Anlagenbau : Christof Industries: Interesse an Wärtsilä entpuppte sich als Falschmeldung

Johann Christof

Johann Christof, CEO der Unternehmensgruppe Christof Industries.

- © Christof Industries

Der Anlagenbauer Christof Industries Austria GmbH sei laut italienischen Medien an der Übernahme des Standorts des finnischen Motoren- und Werftkonzern Wärtsilä in Triest interessiert. So berichtete die Triester Tageszeitung "Il Piccolo" am 22. März. Doch nun meldete sich eine Unternehmenssprecherin zu Wort und verlautbarte: "Die Christof Industries Firmengruppe war und ist nicht in Gesprächen zur Übernahme von Wärtsilä". Dem Unternehmen sei es wichtig, dieses Gerücht aus der Welt zu schaffen, da es sonst zu Verwirrungen bei den Partnern führe.

Wie es mit Wärtsilä weitergeht, ist nach wie vor unklar. Laut "Il Piccolo" interessieren sich eine Tochtergesellschaft des japanischen Konzerns Mitsubishi und ein italienisches Unternehmen, dessen Name nicht bekanntgegeben wurde, für den Standort in Triest. Die Zukunft von Wärtsilä in Triest macht schon seit Monaten den Gewerkschaften zu schaffen. Der Standort soll laut Plänen des finnischen Konzerns geschlossen werden. Die gesamte Schiffbausparte kämpft in Finnland trotz einiger spektakulärer Großaufträge bereits seit einigen Jahren mit Problemen. Schon in den vergangenen Jahren hatte Wärtsilä massiv Personal reduziert. Die Gewerkschaften drohten mit einem Dauerstreik, sollte die Konzernführung die Kündigungspläne nicht stoppen.

Der Anlagenbauer Christof Industries Austria meldete September seine Insolvenz an, die Sanierung konnte Ende Jänner 2023 abgeschlossen werden. Aber auch die 2017 erworbene spezialisierte Essener Anlagenbaufirma Oschatz ist insolvent. Mit ihrer Spezialisierung auf Energierückgewinnung und Abfallverwertung würde sie eigentlich dem Zeitgeist entsprechen. Doch mangelnde Aufträge waren nicht das Problem.

Ursachen für die Insolvenz sollen die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine sein. Diese hätten nicht nur zu massiven Kostensteigerungen bei internationalen Projekten aufgrund der Unplanbarkeit geführt, sondern auch zu massiven Projektverzögerungen. So konnten sogenannte Milestone-Payments erst mit erheblicher Verzögerung lukriert werden, wodurch die Liquiditätslage des Unternehmens erheblich beeinträchtigt wurde.

Ende 2022 übernahm die INOCON Industrial Plants GmbH die in Wels beheimatete Sparte Anlagenbau und Fördertechnik von Christof Industries. Mehr dazu lesen Sie hier!

Preissteigerungen von bis zu 300 Prozent

Die Verzögerungen führten zudem zu Auftragsverschiebungen, sodass eine zeitgerechte Abarbeitung kaum bewältigbar war. In den vergangenen zwei Jahren seien laut Christof auch "massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200 bis 300 Prozent bei Vormaterialien" sowie Energie und Transporten aufgetreten. Diese hätten sich bei laufenden Projekten nicht in die Kalkulation überwälzen bzw. weitergeben lassen und hätten Ergebnis und Liquidität enorm belastet. Der Ukraine-Krieg habe wiederum mit Lieferkettenproblemen und Energiekostensteigerungen zu Buche geschlagen. Bei zwei Großprojekten soll es zu Ausfällen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gekommen sein.

Die Christof Austria GmbH-Geschäftsführung ist dennoch optimistisch, denn durch die hohen F&E-Investitionen der vergangenen Jahre nehme die gesamte Firmengruppe nach eigener Angabe eine Führungsposition in der Branche ein. Investiert wurde in die Forschung zu Technologien für die Dekarbonisierung. Zusammen mit u. a. langjährigen partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen sei dies die Basis für die angestrebte Unternehmensfortführung.

Über Christof Industries Austria

Die familiengeführte Christof Industries Austria GmbH hat 2021 einen Umsatz von 138 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen ist im Anlagenbau sowie im Bereich Entwicklung, Instandhaltung und Service von Industrieanlagen und Kraftwerken tätig. Zu den Kunden zählen Unternehmen, die in den Bereichen Öl und Gas, Zellstoff und Papier, Chemie, Automobil, Lebensmittel, Energie, Metallurgie und Baustoffindustrie tätig sind. Unter der Dachmarke Christof Industries firmieren 26 Einzel- und Tochterunternehmen mit über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in insgesamt 16 Ländern.