Höheres Arbeitgeberangebot abgelehnt : Chemie-KV: Auch sechste Verhandlungsrunde gescheitert
„So gar kein Verständnis mehr“ hat Arbeitgeber-Verhandler Berthold Stöger für die nach wie vor überzogene Forderung der Arbeitnehmervertretung bei den Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag für die chemische Industrie. Stöger ist Arbeitgeber-Verhandlungsleiter im Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO). „Da weigert sich jemand, die Zeichen der Zeit zu erkennen und an die Zunkunft der Branche zu denken“, so der Wirtschaftsvertreter. „Es braucht von Seiten der Gewerkschaft mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche.“
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Er appelliert an die Arbeitnehmervertretung: „Begreift endlich, was auf dem Spiel steht. Weitere Kostennachteile im internationalen Wettbewerb befeuern die Deindustrialisierung, also die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich. Und wer einmal weg ist, kommt in der Regel nicht mehr zurück.“ Überzogene Lohn- und Gehaltsforderungen mit Verweis auf die Abgeltung der außergewöhnlich hohen Inflation dürften kein Automatismus sein. „Wir können nur verteilen, was vorher in den Betrieben verdient wurde - und daran ändern auch Streiks nichts“, ruft Berthold Stöger in Erinnerung.
Dieses Angebot wurde abgelehnt
Unverständlich sei daher, dass die Gewerkschaften auch in der jüngsten, bereits sechsten Runde ein neues, höheres Angebot der Wirtschaft abgelehnt haben. Die Arbeitgeber haben ihr Angebot eines sozial gestaffelten Abschlusses auf bereits 6 Prozent für Einkommen bis 4.000 Euro erhöht. Darüberliegende Einkommen, die von der Teuerung in weitaus geringerem Ausmaß betroffen sind, bekämen eine etwas niedrigere prozentuelle Erhöhung. Die chemische Industrie gehört seit Jahrzehnten zu den Arbeitgebern mit den bestbezahlten Arbeitsplätzen für die rund 50.000 Mitarbeitern und zählt zu den Spitzenreitern bei den Zulagen und Zuschlägen. Allein die Chemie-Abschlüsse der vergangenen zwei Jahre brachten den Mitarbeite eine Erhöhung von insgesamt 15,3 Prozent.
"Kehren Sie an den Verhandlungstisch zurück“, fordert Stöger die Gegenseite einmal mehr auf: "Wir wollen konstruktiv und lösungsorientiert verhandeln. Unsere Türen stehen offen.“
Jetzt kommen die Warnstreiks
Die Verhandlungsleiter von PRO-GE und GPA haben im Vorfeld der sechsten Verhandlungsrunde Warnstreiks angekündigt, falls die Verhandlungen scheitern sollten. "Die Beschäftigten und die Betriebsräte sind wirklich sauer auf die Arbeitgeber-Verhandler", so die Gewerkschafter. "Wir haben uns immer an sozialpartnerschaftliche Regeln gehalten, die sich seit Jahrzehnten bewähren. Eine Inflationsabgeltung zu verweigern, ist ein klarer Bruch dieser Regeln", fordern die Gewerkschafter ein Ende der unwürdigen Hinhaltetaktik.
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"Wie bereits angekündigt, werden wir daher ab morgen die Arbeit in den Betrieben für zweistündige Warnstreiks niederlegen", kündigen die Gewerkschafter an. Die nächste Verhandlung findet am 17. Juni statt. "Wir werden selbstverständlich die gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen auch weiter steigern, wenn in der nächsten Runde kein Abschluss zu Stande kommt. Die Arbeitgeber-Verhandler würden auf Justament-Standpunkten beharren und damit den Konflikt bewusst herausfordern, kritisieren Alfred Artmäuer und Günther Gallistl. Sie sollten aber den Ärger der Arbeitnehmer nicht unterschätzen, warnen die Gewerkschafter: "Die Beschäftigten und die Betriebsräte sind wirklich sauer auf die Arbeitgeber-Verhandler. Niemand versteht, warum ausgerechnet in der chemischen Industrie nicht möglich sein soll, was in allen anderen Branchen schon Realität ist: nämlich einen Abschluss über der rollierenden Inflation."
"Wir erwarten am 17. Juni endlich einen Abschluss"
Der neue Kollektivvertrag sollte seit über einem Monat in Kraft sein. "Wir haben im Sinne einer funktionierenden Sozialpartnerschaft viel Geduld bewiesen, aber die erreicht auch einmal ihr Ende. Wir erwarten am 17. Juni endlich einen Abschluss", fordern Artmäuer und Gallistl, "Wir haben aber auch keine Angst, den Konflikt zu führen, wenn die Arbeitgeber weiterhin kein ernstzunehmendes Angebot auf den Tisch legen."