Industrie-Software : In 5 Schritten zur MES-Reifegradanalyse
„Die Datenbasis im Shop- und Top-Floor entscheidet darüber, ob die digitale Transformation gelingen kann. Sie muss Maschinendaten genauso wie Betriebsdaten aus den Bedienterminals von Mitarbeitern in der Fertigung, die Vielzahl an Personaldaten sowie alle Qualitätsdaten aus Prüfroutinen und Stichproben enthalten", argumentiert Hans-Günter Thielker, Industry Consultant MES bei proALPHA. Eine saubere und zuverlässige Datenbasis ist auch ein zentraler Bestandteil des Manufacturing Execution Systems (MES), das eine Smart Factory ermöglicht. Allerdings stellt sich die Frage, ob das eigene MES in Kombination mit dem ERP-System ausgereift genug ist, um die digitale Transformation des Betriebs voranzutreiben.
Das MES ermöglicht die Optimierung von Fertigungsprozessen, proaktives Problemmanagement, aussagekräftige Analysen und fertigungsrelevante KPIs, indem es eine Verbindungsebene zwischen Top- und Shopfloor bildet und mit logistischen Daten aus dem ERP-System angereichert wird. Der Datenaustausch zwischen ERP und MES erfolgt über bidirektionale Schnittstellen. Eine einheitliche Festlegung über Art und Umfang der Kommunikation ist jedoch ohne eine gründliche Analyse der Situation im jeweiligen Unternehmen kaum möglich.
1. Ziele definieren
Die Geschäftsleitung, die Anwender in den Fachbereichen und die durchführende IT müssen sich verständigen – es gilt, ein gemeinsames Bewusstsein zu entwickeln und darauf aufbauend realistische Ziele zu definieren. Sobald Einigkeit in Bezug auf die Ausgangssituation besteht, lassen sich diese Ziele für das Unternehmen unproblematisch definieren.
2. Durchführung einer IST-Analyse
Die konkrete Bewertung des aktuellen MES-Reifegrades erfolgt mittels Lean-Manufacturing-Methoden zur Reduzierung von Verschwendung im Herstellungsprozess. Insbesondere die Material-, Prozess- und Informationsflüsse am Shop-Floor sowie der IT-Infrastruktur und des Datenmanagements müssen überprüft werden. Oft finden sich unnötige Transporte und Bewegung von Personen, Geräten oder Maschinen; überschüssige Lagerbestände; wartende, inaktive Mitarbeiter; ungenutzte Anlagen und Ausrüstung; eine Überproduktion von Waren; den Einsatz größerer Ressourcen als nötig sowie Mängel, für deren Behebung wiederum Ressourcen erforderlich sind.
3. Ausarbeiten von Use Case
In einem nächsten Schritt geht es um die Beschreibung und Finalisierung der wichtigsten drei bis fünf MES- Anwendungsfälle für das Unternehmen. Das beginnt bei der Problembeschreibung, erstreckt sich über die MES-Funktionen hin zum Nutzerziel und leitet über zum anschließenden Roll-out.
4. Potenzial-Analyse und Priorisierung
Weiter geht es mit der Aufnahme, der Bewertung und Priorisierung der Potenziale, die sich aus dem Einsatz eines MES in der Produktion ergeben. Die Ergebnisse werden anhand einer Entscheidungsmatrix, die unter anderem den Return on Investment (ROI), Balanced Scorecard und das Portfolio miteinbezieht, zusammengefasst.
5. Entwicklung einer Roadmap
Auf Basis der Ergebnisse aus IST- und Potenzial-Analyse lässt sich eine Roadmap ableiten, die den genauen Phasenablauf mit MES-Funktionen und Reifegrad-Umsetzung definiert. 6. ProjektinitialisierungMittels Projektmanagement sowie den bisherigen Ergebnissen aus dem Audit kann die Projektinitialisierung für einen Roll-out vorbereitet werden. Im selben Atemzug wird die weitere Vorgehensweise definiert.