Kolumne : Grüne & digitale Produktion der Zukunft: ja eh, aber wie anfangen?

Drei Blitzlichter vom Summit Industrie 4.0 Ende Mai ermöglichen Rückschlüsse als Antworten auf diese Fragen:

  • Für die Altholzverarbeitung oder für das Metallrecycling benötigt man industrielle Schredder. Solche stellt z.B. Lindner Recycling-Tech in Kärnten her. In einem Projekt mit den Silicon Austria Labs wurden die Schredder mit Sensoren ausgestattet, die die laufende Überwachung der Schredder-Messer ermöglichen und so das Recycling als Alternative zur Verwendung von Primärrohstoffen wettbewerbsfähiger machen.
  • Um am Weltmarkt „grünen Stahl“ verkaufen zu können, muss dieser über einen nachweisbaren CO2-Fußabdruck verfügen. Daran arbeitet die voestalpine am Standort Krems, unterstützt von Schneider Electric. Mit Hilfe eines Historians werden Daten gesammelt und analysiert, die ein digitales Prozessabbild ermöglichen und die Grundlage für einen digitalen Produktpass bilden.
  • Die Berechnung des CO2-Fußabdrucks verfolgt man auch bei AVL List in Graz. Bei komplexen Wertschöpfungsprozessen, z.B. in der Automobil-Produktion, müssen dafür Daten zwischen Zulieferern weitergegeben werden – unter Sicherstellung der Daten-Integrität und ohne das Risiko, wettbewerbsrelevantes Wissen zu verlieren.

Was sich aus diesen Beispielen für die „Twin Transition“ ableiten lässt

1) „You can’t manage what you can’t measure” gilt mehr denn je. Schon mit sehr geringen Investitionskosten, z.B. für die Anschaffung von Arduino-Devices zur Datenverarbeitung oder für den Aufbau eines LoRaWAN-Funknetzes, lassen sich Verbesserungen erzielen. Sensorik und Messtechnik verbessern die Steuerungsmöglichkeiten, deren Installation ermöglichen den firmeninternen Knowhow-Aufbau.

2) Die Bedeutung digitaler Produktpässe nimmt stark zu. In diesen werden Daten gesammelt und aufbereitet, z.B. zum CO2-Ausstoß. Die eigenen Produkte können mit Hilfe von Ökobilanzierungssoftware, z.B. mit der frei verfügbaren Software openLCA, aufgesetzt werden. Leuchtturmprojekte aus der Forschung, z.B. das europäische CIRPASS-Projekt, liefern laufend Updates zu ihren Fortschritten.

2) Der Austausch von Produktionsdaten spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Die eigenen Produkte oder Maschinen digital zu erfassen kann eine gute Vorbereitung sein – hier könnten z.B. Standards wie die „Web of Things, Thing Descriptions“ des W3C oder die Asset Administration Shell interessant sein. Konnektoren zum Datenaustausch, z.B. den Eclipse Dataspace Connector, kann man ausprobieren und damit ohne hohe Einstiegskosten an internationale Projekte wie z.B. Catena-X andocken. Eine informative Anlaufstelle kann die „Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing“ sein.

Fazit

Die „Twin Transition“ ist eine große Vision. Man kann sie aber auf einzelne Teilaspekte herunterbrechen, dann fällt es auch leichter, selbst aktiv zu werden. Beim Summit Industrie 4.0 betonte Klimaschutz- und Technologie-Ministerin Leonore Gewessler, dass es heute wichtig ist, Entwicklungen aus einer 360°-Sicht zu betrachten. Eine Herausforderung – aber irgendwo muss man ja anfangen…

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(Full Disclosure: Einige der genannten Unternehmen/Institutionen sind Mitglieder der Plattform Industrie 4.0. Die Plattform Industrie 4.0 koordiniert auch die erwähnte „Domain Manufacturing“.)