Elektroindustrie : Elektroindustrie gewinnt an Spannung
Während die Produktionsleistung 2020 im EU-Schnitt um 3,5 Prozent nachließ, waren es in Österreich nur 2,1 Prozent, wie einem Branchenbericht der UniCredit Bank Austria von heute, Mittwoch, zu entnehmen ist. Und das Minus werde hierzulande schon heuer wieder wettgemacht. Österreichs gesamte Industrie brauche dafür „zumindest bis 2022“. „Wir erwarten, dass die Elektroindustrie in Österreich das Vorjahresminus noch 2021 aufholt, angetrieben vom rasch wachsenden Bedarf an neuer Informations- und Kommunikationstechnologie und den öffentlichen Investitionsprogrammen, die zur Abfederung der negativen wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise gestartet werden“, betont Bank-Austria-Ökonom Günter Wolf.
Das Krisenjahr 2020 beendete die heimische Elektroindustrie den Angaben zufolge mit geringen Verlusten als in den meisten großen europäischen Ländern. Sie sei auch eine der wachstumsstärksten Branchen im europäischen Vergleich. Die Produktionsleistung der Elektroindustrie habe bereits im vierten Quartal 2020 an Schwung gewonnen und sei im Jänner 2021 weiter gestiegen. Zuletzt seien im März auch die Produktionserwartungen der Unternehmen in der Herstellung von Elektronik „deutlich optimistischer geworden“, heißt es in dem Branchenbericht weiter. Hier signalisierten zudem der starke Zuwachs der Bestelleingänge zur Jahreswende sowie die in den ersten zwei Monaten 2021 um drei Prozent höheren Beschäftigungszahlen einen anhaltenden Konjunkturaufschwung.
Auch bei den Betrieben im Bereich Elektrotechnik sei der Optimismus in den ersten Monaten 2021 gewachsen. Allerdings hat sich der Aufschwung hier noch nicht gefestigt - das zeigen die im März wieder etwas vorsichtigeren Produktionserwartungen.
Langfristiger Erfolg
Langfristig ist die Branche im Außenhandel der Analyse zufolge vor allem mit Produkten der investitionsnahen Segmente überdurchschnittlich erfolgreich. Elektromotoren, Stromaggregate, Transformatoren und ähnliche Geräte spielten 2020 einen Exportüberschuss von 933 Millionen Euro ein, Schalter, Stecker und Leiterplatten ein Aktivum von 243 Millionen Euro. Die Handelsbilanz mit Batterien, Lampen und elektrischen Fahrzeugausrüstungen litt zwar in den vergangenen zwei Jahren unter den starken Exporteinbußen im Bereich der Fahrzeugelektronik, lag aber 2020 noch mit 281 Millionen Euro im Plus. Die Medizintechnik und Mess- und Prüfgeräte, weitere „Erfolgsprodukte der heimischen Elektroindustrie“, trugen zusammen einen Überschuss von 464 Millionen Euro zur Außenhandelsbilanz bei.
Verluste am Weltmarkt
Doch trotz der Exporterfolge der investitionsnahen Segmente verlor die heimische Elektroindustrie Weltmarktanteile. Von 2010 bis 2019 verringerte sich der Anteil am weltweiten Export elektrischer Maschinen und Ausrüstungen von 0,8 Prozent auf 0,6 Prozent. Kostengünstige Produktion in großen Stückzahlen sei vor allem im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ein essenzieller Wettbewerbsfaktor. Die Hersteller wanderten aus den Hochlohnländern ab und die stark steigende Nachfrage werde im Wesentlichen über Importe gedeckt, wie das hohe Außenhandelsdefizit klar zeige, heißt es im Bericht.
Österreich legt zu
Alles in allem wächst Österreichs Elektroindustrie im internationalen Branchenvergleich laut Branchenbericht „überdurchschnittlich rasch“. Seit 2008 legte die Produktion der Elektronikindustrie um 61 Prozent zu, im Vergleich zu 1 Prozent im EU-Schnitt, in der Elektrotechnik um 15 Prozent. Hier ist die EU-Produktion um 14 Prozent gesunken, vor allem in den großen Herstellerländern Deutschland, Frankreich und Italien, wo die Branche auch in den Krisenjahren 2009 und 2020 „deutlich stärkere Rückschläge als in Österreich“ verbuchte.