Abfallmanagement bei Spitz : Digitalisierung der Abfallströme als wirkungsvoller Hebel

Spitz Abfallmanagement Abfall Sammelinseln Attnang Puchheim

Lebensmittelhersteller Spitz trennt seinen Abfall in 30 Fraktionen und reduzierte seine Restmüllquote auf 4,8%.

- © Spitz

FACTORY: Wie viel Restmüll fiel bei Spitz vor der Optimierung der Abfallströme jährlich an?

Jasmin Rammer: Bis 2010 wurde das betriebliche Abfallmanagement von Spitz intern abgewickelt. Durch interne Verbesserungsmaßnahmen und Effizienzsteigerungsprojekte in diesem Bereich konnte damals eine Restmüllquote von 28% abgebildet werden.

Was hat sich daran seit der Zusammenarbeit mit der ARA verändert?

Die ARA als langjähriger Partner der produzierenden Unternehmensgruppe wurde sukzessive in die Abläufe eingebunden, bevor schließlich die gesamte Abwicklung übergeben wurde. Erfreulicherweise erreichten wir bereits in den ersten Jahren der Zusammenarbeit eine Reduktion auf unter 10%. Dieser positive Trend setzte sich kontinuierlich fort, sodass wir im Geschäftsjahr 2022/23 die bisher beste Restmüllquote von nur noch 4,8% erzielen konnten.

Wie teuer ist die Entsorgung von Restmüll?


Die Kosten schwanken jährlich je nach Marktsituation. Aktuell liegt der Marktpreis für die Entsorgung von Restmüll bei kanpp EUR 200 pro Tonne. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Dadurch, dass wir vom Gesamtabfall mehr trennen, sinkt nicht nur die Restmüllquote, sondern gleichzeitig steigt der Anteil an ertragbringenden Abfall-Fraktionen.

Gibt es bei Ihnen auch gefährliche Abfälle? Wenn ja, welche?


Insgesamt wird der anfallende Abfall bei Spitz aktuell in 30 Fraktionen getrennt und dem jeweils optimalen Recyclingweg zugeführt. Gefährlicher Abfall spielt eine untergeordnete Rolle und macht nur ca. 0,3% des gesamten Wertstoff- und Abfallaufkommens am Standort aus.

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Ein wirklicher Hebel ist die Digitalisierung der Abfallströme im Sinne einer kontinuierlichen genauen, fraktionsbezogenen Mengenerfassung und Darstellung und Auswertbarkeit pro Unternehmensbereich.

Mit der DiGiDO.One Touch Applikation können die Spitz-Mitarbeiter:innen den Bedarf einer Abholung per QR-Code Scan und Bestätigung an den Entsorgungspartner kommunizieren, einen Termin veranlassen und automatisch im System erfassen.

- © ARA

FACTORY: Wo liegen die größten Schwierigkeiten bei der Sortierung der Abfälle?

Jasmin Rammer: Sammlung und Sortierung ist in der Sache nicht schwierig. Die Herausforderung für uns war, einen effizienten Prozess der Trennung und Sammlung vor Ort während einer laufenden Lebensmittelproduktion zu etablieren. Und das für unsere vielen unterschiedlichen Unternehmensbereiche – von der Produktion und Technik über die Infrastruktur-Abteilungen bis zu den administrativen Bürogebäuden. Gemeinsam mit unserem Partner ARA ist uns das gelungen.

Worauf mussten Sie dabei besonders achten?

Ausreichende, gut erreichbare und deutlich erkennbare Sammelinseln mit eindeutig gekennzeichneten Behältnissen sind die Grundvoraussetzung. In einer Lebensmittelproduktion ist dies insbesondere herausfordernd, als gleichzeitig unserer Vorgaben im Hinblick auf Lebensmittelsicherheit und Hygiene jederzeit sichergestellt sein müssen. Laufende face-to-face Schulungen der jeweils in den Bereichen tätigen Mitarbeitenden, die Diskussion mit ihnen und das Einholen und Umsetzen ihrer Verbesserungsvorschläge war und ist ein entscheidender Faktor, dass Sammlung und Trennung richtig funktionieren. Zu guter Letzt ist auch die laufende Kontrolle dieser Prozesse erforderlich, um langfristig den Ablauf zu gewährleisten. Bei Spitz haben wir dies im Rahmen unserer Eigenkontrollen und auch im übergeordneten Auditprozess verankert.

Welche Rolle spielten bei Ihnen Digitalisierung und Automatisierung für die Optimierung des Abfallmanagements?


Durch Digitalisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse werden diese laufend transparenter und genauer. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, dass während der Produktion weniger Abfall, z.B. in Form von Verpackung und Lebensmittelresten, anfällt. Die Trennung und Sammlung sind dennoch (immer noch) manuelle Prozesse, weshalb man auf sensibilisierte, gut geschulte Mitarbeitende und eine angemessene Infrastruktur setzen muss. Ein wirklicher Hebel war und ist in unserem Fall die Digitalisierung der Abfallströme im Sinne von einer kontinuierlichen genauen, fraktionsbezogenen Mengenerfassung und Darstellung und Auswertbarkeit pro Unternehmensbereich. Über Schnittstellen werden diese Kennzahlen in unser Berichtstool, mit dem wir unternehmensweit arbeiten, übertragen, was uns ein sehr genaues Monitoring ermöglicht. Durch konsequentes Arbeiten mit diesen Zahlen fallen beispielsweise Ausreißer rasch auf, Ursachen können analysiert und Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden.

Haben Sie Tipps für andere Unternehmen – wo sollte man genauer hinschauen bzw. mehr investieren?

Professionelles und konsequentes industrielles Abfallmanagement wird nicht nur aufgrund der steigenden gesetzlichen Anforderungen – Stichwort: EU-Kreislaufwirtschaftspaket – und der steigenden Bedeutung von ökologischer Nachhaltigkeit ein zunehmend wichtiges Thema. Wichtig ist, Abfall als Wertstoff zu verstehen und diesen wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Richtig umgesetzt ist damit für jedes Unternehmen ein positiver Kostenfaktor erzielbar, weshalb es sich in jedem Fall lohnt, seine bestehenden Trenn- und Sammelprozesse zu durchleuchten und nach Verbesserungspotenzialen zu suchen. Profis aus der Sammlung, Aufbereitung und Entsorgung können hier wertvolle Expertise und Erfahrung einbringen.

Über Spitz:

Das heimische Unternehmen S. Spitz GmbH mit Hauptsitz im oberösterreichischen Attnang Puchheim operiert seit mehr als 160 Jahren als Lebensmittelproduzent. Spitz und seine Tochterunternehmen Gasteiner Mineralwasser GmbH und Honigmayr Handelsgesellschaft mbH fertigen vom Rohstoff bis zum fertigen Endprodukt an den drei österreichischen Standorten Attnang-Puchheim, Bad Gastein und Tenneck.