Studie : Die Verpackungsindustrie boomt

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Die globale Verpackungsindustrie boomt trotz der Anstrengungen um mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Experten erwarten einen weiteren Umsatzsprung von aktuell 770 Mrd. US-Dollar auf 1 Billion US-Dollar bis 2025. Mit dazu beitragen werden Versandhändler wie Amazon & Co, aber auch der Bedarf an verbesserten und v.a. nachhaltigeren Verpackungsmaterialien und die zunehmende Professionalisierung im Materialeinkauf, so eine aktuelle Studie der Managementberatung Horváth.

Nachhaltigkeit als Branchenturbo

Branchenturbo sind und bleiben das Thema Nachhaltigkeit und die Anstrengungen der meisten Verpackungsunternehmen, umweltverträgliche Lösungen mit deutlich sichtbarer Erhöhung des Kundennutzens zu entwickeln. Die Materialkompetenz und Ressourceneffizienz werden dabei Schlüssel zur Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb, sagt Studienautor Christoph Kopp von der Managementberatung Horváth & Partners in Wien. Er geht davon aus, dass E-Commerce und Online-Handel den Innovationsdruck weiter erhöhen werden.

Konsumentenverhalten wirkt

Entscheidend für die Entwicklung der Verpackungswirtschaft sind das erwachte Klimaschutzbewusstsein der Öffentlichkeit und die damit einhergehenden verschärften Vorgaben der Politik: Stichworte wie Kreislaufwirtschaft, strenge Regulatorik und Klimaneutralität der produzierenden Industrie sind nicht neu, werden aber immer wichtiger gerade für die Verpackungswirtschaft, die von Kritikern mit Vorwürfen der Ressourcenverschwendung und Müllproduktion konfrontiert ist. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Verpackung – gerade in Hinblick auf Viren und Krankheitserreger – ein wesentlicher Hygiene- und Konservierungsfaktor ist. Das geänderte Konsumentenverhalten resultiert so nicht nur in der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit, sondern auch im Druck zu erhöhtem Produktionsausstoß aufgrund des gewachsenen E-Commmerce und zu kleinerer Konfektionierung – zusammen mit dem Margendruck in der Branche ein Dilemma für jeden Produktionsbetrieb.

Marktkonsolidierung erwartet

Die Commodisierung in Kombination mit dem erhöhten Investitionsdruck, dem zunehmenden Bedarf an überregionaler bis globaler Lieferfähigkeit sowie die fragmentierte Unternehmenslandschaft mit vielen kleinen und lokalen Playern bei gleichzeitig beschränkter Möglichkeit von organischem Wachstum lassen eine weitere Konsolidierung in der Branche erwarten, ist Horváth-Berater Kopp sicher. Die jüngsten Akquisitionen und Fusionen unterstreichen diesen langjährigen Trend. Zur Marktkonsolidierung beitragen wird auch die verstärkte Nachfrage nach „Smart Packaging“-Lösungen, die von traditionellen Anbietern noch kaum befriedigt werden kann. „Intelligente“ Verpackungseigenschaften wie Rückverfolgbarkeit, spezifische Interaktion mit dem verpackten Produkt oder Sensorik-Anforderungen sind künftig Differenzierungsmerkmale, und es ist davon auszugehen, dass Produkt und Verpackung in Zukunft zu einem Gesamtpaket „zusammenwachsen“.

Konsumgüterverpackungen dominieren

Interessant ist die Art und Verwendung sowie Mengenverteilung der weltweit benötigten Verpackungen. Die Industrie scheint dabei deutlich „nachhaltiger“ als der Konsum, benötigt in erster Linie recycelbare Stoffe wie Papier, Pappe & Karton und beansprucht rund 40 Prozent des Gesamtverpackungsvolumens. Der Konsum hingegen dominiert zu 60 Prozent den globalen Verpackungsmarkt und verbraucht die weitaus komplexere und größere Menge an (Verbund-) Kunststoffen. Drei Viertel des Weltmarkts (Verpackungsumsatzes) wird von Papier, Pappe und Karton sowie Kunststoffverpackungen beherrscht, der Rest geht auf Metall, Glas und sonstige Materialien. 70 Prozent aller Konsumverpackungen werden für Lebensmittel und Getränke produziert, 12 Prozent für medizinische und Kosmetik-Produkte und nur 18 Prozent für sonstige bzw. andere Konsumgüter.

Asien vor Europa und Nordamerika

Der asiatisch-pazifische Wirtschaftsraum verbraucht aktuell den größten Anteil an Verpackungen, nämlich rund 40 Prozent – mit einer prognostizierten weiteren Wachstumsrate von knapp 7,0 Prozent jährlich. Dahinter folgen Europa, Nahost und Afrika (EMEA) mit knapp 30 Prozent und Nordamerika mit 26 Prozent, allerdings bei geringeren jährlichen Wachstumsraten von knapp 5,0 Prozent. Auch für den Rest der Welt werden hohe Wachstumsraten erwartet, Argentinien und Brasilien bilden die Hauptumsatzquellen für den lateinamerikanischen Markt.