Kunststoff : Recycling: Hagleitner nimmt Plastikabfall zurück

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Die Modellrechnung von Hagleitner zeigt: Der Klima-Fußabdruck reduziert sich um fast zwei Drittel, wenn der Produktanbieter den Kunststoff entsorgt – und nicht der Verbraucher.

- © Hagleitner/APA-Auftragsgrafik

Hagleitner, der Hygienehersteller aus Salzburg, nimmt sich dem Problem der Verwertung von Plastikabfall an. Ziel eines aktuellen Feldversuchs ist es, das Kunststoff-Recycling durch sortenreine Verpackungen zu optimieren, um Fehlwürfe zu vermeiden und so weniger Plastikabfällen verbrennen zu müssen. Unternehmensinhaber und Geschäftsführer Hans Georg Hagleitner spricht in dem Zusammenhang von einem Perspektivenwechsel: "Nicht der Verbraucher entsorgt das Gebinde, sondern der Anbieter.“

Der logistische Aufwand für das Projekt hält sich laut Marcus Hutter, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für Produktion und Infrastruktur, in Grenzen. Auf Nachfrage von FACTORY erklärt er: "Aus heutiger Sicht braucht es weder mehr Fahrzeuge noch mehr Personen. Zustellerinnen und Zusteller übernehmen das Leergut, wenn sie das neue Produkt aushändigen. Die alten Flaschen und Kanister sind dann schnell verladen, das dauert maximal eine Minute und verzögert die Tour nicht merklich".

Dieser Ansatz habe erhebliche Vorteile für die Treibhausgasbilanz: Die CO2-Äquivalent-Emissionen betragen laut einer Aussendung von Hagleitner lediglich 0,53 Kilo je Kilo Kunststoff, wenn die Verpackung sortenrein recycelt wird. Im Vergleich dazu erzeugt der Gelbe Sack 1,34 Kilo CO2-Äquivalent, was 151 Prozent mehr ist. Ein weniger effizientes Verfahren wäre das Waschen der Flaschen und Kanister, bei dem die CO2-Äquivalent-Emissionen zwischen 1,48 und 1,93 Kilo liegen würden, je nach Recyclinganteil des Gebindes.

Eine weitere Erklärung, warum Hagleitner keine Kleingebinde wäscht, liefert Marcus Hutter, Mitglied der Geschäftsleitung, und Verantwortlicher für die gesamte Produktion: „Nicht alle Behälter kehren intakt retour. Bei Flaschen und Kanistern reicht oft schon ein Kratzer und das Stück ist unten durch. So ein Gebinde wieder aufzufüllen, bietet sich nicht mehr an; denn die Hülle könnte leck werden. Generell steigt dieses Risiko mit jedem Mal Spülen, spätestens nach dem vierten Mal ist daher Schluss. Eine Menge Abfall entsteht – ganz zu schweigen von der Wasserverschwendung." Zudem stelle das zuverlässige Säubern der Gebinde eine Herausforderung dar, um mögliche Kontaminationen zu vermeiden.

100-prozentige Recyclingquote erhofft

Der Feldversuch zielt auf das B2B-Geschäft ab und verspricht eine 100-prozentige Recyclingquote. Wenn ein Kunde oder eine Kundin ein neues Produkt kauft, nimmt Hagleitner nicht nur die Lieferung vor, sondern sammelt auch die leeren Gebinde zurück. Diese werden in den sechs Standorten in Österreich mithilfe von Kunststoffpressen zu Ballen verpresst. Platz dafür gibt es laut Hutter vorerst genug:"Die Pressen haben wir leicht untergebracht, eine ist etwa so groß wie eine Palette. Die Ballen umfassen jeweils 600 bis 900 Leergebinde. Groß umzubauen, war also bisher nicht notwendig". Diese Ballen werden nach Wöllersdorf in Niederösterreich transportiert, wo das Unternehmen PET-Recycling-Team, eine Tochterfirma von Alpla, das Recycling übernimmt und die Ballen zu Granulat verarbeitet. Die Granulate werden anschließend von Alpla in Steinabrückl weiterverarbeitet, wo der Kreislauf geschlossen wird, und neue Gebinde für Reinigungsmittel entstehen.

Hagleitner plant, den Feldversuch auf unbestimmte Zeit fortzusetzen und wird im August 2024 eine erste Evaluation durchführen. Bis dahin könnten durch das prognostizierte Recyclingvolumen von 25 Tonnen Kunststoffabfall insgesamt 20 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden. Der Vergleich mit dem Gelben Sack dient dabei als Referenzwert.

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Alpla-Chairman Günther Lehner mit Hans Georg Hagleitner (von links).

Über Hagleitner

Hagleitner ist ein Unternehmen, das sich auf den Bereich der Hygiene spezialisiert hat und ein breites Sortiment an Reinigungs-, Desinfektions- und Pflegemitteln sowie Kosmetikprodukten anbietet. Ergänzend bietet es Spendersysteme, Dosiergeräte und Anwendungen. Der Hauptstandort für Forschung, Entwicklung und Produktion befindet sich in Zell am See, Österreich, wo sich auch der Hauptsitz des Unternehmens befindet. Die Firma betreibt 27 Standorte in zwölf europäischen Ländern, darunter Beratungs-, Verkaufs-, Logistik- und Ausbildungsstätten. Darüber hinaus sind ihre Produkte in 66 Ländern weltweit über Partnerunternehmen erhältlich.

Die Belegschaft besteht aus rund 1.300 Mitarbeiter:innen. Im Geschäftsjahr von April 2022 bis März 2023 erwirtschaftete das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 155,8 Millionen Euro, wobei 44 Prozent des Umsatzes aus dem internationalen Export stammen.

Hagleitner wurde 1971 gegründet und ist nach wie vor ein Familienunternehmen. Hans Georg Hagleitner übernahm 1988 die Geschäfte von seinem Vater Johann und führt das Unternehmen seitdem. Mit Hans Georgs Töchtern Katharina und Stefanie ist bereits die nächste Generation in die Geschäftsleitung involviert.

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