Verpackung von Abfällen : Recycelte Big Bags: Wie Abfall in Abfall verpackt wird

Big Bag Joachim Puhm

„Die technischen Möglichkeiten, um Abfall in Abfall zu verpacken, wären schon längst verfügbar. Nutzen wir sie endlich, um die Kreislaufwirtschaft auch im Verpackungsbereich vollflächig umzusetzen!“ Joachim Puhm, Geschäftsführer Puhm GmbH.

- © Puhm

Kritische Abfälle und Reststoffe werden heute bereits umfassend gesammelt. Wenn diese dabei erneut verpackt werden müssen, geschieht das jedoch fast ausschließlich in den hochwertigsten Materialien aus Primärkunststoff. So ist zum Beispiel bei Asbest und künstlicher Mineralwolle, die aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen von anderen Baurestmassen sicher getrennt werden müssen. Diese Verpackungen könnten mit den aktuellen technischen Möglichkeiten aber ohne weiteres aus Recyclingmaterial hergestellt werden, wie Joachim Puhm jetzt beweist: „Wir haben es in wenigen Wochen Entwicklungszeit geschafft hochwertige 100% Recycling Big Bags für Asbest und Mineralwolle herzustellen, ohne Primärkunststoff zu verwenden“, berichtet Puhm. Das Ausgangsmaterial dafür sei nichts anderes als alte, auf dem europäischen Markt verfügbare Big Bags. „Die technischen Möglichkeiten, um Abfall in Abfall zu verpacken, wären schon längst verfügbar. Nutzen wir sie endlich, um die Kreislaufwirtschaft auch im Verpackungsbereich vollflächig umzusetzen“, fordert Puhm.

Der Kunststoff-Recycling-Experte aus Drasenhofen hat es sich vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt, im Bereich Kunststoffverpackungen Schritt für Schritt eine Kreislaufwirtschaftslücke nach der anderen zu schließen. Nachdem er vergangenes Jahr durch eine innovative Kombination von Recyclingkunststoffen den weltweit ersten Mineralwolle-Sammelsack aus Recyclingmaterial hergestellt hatte, widmete sich Joachim Puhm nun den Big Bags und der Verpackung von gefährlichen Baurestmassen, wie Asbest und künstliche Mineralwolle.

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Herausforderung: Vorsortierung des Big Bag Grundmaterials

Um das möglich zu machen, war Pioniergeist gefragt. Die Herausforderung lag dabei in der Vorsortierung des Grundmaterials. Denn um aus gebrauchten wieder neue Big Bags herstellen zu können, benötigt man eine sehr hohe Qualität der Sekundärrohstoffe. Störstoffe müssen also restlos entfernt werden. Zu beachten ist dabei, dass Big Bags häufig komplexes Füllgut beinhalten und zum Teil stark verschmutzt sein können. Auch gefährliche Materialien dürfen keinesfalls in den Big Bag verfüllt gewesen sein. Durchgängige Sortenreinheit ist daher bei der Herstellung von rPP Big Bags ein wichtiger Faktor.

Der diffizile Prozess in der Aufbereitung des Grundmaterials sei auch der Hauptgrund dafür, dass herkömmliche Verpackungen aus Primärkunststoff zumeist am Markt noch billiger zu erwerben seien als Big Bags aus europäischem Recyclingmaterial, so Puhm: „Im Sinne der Kreislaufwirtschaft sollten aber Argumente wie Nachhaltigkeit, kürzere Transportwege und Erhaltung der Wertschöpfung wichtiger sein als Kostenfaktoren.“ Viele seiner Kunden würden jedoch bereits die Kreislaufwirtschaft beim Wort nehmen und sich sowohl für die „Herkunft“ ihrer Verpackungen als auch die Existenz nachhaltiger Alternativen interessieren. „Wer es mit der Kreislaufwirtschaft wirklich ernst meint, der muss auch seine Verpackungsmaterialien im Blick behalten“, sagt Puhm.

Rezyklatgehalt bei Kunststoffverpackungen: Rechtliche Anforderungen

Lange wurde das Potenzial von Recyclingkunststoff-Verpackungen generell vernachlässigt, mit aktuellen Gesetzesvorhaben aber steigt die Dringlichkeit für dieses Thema. So sieht etwa die im Entwurf vorliegende EU-Verpackungsverordnung unter anderem künftige Rezyklateinsatzquoten für Kunststoffverpackungen vor: Ab 2030 müssen diverse Sorten bereits einen Mindestanteil von 35% an Rezyklaten beinhalten, bis 2040 sollen diese Anteile dann sogar auf bis zu 65% steigen. Auch in den Ende Juni neu veröffentlichten Kriterien der EU-Taxonomie-Verordnung tauchen konkrete Mindestrezyklatgehalte für Recyclingverpackungen auf: Einzelne Verpackungsarten müssen hier schon ab 2028 mindestens 65% Recyclingmaterial enthalten. In Österreich sind ähnliche gesetzliche Bestimmungen – etwa im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie – zu erwarten, die Verpackungen aus Recyclingmaterial in allen Sektoren begünstigen werden.

Die 100% Recycling Big Bags sind dabei schon heute für alle Anwendungen der anspruchsvollen Asbest- und Mineralwolle-Sammlung geeignet und vor allem für Bau- und Abbruchunternehmen interessant, aber auch für Recycling- und Entsorgungsbetriebe oder kommunale Recyclinghöfe. Sie können sicher mit dem Stapler oder Greifer bewegt und transportiert werden, da sie widerstandsfähig und reißfest sind. „Unser Big Bag aus rPP weist alle Qualitätsmerkmale auf, wie ein Big Bag aus Neuware. Er ist genauso stabil, ist für sämtliche Lasten und Chargen geeignet und kann bis zu zwei Tonnen Material aufnehmen“, bestätigt Puhm. In Zukunft werden die Säcke auch mit QR- Codes versehen. Im Sinne der Nachvollziehbarkeit und Kunden- bzw. Benutzerinformation sollen damit Daten zur Herkunft und Verarbeitung abrufbar sein, sowie die Recyclingfähigkeit, der Recyclinganteil und die vielfältigen Anwendungen erklärt werden.