Papierindustrie : Papierengpässe führen zu Verzögerungen
„So paradox es klingt: Die Auftragsbücher sind vielfach voll, aber gleichzeitig kämpfen die Betriebe um die Wertschöpfung!“, sagt PROPAK-Obmann Georg Dieter Fischer im Gespräch mit der APA. „Preissteigerungen bei PROPAK Produkten, nicht nur bei Verpackungen, sind eine zwingende Konsequenz aus dieser Kostenentwicklung. In welcher Höhe und in welchem Zeitraum sie kommen werden, hängt von den individuellen Verträgen ab.“ Im ersten Halbjahr 2021 hat die Branche mit ihren 85 Betrieben wertmäßig ein Plus von 4,4 Prozent erzielt – ein niedriger Wert im Vergleich zur Gesamtindustrie mit 29,5 Prozent. Damit liegt die PROPAK leicht über dem Niveau vor der Pandemie.
Keine Ausfälle, Weihnachten ‚gesichert‘
Trotz guter Auftragslage ist und bleibt die Situation weiter angespannt. „Die Lieferketten haben sich vom Lockdown noch nicht erholt. Teils gibt es Zeitverzögerungen, aber keine Ausfälle. Weihnachten ist - jedenfalls was die Verpackungen angeht - gesichert.“ Die Schwierigkeiten sind für die Branche nicht ganz so schwerwiegend wie in anderen Industriebereichen, weil so viel Papier recycelt wird. „Der Anteil an recyceltem Material liegt in unserer Branche bei 75 Prozent, die Sammel- und Verwertungsquote, etwa bei Verpackungen aus Papier und Karton, sogar bei 90 Prozent“, so Fischer. Nicht zuletzt wegen der zunehmenden Bedeutung der Nachhaltigkeit sind Produkte aus Papier und Karton gefragt.
Historische Preissprünge bei Rohpapieren
Neben der Lieferproblematik, die keine einfache, aber doch lösbare ist, beschäftigt die Branche vor allem die Inflation. „Ich habe solche riesigen Preissprünge noch nie erlebt,“ berichtet Fischer. Seit vorigem Herbst hat es Preissteigerungen bei Rohpapieren gegeben – 20 Prozent bei Etiketten und bis zu 70 Prozent bei Wellpappe. „Das sind historisch nie dagewesene Papierkostenerhöhungen! Auch die Transport- und Energiekosten sind in den letzten drei Monaten massiv gestiegen", stellt PROPAK-Obmann Fischer im Gespräch mit dem Wirtschaftsredakteur fest. Das Schwierige für die Branche ist die Weitergabe der Kostensteigerungen. Grund sind meist längerfristige Verträge. „Wir kämpfen mit einem Wertschöpfungsproblem in guter Auftragslage“, so Fischer. „Mit einer Entspannung ist erst im Laufe des nächsten Jahres zu rechnen.“