Als Sie Anfang April als Produktionsleiter angefangen haben, haben Sie gesagt, Sie wollen die Produktionsabläufe weiterentwickeln. Wo sind da die größten Hebel?
Weil wir Sondermaschinenbauer sind, haben wir eine hohe Einzelteilfertigungstiefe im Haus. Aufgrund unserer Firmengröße und der entstandenen Produktpalette, die wir herstellen, kommen wir aber auch immer mehr in die Stückzahlfertigung, wo wir uns in Richtung Automatisierung entwickeln werden. In der Teilefertigung wird es Bearbeitungsmaschinen geben, die mannlos über Nacht fertigen. Dazu investieren wir in Schweißroboter und entwickeln uns schrittweise zur papierlosen Fertigung. Über Lean optimieren wir unsere Prozesse mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern und Durchlaufzeiten zu reduzieren.
Hat sich durch das Wachstum der Firma auch die Logistik verändert?
Auf jeden Fall. Früher hatten wir 2 Produktionshallen, hier hat die Teilelogistik intuitiv – sozusagen überschaubar auf Zuruf – funktioniert, mittlerweile gibt es bis zu 14 Hallen, die individuell nach Projekten bestückt werden müssen. Aufgrund dieser neuen Dimensionen braucht es Prozesse über die ganze Organisation hinweg, die wir immer weiterentwickeln und entsprechend den neuen Anforderungen anpassen.
Fill-CTO Alois Wiesinger hat angekündigt, dass etwa auch autonom fahrende Fahrzeuge Anwendung finden sollen. Was ist da schon umgesetzt?
Das erste autonome Fahrzeug ist in einem Teilbereich der Montage schon im Einsatz, aktuell im Testlauf. Je nachdem, welche Erfahrungen wir damit machen, werden derartige Transportsysteme schrittweise ausgerollt. Zudem schwebt uns vor, eine automatische Materialbestückung in der produktionsfreien Zeit zu realisieren. Auch neue Software-Tools in der Fertigungssteuerung sind in der Anschaffung, sodass wir einen noch besseren Überblick bekommen und Abläufe aktiv steuern können.
Haben Sie konkrete Beispiele, wo digitale Assistenzsysteme Ihren Mitarbeiter:innen die Arbeit erleichtern?
Es gibt kaum noch 2D-Zeichnungen in Papierform, die meisten Zeichnungen werden digital am Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt, somit sind diese auch immer aktuell. Die Anlagenmontage erfolgt nahezu ausschließlich nach 3D CAD-System. In der Montage stehen Laptops bzw. PCs zur Verfügung, von denen aus die Maschine dreidimensional ersichtlich ist. Somit kann sie von allen gewünschten Richtungen aus betrachtet und Schnittebenen können beliebig erstellt werden. Über Barcodescanner können Bauteile identifiziert und zugeordnet werden. So kommt man Stück für Stück weg von den klassischen Zeichnungen in Papierform, die man vor wenigen Jahren noch zu hundert Prozent in der Werkstatt gesehen hat.
Ein weiteres Beispiel: die E-Installation erfolgt nicht mehr klassisch nach Schaltplan in Papierform. Dies wird aktuell über E-Plan Software mittels Tablet erledigt. Hier wird Schritt für Schritt vorgezeigt, wo welches Kabel anzuschließen ist, Änderungen können direkt über Redlining dokumentiert werden.
Wie weit kann in der Montage die Automatisierung noch weiter ausgebaut werden?
Es ist und bleibt viel Handarbeit. Wir haben natürlich Hilfsmittel wie Kräne, aber die gibt es schon seit Ewigkeiten. Hilfsmittel wie Montagetische, die drehbar und höheneinstellbar sind, sodass ein sauberes und schnelles Arbeiten ermöglicht wird, werden produktspezifisch eingeführt. Elektronische Tools sowie Mess- und Prüfvorrichtungen erleichtern den Arbeitsalltag und sichern die Qualität. Solche kommen mehr und mehr zum Einsatz. Ansonsten sind wir als Sondermaschinenbauer klassischerweise noch auf Manpower angewiesen, vor allem auf ausgebildete Fachkräfte. Ein Roboter baut bei uns im Werk keine Maschinen zusammen. Bei den Anlagen, die Fill produziert, ist das anders. Hier kommen viele Roboter zum Einsatz, da ist alles voll automatisiert. Wir verbauen pro Jahr ca. 200 Roboter.