Energie-Monitoring : ResMa: Wie ein Energiemanagement-System plötzlich en vogue wurde
Nein, ResMa ist kein neuer Name für Kaffeesahne, sondern ein Ressourcen- und Energiemanagement System von Weidmüller GTI Software. Was die Firma schon seit 15 Jahren im Portfolio hat, bekam im vergangenen Jahr neuen Auftrieb. Der russische Krieg in der Ukraine und die darauffolgenden Sanktionen ließen die Energiekosten in die Höhe schnellen. Nun heißt es für Betriebe: sparen, wo es geht.
Aber wo sind die Energiefresser? „Der Einsatz von Energie und Ressourcen in der industriellen Produktion ist ein Kostenfaktor, der mit zunehmender Automatisierung an Bedeutung gewinnt. Durch die Verknüpfung von Ressourcenmanagement und IIoT schaffen wir die notwendige Transparenz, Prozesse nachhaltiger und wirtschaftlicher zu verfolgen“, sagt Achim Schreck, Geschäftsführer von Weidmüller GTI. Die Firma beschäftigt sich seit 36 Jahren mit Software und ist seit 2018 Teil der Weidmüller Gruppe. „ResMa ist ein Digitalisierungstool, das Informationen über den Energieverbrauch und den laufenden Prozess auf Knopfdruck einfach abrufen und Daten unkompliziert auswerten kann“, erklärt Schreck.
Anwenderbeispiel: Bausystemhersteller Knauf
Das fränkische Unternehmen Knauf setzt bereits seit 2012 auf ResMa. Damit stellt es sicher, dass in der Produktion von Gipskartonplatten und Gipsputzen energieseitig keine unnötigen Kosten anfallen.
In der ersten Ausbaustufe lag - neben der Zertifizierung nach ISO 50001 - der Fokus auf der Dokumentation der Prozesse als Basis für ein werksübergreifendes Benchmarking. Aufgrund der Offenheit der Lösung und vieler zusätzlich implementierten Funktionen liegt seit 2022 der Anwendungsschwerpunkt darin, die Produktion transparent zu gestalten, um die Produktqualität auf hohem Niveau zu stabilisieren und dabei den Ressourceneinsatz zu minimieren, speziell im Hinblick auf teure Zuschlagstoffe. „Dabei kann nicht nur eine umfassende Analyse der erfolgten Produktion vorgenommen werden, sondern es werden auch online die wichtigsten Einflussfaktoren für eine sofortige Eingriffsmöglichkeit in den Prozess aufgezeigt“, erläutert Marcus Kränert, aus dem Bereich Prozessoptimierung & Energiemanagement der Knauf Gruppe.
Wie Knauf Transparenz erlangte
Konnektoren ermöglichen den direkten Zugriff auf Informationen aus einer breiten Palette an industriellen Steuerungssystemen und Messtechnik, etwa für die Erfassung des Energieverbrauchs über Strom und Gas oder von Prozesswerten aus den SPS. Dabei werden je nach Anlagentyp bis zu 3.000 verschiedene Werte erfasst und verarbeitet. Die dafür notwendigen Konfigurationsarbeiten werden in den Werken durch die Betriebselektriker vorgenommen und größtenteils aus den vorhandenen SCADA-Lösungen der Weidmüller GTI oder anderer Systemanbieter übernommen.
Für Daten, die nicht elektronisch erfasst werden können, sind komfortable Eingabemöglichkeiten über spezifisch gestaltbare Oberflächen möglich: So können z.B. mit Mobilgeräten die direkt an der Anlage manuell ermittelten Materialspezifika oder Prüfergebnisse von zyklisch vorgenommenen Laborauswertungen erfasst und zeitnah im Rahmen der Auswertungen berücksichtigt werden. Das trägt zu einer weiteren Digitalisierung der Abläufe bei.
ResMa ist in der Lage, die erfassten Daten chargen- und produktorientiert zu verarbeiten. Damit können anlagenspezifische Einflüsse auf gleiche Produkte erkannt werden und ein standortübergreifendes Benchmarking auf einfache Weise durchgeführt werden. Eine REST-Schnittstelle erlaubt die Extraktion und Weiterverarbeitung von Informationen aus ResMa über die IT-Toolchain von Knauf.
Wir können heute mit ResMa zeitgleich auf verschiedenste Werke weltweit zugreifen und ohne aufwendige Dienstreisen Prozessanalysen mit den Werksteams komplett digital durchführen.Marcus Kränert
Prozessanalysen komplett digital
Die Installation und Nutzung per Browser über PCs und Mobilgeräte erleichtert die einfache Anwendung im Produktionsumfeld. Dank eines filigranes Rechtesystems werden die Zugriffe der Mitarbeiter auf die ihnen zugeordneten Bereiche, Rollen und Aufgaben verwaltet. Zur einfachen Bedienung trägt die intuitiv nutzbare Oberfläche bei, die auch die Möglichkeit bietet, individuelle Dashboards zu erstellen. Die Benutzeroberfläche ermöglicht es zudem, sehr schnell Erweiterungen vorzunehmen - etwa bezüglich KPIs oder Auswertungen in Form von Diagrammen, Charts oder Berichten.
„Wir können heute mit ResMa zeitgleich auf verschiedenste Werke weltweit zugreifen und ohne aufwendige Dienstreisen Prozessanalysen mit den Werksteams komplett digital durchführen“, erläutert Marcus Kränert. „Das hilft bei Vor-Ort-Messungen und Energieanalysen, da der Messaufwand mit dem System um ein Vielfaches geringer ist und die Messungen mit seiner Hilfe oft direkt verifiziert werden können.“ Das Ressourcenmanagement-System verbindet die Auswertung von Energie- und Prozessdaten mit einer IIoT-Plattform und bietet damit die Möglichkeit, umfangreiche Daten zentral zusammenzuführen, zu analysieren und die gewonnen Erkenntnisse für die Optimierung der Prozesse oder für neue Services zu nutzen.
Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit
Mit dem elektronischen Schichtbuch oder der direkten Erfassung von Prüfergebnissen wurden bei Knauf manuelle Aufzeichnungen abgelöst und in ihrem Nutzen verbessert. Die exakte Analyse der Stillstandsursachen, ergänzt um die individuelle Kommentierung durch die Anlagenführer, ermöglicht eine umfassende Analyse der Störungsursachen und trägt zu einer Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit bei. Die direkte Eingabe manuell erfasster Produktmerkmale und von Labortests lässt diese Ergebnisse zeitnah einfließen und führt zu besserer Produktqualität.
Nach diversen Anpassungen und Funktionserweiterungen des ResMa-Standardproduktes im Rahmen der Erprobungsphase in zehn Werken in Europa beschloss man bei Knauf, das System weltweit auf gleichartige Produktionsstandorte auszurollen. Marcus Kränert: „Ziel ist es, bis 2024 alle großen Produktionsstandorte im Gipsbereich mit ResMa auszurüsten.“
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