Robotersteuerung : Die Robotik-Strategie von KEBA

Ziel des Entwicklungsprojekts mit Comau war, die verschiedenen Roboterkinematiken mithilfe der Robotik-Plattform KeMotion zu steuern. Auf der modularen Softwareplattform sollen sich klassische Maschinensteuerung und Robotersteuerung vereinen. Was das bringt? Mitunter Platzersparnis, denn für eine gesamte Linie, inklusive SPS, sei nur ein Schaltschrank nötig. Mit dem Feature „Multi-Rob“ sollen dazu bis zu sechzehn Roboter auf einer Steuerung betrieben werden können. Wozu das notwendig sein kann, erklärte KEBA-Produktmanager Michael Garstenauer kürzlich im Podcast „Robotik in der Industrie“ von Robert Weber und Helmut Schmid.

„Die Kombination von Prozess und mehreren Robotern, vereinfacht viele Dinge, die zwar mit Einzelsteuerungen gehen, aber sehr aufwändig und komplex sind“, erklärt Garstenauer. Als typisches Beispiel nennt er die Picklines in der Verpackungstechnik, wo das Förderband, ein Kamerasystem und mehrere Deltaroboter gesteuert werden können. Über die Plattform koordinieren sich die Roboter untereinander, sodass sie effizient eingesetzt werden und auch innerhalb eines gemeinsamen Arbeitsraums aufeinander Rücksicht nehmen können. Neben der Energieeinsparung ergeben sich laut dem Produktmanager eine Performancesteigerung von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zu anderen Lösungen. Bei sechzehn Robotern bedarf es auch einer entsprechenden Rechenleistung auf der Steuerung. Diese erreicht KEBA mit Intel Core Prozessoren i7, „den größten Intel-CPUs, denen wir habhaft werden“, so Garstenauer.

Ziel des Entwicklungsprojekts von KEBA und Comau war, die verschiedenen Roboterkinematiken mithilfe der Robotik-Plattform KeMotion zu steuern.
Wir wollen die Flexibilität, die ein Roboter bringt, in den allgemeinen Maschinenbau bringen.
Michael Garstenauer

Flexibilität durch Offenheit

Aber warum setzt ein Steuerungsanbieter überhaupt auf Robotik? „Wir wollen die Flexibilität, die ein Roboter bringt, in den allgemeinen Maschinenbau bringen“, beschreibt er das Ziel der österreichischen Automatisierer. Bei der Integration zwischen dem, was der Roboter tun soll oder mit wem der Roboter gemeinsam arbeiten soll und dem Roboter selbst, gebe es noch viele Möglichkeiten, um Dinge einfacher bedienbar und effizienter zu machen, sowie auch beim Engineering Fortschritte zu erzielen. Dabei sprechen die Oberösterreicher vorwiegend Unternehmen an, die zwischen 50 und 1000 Maschinen pro Jahr bauen und ihre Produktivität, sowie ihre Produktflexibilität steigern wollen. Das Prozesswissen kommt dabei von den Kund:innen selbst. Und KEBA bietet quasi eine SPS, ein breites Automatisierungssystem und einen Robotikkern. Denn Standard-Industrierobotern bzw. deren Steuerung mangle es laut Garstenauer an Offenheit, was oftmals zu Problemen führe.

Die Komplexität einer Steuerung für mehrere Roboter kann auf Anwender:innen zunächst abschreckend wirken. „Da gibt es verschiedenste Programmier-Schnittstellen oder Zugänge. Wir begleiten unsere Kunden dabei, wie sie sich die Technologie Schritt für Schritt zu Untertan machen“, beteuert der Produktmanager. Das System sei so gestaltet, dass es Standard-Funktionalität in drei Tagen herzeigen kann, wenn es richtig verkabelt und aufgebaut ist. Auf Basis dessen lassen sich dann die Spezialitäten integrieren.

Robotik-SPS in der Cloud?

Gegen virtuelle SPSen sprechen für Garstenauer die zeitlichen Abhängigkeiten zwischen Prozess und Roboter, die hoch Qualitäts- oder Ergebnisrelevant sind. Die Cloud bringe auch das Risiko von Störungen mit sich, die Produktionssysteme zum Stehen bringen. Der Experte von KEBA meint daher, dass Echtzeit-kritische Themen auch in Zukunft lokal bleiben. „Bei allem, das man puffern kann, wo man viel Rechenleistung braucht, gibt es keinen Zweifel, dass man mit lokalen Servern oder der Cloud am besten fährt. Aber für die Ausführung der Bewegungssteuerung, der Bewegungsführung, des Ablaufprogramms sehe ich den Vorteil bei den lokalen Lösungen“, so sein Argument.

Mit Standart-SPS-Technik ist man verloren, wenn man Geld verdienen möchte.
Michael Garstenauer

Kommende Entwicklungen in der Steuerungstechnik

Angesichts der größer werdenden Zahl an Steuerungsanbietern werde sich die Steuerungstechnik weiter ausdifferenzieren, ist Garstenauer überzeugt. Den Unterschied für Kund:innen mache die jeweilige Technologie, denn: „Mit Standart-SPS-Technik ist man verloren, wenn man Geld verdienen möchte“. Die immer aufwändiger werdenden Technologien in der Produktion werden laut seiner Einschätzung der Steuerungstechnik eine goldene Zukunft bescheren. Gerade dem Datenschatz, der in der Produktion entsteht, sieht bescheinigt er sehr viel Potential für Verbesserungen. Die KEBA-Steuerung selbst wird laut Garstenauer mehr Funktionalität für die Mensch-Roboter-Kollaboration haben. Sie soll für den Maschinenbediener noch einfacher bedienbar werden. Denn: „Wir sehen, dass alle Roboter Cobots werden“.