Anlagenbau : Christof Industries: Standort Wels bleibt in österreichischer Hand

ICONON IP

Gesellschafter und Geschäftsführer Fritz Pesendorfer, Gesellschafter und Konstruktionsleiter Matthias Schirl, Gesellschafter und Geschäftsführer Reinhard Eder, Gesellschafter und Produktionsleiter Norbert Riedl.

- © HERMANN WAKOLBINGER

Ob und wie es mit dem Welser Standort von Christof Industries weitergehen würde, war lange Zeit ungewiss. In den letzten Tagen ging plötzlich alles sehr schnell: Die INOCON Industrial Plants GmbH (INOCON-IP) übernimmt die in Wels beheimatete Sparte Anlagenbau und Fördertechnik von Christof Industries mit möglichst allen MitarbeiterInnen. Das Anlagenbauunternehmen aus Attnang-Puchheim hat sich am vergangenen Dienstag Vormittag knapp gegen zwei Mitbietende aus Irland und der Slowakei durchgesetzt. Noch am Nachmittag wurde der Kaufvertrag unterschrieben, am Mittwoch wurde die Kaufsumme überwiesen und die Belegschaft informiert. INOCON-IP will nach Möglichkeit alle 32 MitarbeiterInnen übernehmen. Der Gläubigerausschuss hat der Übernahme zugestimmt. Obwohl INOCON-IP keinen Kaufpreis nennt, betont der geschäftsführende Gesellschafter Fritz Pesendorfer, dass man „an die finanzielle Schmerzgrenze gegangen“ sei. Die Wiedervereinigung von zwei durch die Doubrava-Insolvenz getrennten Betrieben ist für Pesendorfer ein „Herzensanliegen“.

Im September 2013 hatte INOCON 12.000 Quadratmeter Hallenfläche samt den darin befindlichen Produktionsmitteln und 4.200 Quadratmeter Bürofläche vom insolventen Anlagenbauunternehmen Doubrava gekauft, 27 MitarbeiterInnen und 13 Lehrlinge übernommen und unter dem Namen INOCON-IP weitergeführt. Den Großteil der Doubrava Belegschaft hatte damals das Industriemontage-Unternehmen FMT übernommen und das Tochterunternehmen Doubrava Industrieanlagenbau GmbH gegründet. Ab November 2019 firmierte Doubrava schließlich unter der Marke Christof Industries und dem neuen Unternehmensnamen Christof Industries Austria GmbH. Mit der Übernahme der Sparte Anlagenbau und Fördertechnik der Christof Industries Austria GmbH fühle er sich ein wenig an das Willy Brandt zugeschriebene Zitat „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“ erinnert, sagt Fritz Pesendorfer. Der geschäftsführende Gesellschafter von INOCON-IP war zwischen 2006 und 2011 bereits Doubrava-Geschäftsführer. „Es ist mir ein Herzensanliegen, dass die beiden Firmen wieder ein Unternehmen werden.“ Immerhin sei man im gleichen Geschäftsfeld tätig, kenne und schätze sich und arbeite zu 50 Prozent für die gleichen Kunden.

Mitarbeitende mitentscheidend für Standorterhalt

INOCON-IP will alle 32 MitarbeiterInnen, die vorwiegend im Vertrieb, der Projektleitung, Konstruktion und Montage tätig sind, übernehmen. Diese würden zu praktisch unveränderten Konditionen vom Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie in jenen des Metallgewerbes wechseln. Bis Mittwoch, 14. Dezember, sind die MitarbeiterInnen berechtigt, aus den Dienstverträgen auszusteigen. „Wir hoffen, dass möglichst alle bleiben. Schließlich haben wir Christof Industries vor allem wegen des Know-hows der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekauft“, sagen Pesendorfer und Eder. „Es freut uns, dass wir jetzt mit vielen vormaligen Doubrava-Beschäftigten wiedervereint sind.“ Der zukünftige Dienstort wird der INOCON-IP-Standort in Attnang-Puchheim sein. „Wenn viele der neuen Kolleginnen und Kollegen in Wels bleiben wollen, werden wir den Standort dort bestehen lassen“, erklären Pesendorfer und Eder.

Weiterführung von 40 Projekten

Nach der lange anhaltenden Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens, sei die Stimmung in der Belegschaft nunmehr wieder positiv. „Einige neue Kolleginnen und Kollegen, die das Führungsteam der INOCON-IP noch aus der gemeinsamen Zeit bei Doubrava kennen, haben uns spontan gratuliert und freuen sich auf die gemeinsame Zukunft“, sagt Pesendorfer. Diese sieht er durchaus positiv. Durch das Know-how der Mitarbeiter und den Erwerb von umfangreichen Plänen und technischen Dokumentationen könne man jene rund 40 Christof Industries-Projekte nahezu nahtlos weiterführen und beenden, die durch die Insolvenz vorläufig gestoppt werden mussten. Die Dimension dieser Aufträge reicht von Ersatzteillieferungen bis zur Errichtung von Förderbändern, Becherwerken und kompletten Trockenbaustoffwerken. „Wir rechnen damit, dass wir die meisten Projekte weiterführen können“, hofft Pesendorfer auf das Vertrauen der Kunden.

Umsatzsprung durch Kauf

Mit der Eingliederung der ehemaligen Christof Industries Austria GmbH werde sich der Umsatz von INOCON-IP um rund 50 Prozent erhöhen. Da sein Unternehmen mit rund 100 Beschäftigten den letztjährigen Umsatz von 18 Millionen Euro heuer deutlich steigern werde, sei zusätzliche Schlagkraft durch die Übernahme höchst willkommen, erklärt Pesendorfer. „Wir kennen fast alle neuen Kolleginnen und Kollegen noch aus der gemeinsamen Zeit bei Doubrava. Deshalb wissen wir, dass wir uns durch die Übernahme mit hervorragenden Fachkräften verstärken“, unterstreicht Pesendorfer.

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