Wasserstoff in der Industrie : Wasserstoff-Transport weit weniger herausfordernd als dessen Produktion

Grüner Wasserstoff ist ein Hoffnungsträger, wenn es um die Energiewende geht. Damit das Gas als "grün" bezeichnet werden kann, muss es mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden. Ein Teil davon soll auch in Österreich hergestellt werden. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2023 10 Mio. Tonnen an grünem Wasserstoff in der EU zu produzieren und 10 Mio. Tonnen in die EU zu importieren. Franz Helm, der beim Verbund für die Erzeugung und den Transport von grünem Wasserstoff zuständig ist, nennt diese Zielvorgabe "sehr ambitioniert". Aktuell habe man in Österreich nur rund 14 Megawatt installiert, bis 2030 wolle man auf 1 Gigawatt installierte Leistung kommen.

Die Verteilung des Wasserstoffs ist laut der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) das geringste Problem. Zu diesem Zweck könne das bestehende Gasnetz umgerüstet werden, sagt AGGM-Chef Bernhard Painz, der für die Koordination und Steuerung des heimischen Gasnetzes zuständig ist. "Wir haben eine sehr gut ausgebaute Gas-Infrastruktur in Österreich: 44.000 Kilometer Verteilleitungen und über 2.000 Kilometer Fernleitungen. Ein Großteil des Gasnetzes, das wir jetzt haben, kann auch für den Transport von 100 Prozent Wasserstoff umgebaut bzw. umgewidmet werden." Laut einer Bedarfserhebung müsste man 1.400 Kilometer Gasleitungen umwidmen und 300 Kilometer Wasserstoff-Leitungen neu bauen. So könnte man den Methan-Transport aufrecht erhalten und auch Wasserstoff transportieren.

Wie funktioniert eine Elektrolyseanlage?

Eine Elektrolyseanlage ist eine Technologie, die Wasser in seine Bestandteile, Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2), aufspaltet, indem elektrischer Strom durch Wasser geleitet wird. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Herstellung von grünem Wasserstoff, einem umweltfreundlichen Brennstoff, der aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird.

Förderung für Elektrolyseanlagen

Laut Judith Neyer, Abteilungsleiterin Strategische Energiepolitik im Energieministerium, wolle man die Wasserstoff-Nutzung auf jene Anwendungen fokussieren, die nicht oder nur schwer elektrifizierbar sind. Dafür unterstütze man bereits jetzt die Produktion von grünem Wasserstoff in Österreich. Eine geplante Verordnung zur Investitionsförderung für Elektrolyseanlagen werde bald in die Begutachtung gehen können. Verhandelt werde auch eine Grüngas-Quote, die sich nicht nur auf die Erzeugung, sondern auch auf die Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff auswirken werde.

Weil die Produktion von Wasserstoff in Österreich wettbewerbsfähig werden müsse, habe das Ministerium ein Wasserstoff-Förderungsgesetz auf den Weg gebracht, das eine Betriebskostenförderung für erneuerbare Wasserstofferzeugung in Österreich mittels einer fixen Prämie für den erzeugten grünen Wasserstoff vorsieht. Dieses Gesetz sei auch auf EU-Ebene noch in Entwicklung, es gebe aber bereits einige Orientierungspunkte: "Im Prinzip ist das ganze Ding ein Auktionsmodel", erklärte Neyer. "Die EU bietet Auktionen an, an denen sich Mitgliedsstaaten mit eigenen nationalen Mitteln beteiligen und damit mehr nationale Projekte fördern können." Das Zuschlagskriterien bei der Auktion sei nur der Preis. Bei dem derzeit laufenden Pilotverfahren betrage die Förderung einheitlich 4,5 Euro pro Kilogramm Wasserstoff. Produzenten, die sich an der Auktion beteiligen möchten, müssen auch längerfristige Abnahmeverträge haben.