Chinesische E-Autos für österreichische Beamte : HAI-CEO: "Diese ungleiche Behandlung bedroht unsere Industrie"

Byd dolphin

BYD bewirbt seinen Dolphin mit dem Slogan: "E-Auto zum Preis eines Verbrenners". Der Preis war mitentscheidend, dass sich der chinesische Fahrzeugbauer bei der Ausschreibung d Bundesbeschaffung GmbH durchsetzen konnte.

- © BYD

Dass E-Autos der chinesischen Automarke BYD für heimische Behörden angeschafft werden sollen, ging am Samstag an die breite Öffentlichkeit. Was war geschehen? Die österreichische Bundesbeschaffung GmbH (BBG) hat einen Auftrag für 640 Elektrofahrzeuge ausgeschrieben, die etwa den Mitarbeiter:innen der Direktion Straßenbau und Verkehr in Oberösterreich zur Verfügung gestellt werden sollen.

Kritik an der Rahmenvereinbarung kam sogleich ausgerechnet vom oberösterreichischen FPÖ-Verkehrslandesrat Günther Steinkellner. Er sieht das Problem in der EU, die "Verbrennungsmotoren, bei denen wir den technologischen Vorsprung haben" in Europa verbiete, wodurch wir hierzulande keine andere Wahl hätten, auf batterieelektrische Autos aus China zurückzugreifen, wo eben die Chinesen führend seien. Auch Pro-Ge-Vorsitzender Reinhold Binder schaltete sich in die Debatte ein. Er merkte an, dass man bei öffentlichen Vergaben im Sinne der Nachhaltigkeit auch ökologische und soziale Standards in der Produktion berücksichtigen solle.

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HAI-Geschäftsführer sieht heimische Industrie bedroht

Entscheider aus der Industrie ließen nicht lange auf ihre Reaktion warten. Am Montag schrieb Rob van Gils, CEO der Hammerer Aluminium Industries Holding GmbH, die den Maschinenbau mit Aluminiumprofilen beliefert einen LinkedIn-Beitrag, der für Aufsehen sorgte. Darin sprach er von einer beunruhigenden Entwicklung, nach der die österreichische Regierung die heimische Industrie immer mehr mit Nebenkosten und Bürokratie belaste und dadurch die Kosten für europäische Produkte in die Höhe treibe. Und gleichzeitig greife "die öffentliche Hand auf günstige Produkte aus China zurück, die unter ganz anderen Bedingungen hergestellt werden". Van Gils sieht darin eine Ungerechtigkeit, die den Wirtschaftsstandort bedrohe und Arbeitsplätze gefährde.

Prompten Zuspruch erhielt er etwa von Peter Sticht, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Stiwa Holding GmbH. Auch der Geschäftsführer des Maschinenbau-Unternehmens CAB Austria, Erich Trunkenpolz, pflichtete ihm mit einem aufgeregten Kommentar bei: "Wir verraten unsere Wirtschaft (Verbrennertechnik), fördern asiatische Länder mit E-Technik und schicken darüberhinaus Fördermilliarden in das 'Schwellenland' China, das – nebenbei bemerkt – die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt ist". Georg Kramar, Country Manager Austria des irischen Hubwagen-Herstellers Combilift, wittert eine ähnliche Ungleichbehandlung in seiner Branche, Material Handling Equipment und fordert "eine bewusste Kaufentscheidung für ein europäisches Produkt", um die heimische Industrie in Europa zu stärken, Innovationen zu fördern und Arbeitsplätze zu sichern.

Aber auch Gegenwind erhielt Rob van Gils auf sein Social-Media-Posting: Der Supply Chain Manager des deutschen Elektronikgeräteherstellers ODU, Christian Mannke, konterte, dass die Vergabe an den günstigsten Anbieter dem Prinzip der Marktwirtschaft entspreche. Und er ergänzte, "dass die westlichen Länder auch 150 Jahre mit Einzug der Industrialisierung gebraucht haben, bis Nachhaltigkeit ein Thema war", wonach es schwierig sei, den Chinesen ihr Hinterherhinken beim Klimaschutz jetzt zum Vorwurf zu machen.

Keine klare Grenze zwischen chinesischen und europäischen Herstellern

Nachdem selbst die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von einer Überschwemmung des Marktes mit günstigen Elektroautos aus China sprach, aufgrund derere es europäische Hersteller im globalen Wettbewerb schwer hätten, unterzog der ADAC verschiedenen Fahrzeugmodellen einem direkten Vergleich. Neben BYD sind auch Nio, MG, Aiways und Xpeng am europäischen Markt aktiv, und Zeekr soll Mitte 2024 einsteigen. Zum Teil sind die chinesischen Anbieter bereits mit mehreren Modellen in Europa vertreten. In der Gegenüberstellung verglich der deutsche Automobilclub etwa den BYD Atto 3 mit dem Megane e-tech von Renault. Wie fast alle europäischen Modelle, fiel auch der e-tech mit 47.000 Euro teurer aus als sein chinesisches Pendant, das zum Zeitpunkt des Vergleiches, im Herbst 2023, nur 44.600 Euro kostete.

Der Preisunterschied war bei allen verglichenen E-Automodellen jedoch nicht eklatant. Der Funky Cat von Ora fiel sogar billiger aus, als der ihm ähnliche ID.3 von Volkswagen. "Am Ende muss ein gesamter Kostenvergleich gemacht werden, in dem auch die Wiederverkaufswerte berücksichtigt werden", so das Fazit beim ADAC. Auch sei die Grenze zwischen "europäischen" und "chinesischen" Herstellern nicht immer klar zu ziehen. Zum Beispiel produziert BMW seinen iX3 in China, Volvo gehört dem chinesischen Konzern Geely, woraus auch die Marke Polestar entstanden ist. Und Mercedes macht zum Teil gemeinsame Sache mit BYD. Die beiden Autobauer konzipierten einen Premium-Van, der bald nach Europa kommen soll.