Nachhaltigkeit : Warum die Energiewende jetzt geplant werden muss

grüner Wasserstoff
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Die Pläne für eine CO2-freie Industrie werden in diesem Jahrzehnt gefertigt. Biomethan und grüner Wasserstoff spielen besonders bei Sektoren, die schwer umzustellen sind eine wichtige Rolle. In Österreich könnte die erste Terawattstunde (TWh) Wasserstoff 2027 im Einsatz sein, bei Biomethan könnten es dann bereits 6 TWh sein.

In den nächsten Jahren wird man die ersten großen Anlagen sehen. Wichtig ist parallel der Ausbau von Windrädern und Photovoltaik-Anlagen, da bei zu wenig grünem Strom kein grüner Wasserstoff erzeugt werden kann. Es sind viele Faktoren, die für die Energiewende berücksichtigt werden müssen. Die derzeit größte Elektrolyse-Pilotanlage mit 6 Megawatt (MW) steht in Linz bei der voestalpine. Ein guter Elektrolyseur könne aus 50 kWh Strom ein Kilogramm Wasserstoff erzeugen.

Ohne Importe werde Österreich seinen Bedarf an grünem Wasserstoff aber nicht decken können, als Binnenland ohne eigenen Hafen habe Österreich hier einen Nachteil und sei von Deutschland und Italien abhängig, skizzierte Günter Pauritsch. Auch entstehen neue Importabhängigkeiten gegenüber Ländern, die grünen Wasserstoff aus Sonne und Wind im großen Stil erzeugen können.

Klimakrise nicht mehr einziger Grund

Seit dem Ukraine-Krieg und den Marktturbulenzen gibt es aus Sicht der Experten nicht mehr nur die Klimakrise als Grund, von Erdgas wegzukommen. "Nun sind es drei Gründe", so Pauritsch. Aufgrund des extrem teuren Erdgases wird die wirtschaftliche Betrachtung von Wasserstoff derzeit ohnehin neu bewertet, was eine Beschleunigung des Ausbaus zur Folge haben dürfte. Weltweit gibt es bereits 5.000 Kilometer an Wasserstoff-Pipelines und Teile der Erdgas-Infrastruktur lassen sich umrüsten.

Einsatzbereiche von Wasserstoff

Wie die Experten ausführten, gibt es Industriesektoren wie die Kunststoff- oder die Düngemittel-Produktion, die ohne grünen Wasserstoff oder Biomethan nicht funktionieren. Diese hätten keine andere Möglichkeit als erneuerbare Gase einzusetzen. 2.000 Grad Celsius können nicht anders erzeugt werden. Gleichzeitig wird es der Vergangenheit angehören, Gas mit 2.000 Grad zu verbrennen, um einen Wohnraum auf 20 Grad zu erwärmen. Im Bereich der Raumwärme gibt es ebenso wie bei Niedertemperaturprozessen in der Industrie sowie beim Pkw-Verkehr bessere und günstigere Alternativen als Wasserstoff. Außerdem ist Wasserstoff bei der Speicherung und dem Transport eine Herausforderung.

Neben der Stahl- und Chemieindustrie wird auch die Schifffahrt und Luftfahrt auf Wasserstoff oder wasserstoffbasierte Treibstoffe angewiesen sein. Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich wird im Bereich der Stromspeicherung erwartet. Derzeit gibt es im Sommer einen Überschuss an erneuerbarem Strom und im Winter zu wenig. Wird Strom im Sommer durch Elektrolyse in Wasserstoff und weiter in Methan umgewandelt, kann dieses Gas als saisonaler Stromspeicher dienen, mit dem im Winter in bestehenden Gaskraftwerken Strom und Wärme erzeugt werden kann. In Österreich müssen ungefähr 11 TWh Strom vom Sommer in den Winter verlagert werden, damit Österreich tatsächlich auf 100 Prozent Ökostrom kommt und nicht nur "bilanziell" übers Jahr gerechnet.

Arten von Wasserstoff: Grau, blau oder türkis

Wasserstoff ist für die Industrie übrigens nichts Neues und wird bereits heute erzeugt, allerdings aus Erdgas. Pro Tonne Wasserstoff werden dabei zwölf Tonnen Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre gepumpt. Man spricht hier von "grauem" Wasserstoff. Wird CO2 abgeschieden, spricht man von "blauem" oder "türkisem" Wasserstoff. Seitens der EU gibt es Vorgaben, dass künftig pro Tonne Wasserstoff nur drei Tonnen CO2 emittiert werden dürfen.

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