Story zum Ranking : Was Österreichs Anlagenbau 2017 bewegte

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© Jan Woitas / dpa / picturedesk.com

Er ist der jüngste Blickfang der Grazer Skyline: Der 60 Meter hohe SFL Science Tower in der steirischen Landeshauptstadt, der am 21. September eröffnet wurde, gilt als städtebauliches Wahrzeichen der künftigen Smart City Graz. Dass das neue Zentrum für Forschung und Unternehmertum rund um neue Energie- und Umwelttechnologien voll mit intelligenter Gebäudetechnologie und Umwelttechnik ist, versteht sich von selbst. Denn Bauherr ist der steirische Fassaden- und Anlagenbauer SFL Technologies (Platz 30). Bei der Fassade kommen weltweit zum ersten Mal großflächige Energiegläser mit Grätzelzellen, die organische Farbstoffe nutzen, um mit ihnen Licht in elektrischen Strom umzuwandeln und ohne Silizium auskommen, sowie Dünnglas aus eigener Produktion zum Einsatz. Ein weiteres technisches Highlight ist ein fahrbarer Sonnenschutz aus Ultraleicht-Photovoltaikmodulen in der Fassade, der den Turm in 24 Stunden einmal umrundet. In Kombination mit der solaren Großanlage in Stallhofen, dem Wärmespeicher unter dem Gebäude und Wärmepumpen kann der Energiebedarf des Turmes zu 100 Prozent mit Sonnenenergie gedeckt werden. Abgerundet wird der High-Tech-Turm von einer Aussichtsplattform mit einem Smart Urban Gardening Bereich mit 300 m2 Nutzfläche. „Der Science Tower ist nicht nur ein Bauwerk, er ist eine Botschaft für eine lebenswerte, urbane Zukunft - mit disruptiven Lösungen wie dem Energieglas mit Grätzelzellen", sagt dazu Technikvorstand Mario J. Müller.

Knapp auf Rekordwelle

Bereits einige Tage vorher wurde in Dobl bei Graz der Knapp Campus eröffnet. Die Knapp AG (Platz 2) hat rund fünf Millionen Euro in den fünfstöckigen Gebäudekomplex investiert. Die bereits länger in Dobl ansässigen Unternehmenstöchter Knapp Industry Solutions GmbH und ivii GmbH werden gemeinsam mit dem konzerneigenen Start-up redPilot am Campus Technologien für Industrie und Logistik entwickeln. Aber nicht nur in Dobl wurde investiert, betonte Bernhard Rottenbücher, Mitglied der Geschäftsführung der Knapp AG, bei der Eröffnung. Erst vor kurzem sei der Ausbau der Knapp Systemintegration GmbH in Leoben abgeschlossen worden und auch im Knapp-Headquarter in Hart bei Graz wird bis Mitte 2019 ein modernes, sechsgeschossiges Bürogebäude entstehen. Feiern konnte der steirische Intralogistiker aber auch anderweitig: er konnte im Geschäftsjahr 2016/17 den Nettoumsatz um 8,6 Prozent auf 631,88 Millionen Euro und den Gewinn von 30 auf 34,82 Millionen Euro steigern. Mit diesem Bilanzergebnis und einem Rekord-Auftragseingang von über 700 Millionen Euro wurden nach Unternehmensangaben die Ziele in Bezug auf Umsatz und Ergebnis übertroffen.

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Einkaufsfreuden bei Doppelmayr

Über diverse Eröffnungen konnte sich auch der Seilbahnhersteller freuen: zum einen über jene des neuen Bürogebäudes in Wolfurt. Rund 450 Mitarbeiter sind in das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Werk Hohe Brücke, der größten Produktionsstätte der Doppelmayr Gruppe (Platz 3), liegende Bürogebäude eingezogen. Michael Doppelmayr sieht den Neubau als Chance: „Unser neues Haus ist eine schöne Hülle, die von uns gefüllt wird: mit Leidenschaft für Seilbahnen, mit Jahrzehnten von Erfahrung und Kompetenz und dem unbedingten Ziel, für unsere Kunden weltweit Höchstleistungen zu erbringen.“ Zum anderen wurde, ebenfalls im Juni, die so genannte Busan Air Cruise in Busan, der zweitgrößten Stadt der Republik Korea, in Betrieb genommen. Die Seilbahn führt über das Meer und erschließt von der Stadt aus einen Freizeitpark und einen interessanten Aussichtspunkt. Ende November wiederum wurde in der bolivianischen Hauptstadt La Paz/El Alto die nächste Seilbahnlinie im größten urbanen Seilbahnnetz der Welt eröffnet. Weiters war der Seilbahnhersteller auf Einkaufstour: Rückwirkend mit 1. April 2017 hat Doppelmayr/Garaventa Gruppe die weltweit im Bereich von Seilbahn-Steuerungsanlagen tätige Schweizer Frey AG in Stans übernommen. Bereits vor zwei Jahren waren beide Unternehmen eine strategische Partnerschaft in Form einer Technologiekooperation zur Entwicklung neuer Produkte, die in der Zwischenzeit erfolgreich am Markt eingeführt wurden, eingegangen.

Durchwachsenes Jahr bei Andritz

Auch die börsenotierte steirische Andritz AG (Platz 1) ist voll auf Wachstum eingestellt: so hat die Andritz Automation in Pensacola, Florida, und Eugene, Oregon, zwei neue Standorte in den USA eröffnet. Für März nächsten Jahres ist die offizielle Eröffnung des weltweit modernsten Forschungszentrums für Hygienepapiere, das PrimeLine Tissue Innovation and Application Center (TIAC), geplant. Derzeit laufen die finalen Testläufe. Die Forschungseinrichtung umfasst eine komplette und dem neuesten Stand der Technik entsprechende Hygienepapierproduktionslinie, inklusive Laboreinrichtungen für Tests und Versuchsläufe zur Entwicklung von neuen Produkten und Prozessen im Bereich Hygienepapier, und kann sowohl von Hygienepapierproduzenten als auch Lieferanten, Forschungs- und Entwicklungsunternehmen sowie Universitäten genutzt werden. Dazu flattern Aufträge aus aller Welt ins Haus: Für die staatliche chinesische Energieversorgungsgesellschaft Fengning Pump Storage Co Ltd wird Andritz zwei Pumpturbinen an das neue Pumpspeicherkraftwerk Fengning in der chinesischen Provinz Hebei liefern. Auftragswert: knapp 70 Millionen Euro. Drei Pumpenstationen mit insgesamt 27 Spiralgehäusepumpen gehen nach Indien, das Auftragsvolumen liegt bei 60 Millionen Euro. Ärger haben die Manager allerdings in Österreich: Dem vierköpfigen Vorstand droht eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 22 Millionen Euro wegen eines Arbeitsrechtsvergehen.

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Pleiten und Rettungen

Wenig erfreuliches brachte das Jahr für die Kärntner RH-Tech Gebäudetechnik und Anlagenbau GmbH (2016 Platz 50) in Poggersdorf. Das Unternehmen musste im Mai am Landesgericht Klagenfurt Konkurs anmelden. Die Überschuldung lag nach Angaben des KSV 1870 bei 7,3 Millionen Euro. Als Hauptursache wurden Verluste bei öffentlichen Projekten geltend gemacht. Wie der Phönix aus der Asche auferstanden ist hingegen der frühere Kresta-Chef Franz Kreuzer. Die Nachfolgegesellschaft des im Vorjahr in die Insolvenz geschlitterten Unternehmens Kresta Anlagenbau (Jetzt: K industries) hat mit 1. August 2017 die „KWE Ludwigshafen Stahl- und Industriebau GmbH“ (Rheinland-Pfalz) mit 32 Beschäftigten übernommen. Nur wenige Monate zuvor, im Februar 2017 hat die K industries GmbH Teilgeschäftszweige der Firma Althammer mit Sitz in Heidenheim, Baden-Württemberg übernommen. Seit Jahresbeginn verzeichnete K industries, seinem im Mai publizierten Mitarbeitermagazin zufolge, rund 100 neue Aufträge in einem Gesamtausmaß von mehr als 17 Millionen Euro. Das bedeute volle Auslastung und dass das angepeilte Ergebnis des am 30. Juni 2017 endenden Geschäftsjahres über Plan abschließen werde. (Anmerkung: Aufgrund der Insolvenz 2016 heuer nicht im Ranking vertreten.)

Neue Eigentümer bei Ingenia und TMS

Ein anderes Stehaufmännchen lebt in Linz. Knapp nicht unter den Top 50 geht es dem insolventen Feuerverzinkungsanlagenbauer Ingenia wieder besser. Was in Insiderkreisen seit Herbst 2016 die Runde machte, wurde noch im Dezember beschlossen: Denn mit 1. Februar 2017 stieg Anlagenbauer Asmag (Platz 34) bei Ingenia ein. „Wir sahen von Beginn an viele Anknüpfungspunkte, die sowohl im technischen Bereich als auch in der Planung sowie im Bau von Sonderanlagen bzw. Sondermaschinen für beide Unternehmen Vorteile bringen“, freut sich Ingenia-Gründer Rudolf Geiersberger über die Übernahme und Fortführung. Dem Dunstkreis von Asmag-Chef Johann Vielhaber entstiegen ist auch Andrea Möslinger. Die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin bei Profactor verstärkt nun das Managementteam von Ingenia. Sie soll den Anlagenbauer wieder voll auf Kurs bringen. Mit März hat der bisherige Eigentümer, eine kanadische Unternehmerfamilie, seine Firmengruppe TMS Valiant (Platz 16) mit Standorten in Linz und Windsor bei Detroit die Chinesen HCD verkauft. Damit ist eine Schwesterfirma in Shanghai hinzugekommen, die ebenfalls auf Karosserie-Rohbau spezialisiert ist. Die neue strategische Ausrichtung hat auch Veränderungen in der Geschäftsführung gebracht. Der langjährige Geschäftsführer Marc Deimling – er war seit 2008 im Unternehmen – hat die TMS verlassen. Sein Nachfolger heißt Daniel Stiers. Die neuen Eigentümer haben ambitionierte Wachstumspläne. Bis 2020 soll das Unternehmen um 25 Prozent wachsen.

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