Digitale Transformation bei KMUs : Manufacturing-X: Wie schafft der Mittelstand den Aufsprung?
Der EU Data Act ist auf Schiene und dürfte demnächst verabschiedet werden. Dieses Gesetz soll den Weg für Initiativen wie Manufacturing-X ebnen, was dem europäischen Wirtschaftsraum zugute kommen soll. Beobachter sprechen sogar von einer völlig neuen europäischen Datenökonomie für die Industrie, die damit Einzug halten soll. Entstehen soll ein einheitlicher Markt, der einen freien Datenfluss innerhalb der Europäischen Union und über Sektoren hinweg ermöglicht. „Wir bauen mit Manufacturing-X eine digital vernetzte Industrie auf, um Daten unternehmensübergreifend auszutauschen – für Nachhaltigkeit, mehr Resilienz, völlig neue, digitale Geschäftsmodelle und eine neue europäische Datenökonomie", erläutert Michael Finkler, Geschäftsführer Business Development bei der proALPHA Gruppe. Dabei zieht er eine Unterscheidungslinie zu Industrie 4.0, die zu sehr nach innen, auf die jeweils eigene Produktion zielte: "Bei den neuen X-Initiativen geht es um das Arbeiten über Unternehmensgrenzen hinweg und Wertschöpfung in Ökosystemen.“
Analog zu branchenspezifischen Datenökosystemen wie Catena-X für die Automobilindustrie arbeiten Politik und Industrie, Softwareunternehmen und Branchenverbände wie VDMA und Bitkom an einer gemeinsamen Infrastruktur, um Daten effizient, sicher, mit hoher Qualität und zu niedrigen Grenzkosten zu teilen und zu veredeln. Das angedachte Ökosystem für die Fertigungsindustrie beziehungsweise den Maschinenbau lautet Factory-X. Derzeit engagieren sich vor allem große Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Fertigungsindustrie für Manufacturing-X und Factory-X. Nolens volens wird die gesamte Branche folgen. Allein deshalb schon, weil wie Hersteller, Zulieferer und Endkunden das verlangen werden. Daher gilt es insbesondere auch für den Mittelstand, die Zeit der Konzeptionsphase der X-Initiativen zu nutzen und Kapazitäten sowie Know-how für die anstehende Transformation aufzubauen. Wer seine Hausaufgaben erledigt, wird von gesellschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen nicht um den Schlaf gebracht und kann sich das Potenzial föderativer Datenräume zunutze machen.
Doch welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es? Wie können sich mittelständische Unternehmen konstruktiv in X-Initiativen einbringen? Und wie bereiten sie sich auf die digitalisierte Industrie der Zukunft vor? proALPHA, Anbieter von ERP+ Softwarelösungen für die mittelständische Fertigungsindustrie, hat einen Leitfaden erstellt.
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Leitfaden: X-Initiativen für Mittelständler
1. Wissen aufbauen. Der Mittelstand sollte sich über Initiativen wie X informieren, vernetzen und aktiv beteiligen. Verbände wie der VDMA, ZVEI, BDI oder Bitkom engagieren sich aktiv in den X-Initiativen. Es wird empfohlen, dass Entscheidungsträger aus dem Mittelstand im Kontext der X-Initiativen und Datenräume den Dialog mit Kund:innen, den Kunden ihrer Kunden, Kooperationspartnerinnen, Mitarbeitenden und Zulieferern suchen. Die Entwicklung digitaler Ökosysteme erfordert Zusammenarbeit und Vernetzung.
2. Eine digitale Vision erstellen. Unternehmen sollten eine Roadmap entwickeln, die die Analyse der Ausgangssituation, die Entwicklung einer eigenen digitalen Vision, die Formulierung strategischer Ziele und die Umsetzung durch konkrete Projekte oder Programme umfasst.
3. Technologie auf den neusten Stand bringen. Um sich fit für Manufacturing-X zu machen, sollten Unternehmen den Digitalisierungsgrad ihrer Organisation und ihrer Mitarbeitenden analysieren. Die Technologie sollte auf dem neuesten Stand sein, einschließlich des ERP-Systems und anderer Business-Anwendungen. Es ist wichtig zu prüfen, ob das Stammdatenmanagement funktioniert und ob die Daten bereinigt und in Datenräume wie Manufacturing-X integriert werden können.
4. Daten erfassen. Es ist entscheidend, Fertigungsdaten zu erfassen, zu messen und auszulesen. Unternehmen sollten über Ansätze und Werkzeuge zur CO2-Bilanzierung nachdenken und Möglichkeiten zur Ermittlung von Scope-2- und Scope-3-Emissionen erkunden.
„Die Unternehmen in der Industrie müssen ihre internen IT-Systeme auf Vordermann bringen, damit sie Daten teilen können und die digitalen unternehmensübergreifenden Prozesse auch funktionieren", bekräftigt Finkler. Außerdem sollten sie sich nach seiner Einschätzung Gedanken machen, wie sie mit digitalen Mitteln Mehrwert generieren können und darüber hinaus die Zusammenarbeit in digitalen Ökosystemen forcieren: "Wer nicht mehr nur Hardware verkauft, sondern Maschinen betreibt, wie beispielsweise beim Modell ,Pay-per-Part‘, muss sehr große Veränderungen intern und extern durchlaufen.“
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Was bedeutet Manufacturing-X?
Mit Manufacturing-X sollen Unternehmen flächendeckend in die Lage versetzt werden, Wertschöpfung auf Basis von Daten zu betreiben und resilienter und nachhaltiger zu werden. Damit wächst die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft, entsteht zusätzliche Wertschöpfung aus Daten und es bildet sich eine Infrastruktur für nachhaltige Produktion.
Manufacturing-X reiht sich ein in die großen X-Initiativen Gaia-X, eine europäische Plattform zum Austausch von Daten, und Catena-X für die Automobilindustrie. Sie sollen Europa als Datenökonomie voranbringen. Während Manufacturing-X branchenübergreifend für die Industrie - von Ausrüstern beziehungsweise dem Maschinenbau über Automotive bis hin zur Prozessindustrie - ausgerollt werden soll, ist Factory-X speziell für den Maschinenbau gedacht.