Digitalisierung : Crane Watching: Warum Konecranes auf Remote Monitoring setzt

Konecranes Remote Monitoring
© Konecranes

Kranfahrer, die ihr Arbeitsgerät besonders gut beherrschen – und das auch zeigen wollen –, arbeiten bisweilen mit unorthodoxen Techniken. Dazu gehören etwa schnelles Heben und Senken mit häufigem Einsatz des Not-Aus. Das ist beeindruckend und auch nicht verboten. Und es ist ziemlich schlecht für den Kran.

Ähnliches gilt für den Schrägzug – auch dies ist keine Fehlbedienung im engeren Sinne, doch es geht zulasten der Lebensdauer des Krans.

„Wir verfolgen das Prinzip des Lifecycle Care“, sagt Markus Pagliarini, „wir wollen die Anlage über den kompletten Lebenszyklus entsprechend betreuen.“ Es gehe vor allem darum, sagt der Director Industrial Service South East Europe bei Konecranes, die einzelnen Schritte rechtzeitig zu erkennen: vorgesehene Wartungen etwa, Reparaturzyklen, Retrofits, am Ende auch der Austausch der Anlage.

In der Vergangenheit, sagt Pagliarini, war dies nur im Rahmen vorbeugender Wartung möglich, bei der ein Servicetechniker vor Ort sein musste. Dank Remote Monitoring können die Daten des Krans nun in Echtzeit ausgewertet werden.

Schritte zum Industrial IoT

Mit Remote Monitoring nähert sich Konecranes dem Ideal des Industrial IoT an. Ausgewählte Kran-Daten werden an der Anlage erfasst, analysiert und über ein zentrales Onlineportal in Echtzeit sichtbar gemacht. Die Nutzer können somit jederzeit Informationen über den Zustand ihres Krans oder ihrer Kranflotte erhalten, und sollte ein kritischer Zustand drohen, erfolgen auf Wunsch Sicherheitswarnungen über E-Mail oder SMS.

Sämtliche Informationen werden in Form eines Dashboards ausgewiesen, das mit wenigen Blicken den Zustand der Anlage erkennen lässt.

„Früher wurden solche Datenauswertungen oft von Ingenieuren für Ingenieure erdacht, und es gab einige wenige Spezialisten, denen das auch wirklich gut gefallen hat“, sagt Markus Pagliarini. „Für alle anderen ist ein intuitives Dashboard natürlich wesentlich angenehmer.“

Fernüberwachung dient letztlich natürlich der Vermeidung des schlimmsten Falls: des ungeplanten Stillstands. Der kann ein Unternehmen im Ernstfall mehrere 10.000 Euro pro Stunde kosten, obwohl vielleicht nur eine Kran-Bremse im Wert von 2.000 Euro hätte getauscht werden müssen. Tatsächlich geht es aber um mehr.

Nummer Sicher

Die Erfassung und Bereitstellung von Informationen zu sicherheitsrelevanten Belangen ist eine zentrale Funktion des Remote Monitoring. Wird ein Kran über längere Zeit abnormal eingesetzt, gefährdet das nicht nur den effizienten Betrieb, sondern auch die Sicherheit der Mitarbeiter. Überlastung mit zu viel Gewicht oder unnötige Notstopps lassen Komponenten verschleißen.

Übermäßiger Einsatz von Notstopps kann die Lebensdauer der Bremsen erheblich verkürzen und potenziell zu Unfällen führen. Mithilfe von Remote Monitoring können detaillierte Daten zu ungewöhnlichen Nutzungssituationen erfasst werden, mit denen Probleme identifiziert und deren Behebung geplant werden können.

„Für viele unserer Kunden sind die Krane zwar kritische Infrastruktur, aber nicht zentrales Produktionsmittel“, erzählt Wolfgang Reichl, Sales Manager für Österreich, Slowenien und Griechenland bei Konecranes. „Arbeitssicherheit und Betriebssicherheit gehen aber Hand in Hand. Was sieht der Kunde denn vom Kran? Meist nur die Steuerflasche und den Haken. Dazwischen ist aber viel Platz für Fehlnutzung.“

Wer wirklich weiß, wie die Anlage genutzt wird, könne sie auch so warten, dass optimale Arbeits- und Betriebssicherheit möglichst lange erhalten bleiben.

Wie werden die Krane genutzt?

Krane sind zwar prinzipiell auf bestimmte Einsatzzwecke ausgelegt und optimiert – doch die ändern sich im Laufe der Zeit relativ häufig. Wird der Kran also „richtig“ eingesetzt? Auch hier spielt Remote Monitoring eine Rolle. Durch die Verfolgung der Motoraktivität des Hubwerks, der Betriebsstunden und der Produktionszykluszeiten kann Fernüberwachung helfen, mögliche Problempunkte beim Einsatz des Krans zu ermitteln. Damit lässt sich feststellen, ob der Kran so eingesetzt wird, wie er vorgesehen und konstruiert wurde.

So können die Daten beispielsweise mit den Auslegungsgrenzen des Krans verglichen werden, um den Verschleiß von Bremsen und Motoren abzuschätzen und Fälle zu identifizieren, in denen der Einsatz übermäßigen Verschleiß verursacht. Das Wissen um den Einsatz ermöglicht wiederum eine verbesserte Planung der Wartung. „Die Nutzungsdaten versetzen uns in die Lage, unseren Kunden maßgeschneiderte Wartungspakete anzubieten“, sagt Markus Pagliarini.

Verbesserte Trainings

Wer die gesamte Historie des Kraneinsatzes vorliegen hat, wird auch in die Lage versetzt, Bediener- und Serviceschulungen zu optimieren. Die Auswertungen zeigen etwa, wo Schulungsbedarf für die Kranbediener besteht. Profitieren können aber auch die Instandhaltungsteams des Unternehmens: Sie erhalten ein stärker ereignisbezogenes Bild vom Kraneinsatz und können auf Basis dieser Daten allgemeine Inspektionsschwerpunkte festlegen, die Wartung vorbereiten und die Ergebnisse von Behebungsmaßnahmen im Hinblick auf die Leistungsziele des Krans aufzeichnen.

Was die grundlegende Aufmerksamkeit für Krane betrifft, ist Markus Pagliarini Realist: „Für uns stehen Krane täglich im Mittelpunkt, für viele unserer Kunden nicht – so ehrlich muss man sein. Und während es in großen Unternehmen einen Fachmann gibt, der für die Krane zuständig ist, so ist es bei kleineren oft etwa der Facility Manager. Und von dem kann man nicht verlangen, dass er jeden Tag in ein Crane Portal oder eine benutzerspezifische Oberfläche einsteigt.“ In diesem Sinne, sagt Pagliarini, könne Remote Monitoring KMU durchaus den Schritt in Richtung Digitalisierung erleichtern.

Transparenz der gesamten Flotte

Unternehmen, die mehrere Krane in Betrieb haben, bietet die Fernüberwachung einen neuen, vollständigen Blick auf die Flotte. Sie erhalten ein klares Bild über den Status und die Leistung ihrer gesamten Kranflotte über einen bestimmten Zeitraum, von Standardkranen bis hin zu Schwerlastkranen. So wird auch möglich, einzelne Problemmuster miteinander in Beziehung zu bringen. Das ist nicht zuletzt deshalb von Relevanz, da die Schwerlastkrane aufgrund ihrer Bedeutung für den Produktionsprozess oft mehr Aufmerksamkeit erhalten als andere.

Die Kenntnis der Nutzung kann manchmal durchaus in eine Prozessoptimierung münden, erzählt Pagliarini: „Wenn wir etwa sehen, dass wir nur mit einer Anlage von mehreren ein Thema haben, kann das auch dazu führen, dass der Kunde den Prozess in der Halle abändert.“ Das, betont er, könne aber nur im Rahmen eines Beratungsgesprächs geklärt werden.

Ein Baustein der Strategie

Die Bedeutung der gewonnenen Daten geht allerdings über den Kraneinsatz selbst hinaus. Sie fügen sich ein in den Pool an Informationen, die letztlich ein Unternehmen in die Lage versetzen, strategische Entscheidungen zu treffen. Dass der Umgang mit Daten immer ein heikles Thema ist, erlebt auch Wolfgang Reichl: „Es ist immer ein Wechselspiel zwischen Daten, die der Kran sammelt, und Daten, die der Kunde zur Verfügung stellen möchte. Auch wenn klar ist, dass die Kundendaten bei uns unter Verschluss sind, zögern hier doch manche Unternehmen.“

Der Einstieg in Remote Monitoring geschieht daher häufig über einen Umweg, erzählt Reichl: „Den Unternehmen geht es in erster Linie darum, geplante Stillstände zu optimieren und ungeplante zu vermeiden. Sie wollen effizient produzieren. Sie fragen also Leistungen nach, die man mit Remote Monitoring einfach besser liefern kann.“