Anwenderbericht : Eine KI, die aus nur 15 Bildern lernt
Marvin Krebs leitet den technischen Vertrieb bei Xactools, einem deutschen mittelständischen Unternehmen, das sich auf Automations- und Messtechnik spezialisiert hat. Als "gezwungenermaßen innovationsgetrieben" beschreibt er seine Branche, denn die Anforderungen steigen. Immer weniger werde beim Messen zum taktilen Taster gegriffen, dafür werde immer mehr optisch gemessen - etwa bei Oberflächen- bzw. Rauheitsmessungen. Jetzt hilft bei der Auswertung zusätzlich künstliche Intelligenz mit.
"Der wertvollste und kostenintensivste Punkt ist die Manpower. Deswegen sollte sie effizient dort eingesetzt werden, wo sie wirklich gebraucht wird", sagt Krebs. Seine Firma bietet daher vollautomatisierte Systeme für die Zuführung, fürs Handling, für unterschiedliche Messarten, sowie die Abführung und Verpackung. Um bei der optischen Messung auch die Auswertung zu automatisieren, brachte man DENKweit ins Spiel. Fraunhofer-Spin Off bietet eine Plattform namens Vision AI. CEO Dominik Lausch ist eigentlich Materialwissenschaftler. Seine Plattform soll mittels CT-Analysen auch schlecht aufgelöste Bilder erkennbar machen. Womit er sich von anderen Anbietern abheben will? Sein Tool braucht nur 15 Bilder für die Analyse. Und: die KI-Entwicklung wird mit dem Vision AI Hub von KundInnenseite angetrieben: "Wir stellen unseren Partnern ein Tool zur Verfügung, mit dem sie 24/7 und ohne eigenes Know-how eine Bildauswertung erstellen können".
Anwendungsbeispiele
Am Beispiel Felgenproduktion erklärt Krebs, wie das Tool die Lösungen von Xactools verbessert: "Wir haben ein automatisiertes System mit mehreren Kameras auf Roboterarmen installiert. So bekommen wir von jedem Punkt der Felge ein Bild. Diese Bilder werden dann auf 22 mögliche Fehlerklassen überprüft". Eine Arbeit, für die ein Mensch lange braucht - was in der Produktion sehr von Nachteil ist. "Die Taktzeit ist entscheidend. Der Hersteller will durch Qualitätskontrolle nicht aufgehalten werden", weiß der Vertriebsleiter. Als weiteres Beispiel nennt er die Qualitätskontrolle bei Hartmetallwerkzeugen. Diese weisen eine sehr große Variabilität an Geometrien auf, beispielsweise bei CNC Schneidplatten, was die Prüfung ohne KI-Unterstützung besonders aufwändig macht. In welche Richtung die Auswertungen laut Krebs noch stärker gehen? "Wir werden noch mehr Information in 3D erhalten. So können wir beispielsweise die Tiefe von Kratzern ausmessen".
Die HauptkundInnen von DENKweit sind Automatisierer und Geräteherstellerinnen, für die das Puzzleteil der Bildauswertung übernommen wird. Wie Unternehmen aus dem Bereich der industriellen Fertigung ihre KI-gestützte Bildauswertung starten können? "Sehr einfach", beteuert Lausch, "Einen Log-In erfragen, Bilder hochladen, Lösungen erstellen und ausprobieren".
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