Start-up : Diese 13 Start-ups aus Österreich könnten die Industrie revolutionieren
Land der Berge, Land am Strome, Land der Startups, Land der Innovationen. Österreich belegte im „EU-Innovations-Ranking“ von 2019 Platz neun. Nun steigt das Land innerhalb nur eines Jahres im "European Innovation Scoreboard" von Platz neun auf Platz acht auf und schließt immer dichter an Deutschland auf. Das liegt vor allem an den hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung und einer großen Anzahl an kreativen klein- und mittelständischen Unternehmen. Die zwei Bundesländer Wien und Oberösterreich heben sich dabei aufgrund der Vielzahl an Startups besonders von den anderen ab, wie auch diese 13 Industrie-Startups beweisen:
1. Compunity
Das Startup aus Linz hilft Produktionsunternehmen beim Entwurf und Zusammenfügen von Komponenten zu komplexen Industrie 4.0-Systemen. So soll die Kommunikation zwischen Systemkomponenten unterschiedlicher Lösungsanbieter immer gewährleistet werden. Sie seien von einer Online-Dating-Plattform inspiriert worden sein, dessen Prinzip sie auf cyberphysische Produktionssysteme ummünzen. „Produktionssysteme werden in virtuelle Bausteine mit einheitlichen Schnittstellen aufgeteilt, um somit schneller und leichter zusammengefügt, erweitert, verändert und wieder zerlegt zu werden“, so Harald Müller, Gründer von Compunity.
2. qBot
Das Grazer Hardware-Startup, gegründet von drei Studierenden der TU Graz, hat mit seiner intelligenten CNC-Fräse für Aufsehen gesorgt. Diese soll dank leichter Handhabung und intuitiver Software auch für jene Nutzer geeignet sein, die noch keine Erfahrung mit dem Gerätetyp haben. Weil die Drei oft Teile, die sie für komplexe Projekte brauchten, teuer fräsen lassen mussten und 3D-Druck bei den Materialien zu sehr einschränkte, bauten sie kurzum ihre eigene CNC-Fräse. Das Ergebnis: Minimill – die wohl kompakteste und günstigste Fräse, die diese Branche je gesehen hat. Mit der speziell für Minimill kreierten Open-Source Software wurden Genauigkeit und Verlässlichkeit der Maschine gesteigert. Jetzt nimmt die Software dem Bediener Arbeitsschritte so weit wie möglich ab und erfordert nur eine minimale Einschulung. „Alle kritischen Arbeitsschritte werden durch die Software überwacht, so dass es zu keinen gefährlichen Situationen kommen kann“, betont Martin Viereckl, zuständig für die Softwareentwicklung bei qBot.
3. Upnano
Das Wiener Startup UpNano hat einen Mikro-3D-Drucker entwickelt, mit dem sehr kleine Teile sehr schnell produziert werden können. Die Miniaturprofis arbeiten mit ihrem Druckverfahren im Nanobereich. Mit der Technologie von Upnano können Objekte mit einer Größe von 100 nm bis über 20 mm gedruckt werden. Das Druckverfahren ist dabei bis zu 100-mal schneller als herkömmliche 3D-Drucksysteme, die bisher im Einsatz sind. Der Geschäftsführer Bernhard Küenburg, ist überzeugt, dass mit Upnano technologische Grenzen überschritten werden können und sich ein Universum der Kleinstbauteile eröffnet.
4. Lithoz
Früher Startup, heute international in der 3D-Druck-Szene verankert: Die Rede ist von Lithoz. Auch dieses Start-up wurde von TU-Absolventen gegründet. Die im sechsten Wiener Gemeindebezirk angesiedelten Techniker stammen alle aus unterschiedlichen Disziplinen – Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Chemie. Im Auftrag ihres Professors arbeiteten sie mit Keramik im Zusammenhang mit 3D-Druck. Die Interdisziplinarität kam ihnen zugute und so entstand die Business-Idee. Nach dem Studium fertigten der Maschinenbauer und der Wirtschaftsingenieur eine Maschine an und gründeten 2011 die Firma Lithoz, die auf die Entwicklung und Herstellung von Materialien und generativen Fertigungssystemen für den 3D-Druck von Knochenersatzmaterialien und Hochleistungskeramiken spezialisiert sind. Das Unternehmen hat ein einzigartiges Fertigungssystem entwickelt, mit dem Keramiken für komplexe sowie hochpräzise industrielle und medizinische Anwendungen generativ hergestellt werden können.
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5. Blue Danube Robotics
2013 gegründet, ist es heute vor allem für seine drucksensitive Roboterhaut „Airskin“ weltweit bekannt, für das das TU-Spin-off auch schon mehrere Awards abgeräumt hat. Mit Airskin hat Blue Danube Robotics eine robuste und drucksensitive Roboterhaut entwickelt, die es ermöglicht, dass Roboter in Zukunft sicher mit dem Menschen zusammenarbeiten. Die Haut besteht aus Schaumstoff, in dessen Inneren Sensoren eingebaut sind. Diese messen jede noch so geringe Druckveränderung und leiten die Information an die Steuerung des Roboters weiter. "Die Maschine erkennt, dass ein Kontakt hergestellt wurde, und stoppt sofort", so Walter Wohlkinger, Gründer des Jungunternehmens. Produktionsbetriebe können damit erstmals eine effiziente Mensch-Roboter-Kollaboration umsetzen.
6. Incus
Alles begann in der Abteilung Metallmaterialien bei Lithoz. Gerald Mitteramskogler - heute CEO von Incus - hatte sich der additiven Fertigung mit magnetischen Metallen gewidmet. Gemeinsam mit seinem Projektteam hat er auf Basis des keramischen Verfahrens von Lithoz getüftelt und probiert. Neuland für Lithoz, doch Mitteramskogler blieb hartnäckig. Das Ergebnis war ein komplett neues Verfahren. Die Hammer-Maschinenserie nutzt Photopolymerisation für die additive Fertigung von Metallkomponenten. Diese Technologie kombiniert Oberflächenästhetik für feine Strukturen mit Kosteneffizienz, Reproduzierbarkeit und erhöhter Fertigungsgeschwindigkeit. Der Prozess nutzt einen Werkstoff, der die Sicherheit der Arbeitsumgebung verbessert, das Bedürfnis nach schützenden Gasatmosphärenlösungen umgeht und Reproduzierbarkeit ohne aufwändige Prozessparameter bietet. „Mit unserer neuen Druckerserie ist es nicht nur möglich, sehr kleine, komplexe Komponenten mit der feinsten Oberflächenstruktur zu fertigen, aber auch neue Metallpulver-Mischungen zu nutzen, wie etwa nicht schweißbare Pulver“, so der Chef Gerald Mitteramskogler von Incus.
7. Ondewo
Das Wiener Startup hat es geschafft, mittels KI den „Smalltalk“ zwischen Maschine und Mensch zu verbessern. „Wir haben eine Conversational AI Plattform mit fortgeschrittenen Deep Learning- und Machine Learning Algorithmen entwickelt”, erklärt Andreas Rath das Geheimnis jener Plattform, die es Maschinen erlauben soll, natürlich-sprachliche Dialoge mit Menschen zu führen – mit dem Ziel, das besser als alle bisherigen Lösungen zu schaffen.
8. Craftworks
Die intelligenten Algorithmen von Craftworks können nicht nur prognostizieren, wann eine Anlage ausfallen wird, sondern auch, warum. Das Team setzt auf Nachvollziehbarkeit von smarten Algorithmen. „Machine Learning und KI sind bis heute Black Box-Modelle“, so CSO Michael Hettegger. Das Startup setzt hier an: „Wenn ein Algorithmus sagt, dass eine Maschine vermutlich ausfällt, aber nicht sagen kann, warum oder wie es zu dieser Entscheidung kommt, dann ist das für den Menschen schwierig nachzuvollziehen und zu akzeptieren“, so der CSO. Bis jetzt hat das Start-up Kunden in Deutschland, Österreich, Ungarn, den Niederlanden und der Schweiz, darunter Porsche und Andritz.
9. Prewave
Das Wiener Startup Prewave nutzt künstliche Intelligenz und Social-Media für sein Live-Monitoring von Störungen in Lieferketten. Es unterstützt dabei Unternehmen aus der Automobil-, Chemie-, Metall- und Elektronikindustrie. Der Service von Prewave hilft hochkomplexe Lieferketten im Blick zu behalten. „Wir erkennen bereits die ersten Anzeichen eines sich anbahnenden Risikos, etwa Streikdrohung oder Entlassungswellen, und melden diese unsere Kunden“ erklärt Harald Nitschinger, Co-Gründer und Geschäftsführer von Prewave. Hinter der Analyse steckt eine Kombination von Machine Learning Algorithmen mit denen die semantische Relevanz eines Textes erkannt wird.
10. Cargometer
Das Startup ermöglicht erstmals die 3D-Vermessung von Ladegütern am fahrenden Flurförderzeug. Start-up Gründer Michael Baumgartner verfasste seine Dissertation zum Thema CO2-Reduktion im Schwerverkehr. Dort patentierte er ein Verfahren zur Messung der Auslastung eines bewegbaren Laderaums. Zusammen mit Co-Gründer Ludwig Österreicher entwickelte er dann eine neue Art der 3D-Frachtvermessung am fahrenden Objekt. Bis zu 30 Aufnahmen pro Sekunde schießen spezielle Sensoren an den Ladetoren vom vorbeifahrenden Stapler. „Unsere Software generiert dann aus diesen Daten ein 3D-Modell, mit den genauen Werten der Palette hinsichtlich Länge/Breite/Höhe.“ Kombiniert mit den Barcodes werden die Infos dann an die ERP Software übergeben. Spediteure können so feststellen, ob sie mit ihrer Ladung tatsächlich Geld verdienen und vor allem auch die Auslastung der Lkw optimieren.
11. Steel but Smart
„Steel but Smart“ von S1 Seven zielt darauf ab, die Lieferketten in der Stahl- und Metallindustrie transparent zu machen, indem eine Vielzahl unterschiedlicher Werkszertifikate verknüpft und somit eine einzige lückenlose, unveränderliche, rückverfolgbare und vertrauenswürdige Dokumentation der Produktionshistorie Vorgaben ermöglicht wird. Dies gelingt auf Basis von Blockchain-Technologie und mithilfe von Maschinen-Zertifikaten. Metallproduzenten können diese Technologie in Zukunft dazu nutzen, um ihren Kunden innovative und einzigartige Produkteigenschaften zur Verfügung zustellen. Digitale Zwillinge sind die Basis für eine optimierte Verfahrenstechnik, etwa um die CO2-Emmissionen zu senken und letztendlich die Produktion von de-karbonisiertem Stahl zu ermöglichen.
12. Cubicure
Das Spin-off der TU Wien macht Spritzguss Konkurrenz: Mit der Hot Lithography von Cubicure lassen sich hochviskose Harze mit höchster Präzision verarbeiten. Darunter nun auch erstmals flexible oder schwer entflammbare Kunststoffe. Die mittels lithographischem 3D-Druck hergestellten Bauteile weisen vorwiegend spröde Materialeigenschaften und eine geringe Wärmeformbeständigkeit auf und bieten daher keine zufriedenstellenden Lösungen für den industriellen Produktionssektor. Ein wesentlicher Prozessvorteil der Hot Lithography ist vor allem die Möglichkeit, zähflüssige Pasten und dadurch auch gefüllte Polymersysteme prozesssicher und mit höchster Genauigkeit zu verarbeiten. Über anorganische oder organische Füllstoffe können zusätzliche Materialeigenschaften im Kunststoff integriert werden. Einen großen Vorteil kann dies im Bereich schwer brennbarer oder selbstverlöschender Materialien darstellen.
13. Kontrol
Wieder haben Linzer ihre Hände im Spiel: Kontrol will autonome Verkehrsmittel mit mathematischen Beweisen sicher machen. Die Technologie lässt zwar noch auf sich warten, sie wird aber als Schlüsseltechnologie der Smart City gehandelt. Genau in diesem vielversprechenden Bereich sah Michael Naderhirn, der früher bei einer zu Airbus gehörigen Firma an Antikollisionsmechanismen arbeitete, sein Geschäftsfeld. Der Gründer von Kontrol möchte „Fluglizenzen und Führerschein auf Chip“ für autonomes Fliegen oder autonomes Fahren verkaufen. „Das Businessmodell von Kontrol ist im Prinzip recht einfach. Wir verkaufen ein ‚system on a chip‘, das garantiert, dass autonome Fahr- und Flugzeuge sich an bestehende Regeln halten und sicher sind. Als Kunden kommen also Hersteller von Autos und Flugzeugen in Frage. Denn für alles, was autonom durch die Gegend fliegt oder fährt, muss der Beweis erbracht werden, dass es sich an Gesetze hält und keine Unfälle verursacht – und da kommt Kontrol ins Spiel“, erklärt CEO Naderhirn.