Transportlogistik : Entgültiges Aus für den klassischen Spediteur?

Dr Sandra Stein Leitung Forschungsprojekte Fraunhofer Institut

Dr. Sandra Stein, Leitung Forschungsförderung Fraunhofer-Institut

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Mittels IoT und dem Phsyical Internet soll eine tiefgreifende Reorganisation des Güterverkehrs und der Logistik erreicht werden. Kosteneffizienz, weniger Verkehr auf der Straße und CO₂ Einsparnis ist geplant. Daten finden einen Weg - ohne menschliches Zutun. Dafür sorgen autonome Netzwerke, die miteinander verbunden sind, und technisch standardisierte Internetprotokolle: automatische Transportsteuerung, volle Transparenz über die Ladung im Netzwerk und eine intermodale Plattform, die Ladungen nach Auslastung verteilt und Transportflächen anonymisiert verteilt. Technische Anbindung der Speditionen ist ein 'must' um bei dieser Transformation im Spiel zu bleiben.

Die Änderung des Status quo hat schon begonnen

Unternehmen verschicken oft seit 20 Jahren mit demselben Spediteur. Der macht das dann. Viele würden vielleicht gerne mit der Bahn transportieren oder sogar mit der Binnenschifffahrt. Sie wissen operativ oft einfach nicht, wie sie den Container auf die Bahn bekommen. Sie wissen nicht, wen sie anrufen sollen, wie sie einen Container auf der Bahn wirklich buchen. Das sind momentan alles einzelne Schritte. Man ruft erst beim Spediteur an für den LKW-Transport zur Bahn, dann muss der Bahnbetreiber kontaktiert werden, und für die letzte Meile muss man noch mal einen LKW Spediteur beauftragen. Das Leitprojekt PhysICAL (Physical Internet through Cooperative Austrian Logistics) schafft die nötigen Grundlagen zur flächendeckenden Umsetzung einer neuen transparenten Lösung. Die Plattform hat diese gesamte Abwicklung und Übergabe an verschiedene Logistikpartner integriert und läuft automatisch.

Es wird immer Spediteure geben. Aber welchen ich wähle, hängt übermorgen von anderen Parametern als der Gewohnheit ab.
Sandra Stein, Fraunhofer

Das Ende der Spediteure?

„Nein“, sagt Sandra Stein, „Es wird immer Spediteure geben. Aber welchen ich wähle, hängt übermorgen von anderen Parametern als der Gewohnheit ab.“ Vor vielen Jahren gab es Unternehmen, die nicht verstanden haben, warum sie eine Webseite im Internet benötigen. Heute wissen auch die konservativsten Unternehmen, dass sie einfach nicht gefunden werden, wenn sie im Internet nicht vertreten sind. Ähnliche Zukunftsmusik spielt das Physical Internet. Als Spediteur wird man nicht mehr gebucht werden, wenn man durch die fehlende Vernetzung nicht dieselbe Serviceleistung anbieten kann wie die Konkurrenz.

Fair Benefit Sharing für Spediteure

Es kann natürlich geschehen, dass Spediteure in manchen Bereichen dadurch manchmal nicht mehr zum Zuge kommen. Andererseits bekommen sie vielleicht Aufträge, die sie sonst nicht bekommen hätten.
Fair Benefit Sharing bedeutet in diesem Fall: Wir teilen nicht nur unsere Fahrzeuge, sondern wir teilen auch den Gewinn. Es gibt einen „fiktiven Gewinn durch Bündelung über alle“ und dieser Gewinn wird unter allen, die es theoretisch gibt, fair verteilt. So wird der Angst vor Auftragsverlust entgegengewirkt, ebenso wie Preisdumping verhindert.

(Lesen Sie auch: Physical Internet – wie radikales Umdenken in der Transportlogistik Kosten sparen und die Umwelt schonen soll)