial
CFO Hannes Moser erwartet nicht, dass die Preise für Energie auf das Niveau vor dem Krieg Russlands in der Ukraine sinken werden. Aber er sieht anderenorts Entspannung: "Container kosten aktuell 1400 US Dollar, zu den Höchstzeiten während der Pandemie lag der Preis bei 8000. Es ist möglich, dass wir bald bei 1000 Dollar landen". Die vergleichsweise niedrigen Lieferkosten haben laut Moser aber auch eine Kehrseite, seien sie doch mitunter auf eine gesunkene Nachfrage zurückzuführen.
Von den drei Business-Units Greiner Packaging, NEVEON und Greiner Bio-One soll laut Vorstand keines stiefmütterlich behandelt werden. Auch wenn klar sei, dass in der Verpackungssparte kein großes Wachstumspotenzial mehr stecke. Für den Geschäftsbereich Bio-One, der Kund:innen in der Medizintechnik und den Life Sciences beliefert, sieht Kühne dafür großes Potenzial: "Gesundheit und Medizin werden immer wichtiger".
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Automatisierung: Neuer COO setzt auf Cobots
Manfred Stanek, noch bis Mai 2023 CEO von Greiner Packaging, ist seit Jahresbeginn als COO Teil des Greiner AG Vorstands. Angesichts des Mangels an Arbeitskräften setzt er mit Smart Robotics die Automatisierungsbestrebungen des Unternehmens fort. "Wir haben viele kleinere Maschinen im Einsatz - bei Greiner Packaging sind es an die 1000". Angesichts der verschiedenen Produkte - von Plastikbechern bis hin zu technischen Spritzgussteilen - sei es hier wichtig, flexible Automationssysteme heranzuziehen. Konkreter erklärt Stanek: "Wir automatisieren direkt an der Maschine, wo wir verstärkt auf Cobots setzen". Aber auch im Bereich der Logistik werde immer mehr automatisiert.