Lieferengpässe : Weltweite Lieferketten-Störungen bis nach Österreich spürbar
Störungen in den globalen Lieferketten führen zu Problemen in den Häfen - das bekommt auch der für Österreich wichtige Hafen Hamburg deutlich zu spüren. Infolge großer Schiffsverspätungen stauen sich die Container auf den Terminals, was zu einer Überlastung der Lager führt, wie Hans-Jörg Heims, Sprecher des Hamburger Hafenlogistikers HHLA, sagte. Eine ganze Reihe von Schiffen müsse daher derzeit vor Helgoland warten, bis ein Platz in ihrem Zielhafen frei werde.
Wie kam es zu diesen Problemen?
"Ausgelöst durch die Coronapandemie gibt es seit zwei Jahren weltweit Störungen in den Lieferketten", sagte Heims. "In Folge von Lockdowns in großen chinesischen Städten ist der Betrieb in den dortigen Häfen immer wieder unterbrochen worden. Und dann stauen sich dort die Schiffe. Löst sich der Stau auf, kommt die Welle ein paar Wochen später in Europa an."
Die HHLA habe bereits zusätzliche Flächen mit Containern belegt. "Aber wir kommen an Grenzen, je länger die Situation auf den Lieferketten so angespannt bleibt", berichtete Heims. Je mehr Container in einem Lager stehen, umso größer sei der Aufwand beim Umschlag und desto länger dauere die Abfertigung.
Erste Auswirkungen sind zu spüren
Der Stau von Frachtschiffen wird auch für höhere Preise sorgen. "Auch in Deutschland werden die Lieferengpässe jetzt zu spüren sein", sagte Maximilian Butek, der Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Shanghai, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Das Exportvolumen des größten Hafens der Welt ist nach Schätzungen drastisch zurückgegangen.
Viele Unternehmen bekämen ihre Waren teilweise seit mehr als
drei Wochen nicht mehr aus dem Land, sagte der Delegierte. Auch alternative Lieferwege über andere Häfen reichten nicht aus, um den Ausfall abzufedern.
"Die Schockwellen, die der Stillstand hier in China auslöst, sind noch gar nicht im vollen Umfang fassbar", sagte der Delegierte. Es dürften Monate vergehen, um die Störungen in den Lieferketten zu beheben. Der Hafen an sich sei nicht das größte Problem. Die Schwierigkeit liege wegen der strengen Coronamaßnahmen vielmehr im Transport der Waren mit Lastwagen von und zum Hafen.
Welche Produkte und Waren besonders betroffen sind
"Das betrifft im Prinzip alle Warengruppen. Aber vor allem bei Elektronikartikeln und Rohstoffen oder Vorprodukten ist die Sorge groß", sagte der Delegierte. Der Lockdown betreffe mittlerweile alle Unternehmen - unabhängig von Branche oder Größe. Es gebe massive Beeinträchtigungen der Lieferketten, der Transport- und Logistik Möglichkeiten oder beim Personal und in der Produktion.
Vorsichtiger Optimismus
Rolf Habben Jansen, Chef der Reederei Hapag-Lloyd erwartet, dass sich die Situation in den chinesischen Häfen in vier bis sechs Wochen weitestgehend normalisiert.
Die aktuellen Probleme dürften sich aber ohnehin erst in etwa zwei Monaten voll auf Deutschland auswirken, schätzt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). "Dann könnte es etwa bei Elektronikartikeln wie Fernsehern oder Tablets oder bei Zwischengütern für die deutsche Produktion zu Verzögerungen kommen", sagte IfW-Handelsexperte Vincent Stamer. Das könnte beispielsweise Automobil-Hersteller oder Maschinenbauer treffen.