"Wann spart der Vorstand?" – Belegschaft protestiert mit Transparenten : VW-Betriebsversammlung: Blume verteidigt den Sparkurs

Die Lage bei VW bleibt angespannt: Angesichts von sinkender Nachfrage und steigenden Arbeitskosten betonte VW-Chef Blume die Notwendigkeit von Einsparungen.

Die Lage bei VW bleibt angespannt: Angesichts von sinkender Nachfrage und steigenden Arbeitskosten betonte VW-Chef Blume die Notwendigkeit von Einsparungen.

- © U. J. Alexander - stock.adobe.com

Volkswagen-Chef Oliver Blume hat auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg den verschärften Sparkurs von Europas größtem Autobauer verteidigt. "Die aktuelle Situation ist ernst", sagte Blume laut einer Mitteilung bei dem nicht öffentlichen Belegschaftstreffen im Stammwerk am Mittwoch.

"Deshalb braucht es dringend Maßnahmen, um die Zukunft von Volkswagen abzusichern." Der Wettbewerbsdruck steige, zugleich schrumpfe die Nachfrage. "Dazu kommt: Unsere Arbeitskosten sind in Deutschland inzwischen zu hoch geworden", so Blume.

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Mit Blick auf den laufenden Tarifstreit mit der IG Metall betont er: "Wir sind gemeinsam an einer Lösung interessiert." Deshalb müsse weiter verhandelt und gemeinsam an messbaren und vor allem nachhaltigen Lösungen gearbeitet werden. Das von der IG Metall vorgelegte Gegenkonzept für Einsparungen ohne Werkschließungen reiche hier bei weitem nicht aus. Es könne aber ein "Startpunkt" sein, sagt der VW-Chef.

Der langfristige wirtschaftliche Erfolg dieses Unternehmens geht nur mit den Beschäftigten dieses Unternehmens - und nicht gegen sie.
Hubertus Heil, deutscher Arbeitsminister (SPD)

VW-Arbeitnehmer sind "keine Kostenstellen mit Ohren"

Der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) forderte als Gastredner einen Erhalt der Arbeitsplätze. "Ich habe an das, was jetzt passiert, klare Erwartungen", sagte Heil laut Teilnehmern bei einer VW-Betriebsversammlung. 

Es müsse gemeinsam gelingen, die VW-Standorte in Deutschland zu sichern, so Heil, womit er laut Teilnehmern starken Beifall erhielt. "Zweitens, es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben." Zudem sagte Heil an die Adresse von Konzernchef Oliver Blume, die Investitionen, die die Zukunft der Standorte sicherten, müssten sichergestellt werden.

"Der langfristige wirtschaftliche Erfolg dieses Unternehmens geht nur mit den Beschäftigten dieses Unternehmens - und nicht gegen sie", erklärte der Arbeitsminister der rot-grünen Übergangsregierung. "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Volkswagen, das sind Menschen mit Rechten, und das sind keine Kostenstellen mit Ohren!". 

Knapp zwölf Wochen vor der angepeilten Bundestagswahl sagte Heil: "Wenn wir unsere industrielle Basis sichern wollen, dann müssen wir in Deutschland und Europa auf eine aktive Industriepolitik setzen." Deutschland müsse Autoland bleiben.

Mitarbeiter protestieren auf VW-Betriebsversammlung

VW-Mitarbeiter empfingen den Vorstand mit Transparenten, mit denen sie gegen die harten Sparpläne des Konzerns protestieren. Von Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die zu der Versammlung eingeladen hat, werden klare Worte gegen den Sparkurs des Konzerns erwartet.

Auf einem Transparent der VW-Beschäftigten war zu lesen "Wann spart der Vorstand?" - "Alle Werke müssen bleiben!" wurde auf einem Flugblatt gefordert, das direkt unter dem Namen des Konzernchefs am Podium angebracht war.

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Erst am Montag hatten Zehntausende vor dem Vorstandshochhaus gegen die Sparpläne des Konzerns protestiert, 47.000 traten allein in Wolfsburg für zwei Stunden in den Warnstreik. Europas größter Autobauer fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns zehn Prozent Lohnkürzung. Zudem stehen Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen im Raum.