Start-ups : Gründen im Maschinenbau: Wer wagt, gewinnt?
Wenige Begriffe der modernen Volkswirtschaft werden so inflationär gebraucht, wie die Bezeichnung einer Firmenneugründung als Start-up. Dass nicht jede Neugründung automatisch ein Start-up ist, wird dem Laien meist erst bei genauerer Betrachtung bewusst. Weit verbreitet ist dagegen die Annahme, dass die Start-up-Kultur vor allen Dingen im Bereich der neuen Medien und der Informations- und Kommunikationstechnologie vertreten ist. Die Zahlen geben dieser Ansicht Recht: Fast ein Drittel der rund 70.000 deutschen Start-ups sind laut Deutschem Startup Monitor (DSM) dieser Branche zuzuordnen.
Auch wenn gerade Innovationen aus der Informationstechnologie auch in der Industrie Anwendung finden, ist der Maschinenbau nach Start-up-Definition bei den innovativen Neugründungen mit gerade einmal 3,3 % (Anteil der Branche „Industriegüter“ laut DSM) deutlich unterrepräsentiert. Daraus zu schließen, im Maschinenbau gäbe es keine innovativen Ideen und Entwicklungen, wäre jedoch ein Trugschluss.
„Wir bezeichnen uns bisweilen als Start-up, betrachten uns aber vorrangig als junges Maschinenbauunternehmen“, erklärt Christian Löchte, Geschäftsführer der FORMHAND Automation GmbH. „Für uns ist das kein Widerspruch, sondern vielmehr ein Ausdruck für die Herausforderung, der wir uns in der Branche stellen.“
Die FORMHAND Automation GmbH wurde vom dreiköpfigen Team aus den beiden Maschinenbau-Ingenieuren Christian Löchte und Holger Kunz sowie der Betriebswirtin Kirsten Büchler im Januar 2017 als Spin-off aus der Technischen Universität Braunschweig gegründet. Basis der Gründung war die bis heute kontinuierlich weiterentwickelte und in Patenten gefestigte Formhand-Technologie. Die Zielsetzung der Unternehmensgründung war die Entwicklung, Fertigung und der Vertrieb von intelligenten Handhabungslösungen für die Industrie. Mit universellen Greifkissen für Industrieroboter, basierend auf Granulat-gefüllten Kissen, die sich flexibel an Werkstücke anpassen und diese mittels elektrisch erzeugten Unterdrucks fixieren, bietet FORMHAND eine innovative Technologie, die eine Betrachtung als Start-up mehr als rechtfertigt. Bestätigt wird diese Sichtweise durch inzwischen zahlreiche Auszeichnungen, die das Unternehmen seit seiner Gründung erhalten hat.
„Die Außendarstellung als Start-up hat im Maschinenbau jedoch auch Schattenseiten“, weiß Holger Kunz zu berichten. „Beim Einsatz von Technologien zählen für unsere Kunden vor allen Dingen wie Zuverlässigkeit und Solidität. Die Bezeichnung als Start-up kann da eher abschreckend wirken, wenn zum Beispiel alteingesessene Industriebetriebe befürchten, sich mit einer neuen Technologie und einem jungen, unerfahrenen Partner auf dünnes Eis zu begeben, egal wie attraktiv eine neue Technologie auf den ersten Blick erscheinen mag.“
Das junge, seit seiner Gründung stetig wachsende Team vereint unterschiedlichste Kompetenzen und bringt es gemeinsam bereits auf mehr als fünf Jahrzehnte Projekterfahrung in der Industrie. Um dem wachsenden Kundenstamm neben Kreativität und Innovationskraft Sicherheit und Zuverlässigkeit zu vermitteln, setzt FORMHAND gezielt auf strategische Partnerschaften und den Kompetenznachweis durch branchenrelevante Zertifizierung. So nimmt das Unternehmen an der Zertifizierung nach Trusted Information Security Assessment Exchange (TISAX) teil, mit dem Mitgliedsunternehmen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) die Zusammenarbeit mit Zulieferern in Fragen der Informationssicherheit qualifizieren.
„Die Prozessautomation in der Automobilindustrie ist ein prädestiniertes Anwendungsfeld für die Formhand-Technologie“, weiß Kirsten Büchler. „Gleichzeitig sind Hersteller in diesem Bereich besonders kritisch bei der Auswahl ihrer Projektpartner. Mit der TISAX Zertifizierung präsentieren wir uns zusätzlich als vertrauenswürdiger und zuverlässiger Partner.“
Neben diesen gewissermaßen vertrauensbildenden Maßnahmen widmet sich FORMHAND jedoch in erster Linie der Weiterentwicklung der Technologie und ihrer Anpassung an konkrete Einsatzmöglichkeiten. Auch hierbei verliert das zielstrebige Unternehmen jedoch die Außenwirkung nicht aus den Augen. So demonstriert FORMHAND beispielsweise mit der Teilnahme an Forschungsprojekten, wie dem gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA realisierten Pilotprojekt SoSta, einerseits das Potenzial der Technologie und andererseits die interdisziplinäre Anerkennung des jungen Unternehmens als leistungsfähiges Maschinenbauunternehmen mit Start-up-Qualitäten.