Die Quadratur des Kreises : Gedanken zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft

QUADRATUR KREIS Kolumnist Schlund Kommentar
© WEKA Industrie Medien

Bereits 75 Prozent der österreichischen Industrieunternehmen setzen bereits Maßnahmen in diese Richtung*. Allerdings dürfen wir uns durch diese Zahlen nicht täuschen lassen. Ein wirklich nachhaltiger Umbau ist dies noch lange nicht. Laut dem Made in Austria-Industriepanel werden lediglich 14 Prozent des Gesamtumsatzes mit Kreislaufprozessen erzielt*. Da bleibt noch jede Menge zu tun!

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Große Kreise, kleine Kreise

Kreislaufwirtschaft ist nicht Kreislaufwirtschaft. Die Ressourcennutzung hängt massiv davon ab, auf welcher Stufe das Produkt bzw. die Materialien genutzt und wieviele weitere Ressourcen für die Aufbereitung benötigt werden. Im Sinne der sogenannten R-Grundsätze der Kreislaufwirtschaft** sind möglichst kleine Kreise zu bevorzugen. So ist die Reparatur und darauffolgende Weiternutzung einer Waschmaschine selbstverständlich viel nachhaltiger als das Wiedereinschmelzen der verbauten Metallteile. Und selbst für die Umsetzung von Recycling für vergleichsweise „einfache“ Produkte benötigt es einiges an Aufwand, viele gute Ideen und breite Unterstützung.

Kreislaufwirtschaft – EPSolutely!

Wie schwierig die Umstellung sein kann, sieht man bei relativ einfachen Produkten, wie Expandiertem Polystyrol (EPS). Bekannt als „Styropor“ wird es vor allem zur Gebäudeisolierung und als Transportverpackung verwendet. Bei Bauware wird es aktuell jedoch nur zu 26%, bei Verpackungen nur zu 56% recycelt. Im Forschungsprojekt „EPSolutely“ unter der Leitung von Fraunhofer Austria entwickeln und demonstrieren 13 Partner ökonomisch sowie ökologisch funktionierende Konzepte für eine EPS-Kreislaufwirtschaft. Dabei steckt der Teufel im Detail. So hängt der ökologische Fußabdruck massiv von der Sammlung und Sortierung des Styropors sowie von der Auslastung der Transporte ab. Um diese in einen sinnvollen Bereich zu bekommen, muss das EPS vorher kompaktiert werden. Dazu kommt, dass das Styropor, welches beim Rückbau von Gebäuden anfällt, häufig Fremdmaterialien wie Putz, Klebstoffen, Armierungsgittern und Dübel enthält. Weiters muss häufig noch Hexabromcyclododecan (HBCD) abgetrennt werden. Dieses Flammschutzmittel wurde in Österreich bis 2015 eingesetzt und eine Inverkehrbringung ist seitdem verboten. All diese Herausforderungen werden im Projekt adressiert. Bis 2025 sollen dann 80 % der EPS-Baustellenabschnitte, 70 % der EPS-Verpackungen und 50 % der EPS-Abbruchabfälle in die Kreislaufwirtschaft gebracht werden.

Raus aus der Komfortzone

So wie die Quadratur eines Kreises nur mit Zirkel und Lineal unmöglich ist, werden wir eine wirklich wirksame Umsetzung der Kreislaufwirtschaft nicht mit unseren althergebrachten Ansätzen und Werkzeugen erzielen können. Dafür braucht es jede Menge an Innovationen und neuer Partnerschaften. Ansonsten wird es nichts mit der gesellschaftlich gewollten und politisch eingeforderten nachhaltigen Transformation!

*Dirk Vieth, Stefanie Eisl, Walter Mayrhofer, Sebastian Schlund: Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2023, Studie, Technische Universität Wien, 2023

** Potting, J., Hekkert, M. P., Worrell, E., & Hanemaaijer, A. (2017). Circular Economy: Measuring innovation in the product chain.